Rentenversicherung warnt in Münster vor möglichen Reha-Einschnitten ab 2027

Die Wohnungssuche für Menschen mit Behinderung in Münster stellt eine wachsende Herausforderung dar. Erfahre mehr über die aktuelle Situation, die UN-Behindertenrechtskonvention und mögliche Lösungsansätze.
Bild von Stefan Schweihofer auf Pixabay

Teilen:

Die Deutsche Rentenversicherung Westfalen sieht die medizinische Rehabilitation vor erheblichen Herausforderungen. In der Vertreterversammlung in Münster stellte Vorstandschef Alfons Eilers klar, dass das Reha-Budget für das Jahr 2025 von rund 462 Millionen Euro voraussichtlich nicht ausreichen wird. Hauptgrund ist eine deutlich gestiegene Nachfrage nach medizinischer Reha, verbunden mit einer zunehmenden Inanspruchnahme von Präventionsleistungen und Kinderrehabilitation. Zusätzlich belasten Kostensteigerungen die Budgetplanung, die in diesem Umfang vorher nicht absehbar waren.

Die DRV Westfalen macht darauf aufmerksam, dass das derzeitige Finanzierungssystem nicht mit dem realen Bedarf Schritt hält. Für Münster und das Münsterland ist die Lage besonders relevant, weil viele Versicherte aus der Region die Reha-Angebote der DRV-eigenen Kliniken und zahlreicher Vertragseinrichtungen nutzen. Sollte es zu einer Budgetüberschreitung kommen, müsste der überschreitende Betrag nach aktueller Gesetzeslage im Jahr 2027 wieder eingespart werden. Das könnte zu Einschränkungen im Leistungsumfang oder zu längeren Wartezeiten führen.Gesetzlicher Mechanismus zwingt zu Einsparungen – trotz hoher Nachfrage

Das System der Reha-Finanzierung ist gesetzlich gedeckelt.

Die Ausgaben richten sich nicht nach dem tatsächlichen Bedarf, sondern nach der Lohnentwicklung in Deutschland. Steigt der Bedarf stärker als das Budget, entsteht ein strukturelles Defizit. Genau davor warnt die DRV Westfalen: Sollte das Budget 2025 tatsächlich überschritten werden, wäre es gesetzlich vorgeschrieben, die Differenz zwei Jahre später einzusparen. So können ab 2027 spürbare Einschnitte entstehen, die sich direkt auf Patientinnen und Patienten auswirken.

Das lesen andere gerade

Bundesweite Fachverbände wie die DEGEMED kritisieren seit längerem, dass Reha- und Präventionsleistungen aus demselben gedeckelten Budget finanziert werden. Wenn Prävention – politisch gewünscht – ausgeweitet wird, ohne das Budget anzuheben, sinkt der Spielraum für die medizinische Rehabilitation. Dazu kommen steigende Vergütungssätze für Reha-Einrichtungen, die ebenfalls das Budget belasten. Insgesamt ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen wachsenden Anforderungen und einem starren gesetzlichen Finanzrahmen.

Reha-Zahlen zeigen steigenden Bedarf in Westfalen

Ein Blick in den aktuellen Jahresbericht der DRV Westfalen unterstreicht die Entwicklung: 2024 gingen mehr als 123.000 Anträge auf Rehabilitationsleistungen ein – mehr als vor der Pandemie und deutlich über dem Niveau von 2019. Rund 89.000 Anträge entfielen dabei allein auf die medizinische Reha. Die Bewilligungszahlen blieben hoch, im Vorjahr lag die Quote bei rund 73 Prozent. Besonders stark wächst der Präventionsbereich, der sich in zwei Jahren nahezu verdreifacht hat. Auch die Kinder- und Jugendreha gewinnt weiter an Bedeutung.

Für die Region Münster ist die Reha ein zentraler Baustein der Gesundheitsversorgung und ein wichtiger Faktor für die Arbeitswelt. Die DRV Westfalen betreibt mehrere eigene Kliniken und arbeitet mit vielen Partnerhäusern zusammen, sodass jährlich tausende Versicherte aus dem Münsterland Reha-Leistungen erhalten. Studien der Rentenversicherung zeigen, dass die große Mehrheit der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zwei Jahre nach der Maßnahme wieder oder weiterhin erwerbsfähig ist. Damit hat die Reha eine hohe Bedeutung für die Sicherung von Fachkräften.

Eigeninteressen und Versorgungssicherheit – eine schwierige Balance

Obwohl die DRV Westfalen vor allem mit Blick auf die Patientinnen und Patienten vor möglichen Engpässen warnt, spielt in der Debatte auch ein institutionelles Interesse eine Rolle. Eine Reform der Budgetdeckelung würde den Rentenversicherungsträgern und Reha-Kliniken mehr finanziellen Spielraum verschaffen und wirtschaftliche Risiken reduzieren. Gleichzeitig lässt sich das Argument der Versorgungssicherheit nicht von der Hand weisen: Reha-Leistungen gelten als wirksam, um Erwerbsfähigkeit wiederherzustellen oder zu erhalten, und entlasten damit langfristig auch andere Sozialversicherungszweige. Politik und Verbände müssen daher abwägen, wie ein Finanzierungssystem aussehen kann, das sowohl den steigenden Bedarfen gerecht wird als auch wirtschaftliche Anreize im Reha-Sektor berücksichtigt.

Politik in Berlin diskutiert – Lösung aber bisher offen

Fachverbände fordern seit Jahren, die Budgetdeckelung zu reformieren und an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Zwar gibt es aus der Bundespolitik Signale, den finanziellen Rahmen mittelfristig flexibler zu gestalten, doch konkrete gesetzliche Änderungen stehen bislang aus. Auch Eilers betonte in der Vertreterversammlung, dass Gespräche laufen, jedoch noch keine Entscheidung getroffen wurde.

Damit bleibt offen, ob die befürchteten Einschnitte ab 2027 eintreten. Sicher ist nur: Die Nachfrage nach Reha-Leistungen wird weiter steigen, und ohne eine Anpassung der gesetzlichen Vorgaben bleibt die Versorgung unter Druck. Für die Menschen in Münster und im Münsterland ist das ein Thema von wachsender Bedeutung.

Teilen:

Münster Map
Zum Aktivieren tippen
Route anzeigen

Mehr Beiträge: