
Wenn die Blätter fallen, greifen viele Münsteranerinnen und Münsteraner zu Rechen und Laubbläser. Doch wer zu gründlich aufräumt, nimmt der Natur genau das, was sie jetzt braucht. Denn im Herbst entscheidet sich, ob der eigene Garten ein Ort des Lebens oder eine leere Fläche wird. Ein naturbelassener Garten spart Energie, schützt das Klima und bietet Tieren dringend benötigte Rückzugsorte.
Während gepflegte Rasenflächen regelmäßig gemäht und gedüngt werden, verbrauchen sie Strom oder Benzin – und setzen damit CO₂ frei. Ein Elektrorasenmäher verursacht im Schnitt etwa 400 mg CO₂ pro Stunde, ein Benzinmodell mehr als das Dreifache. Damit stößt er so viel aus wie ein Kleinwagen auf acht Kilometern Stadtverkehr. Wer im Herbst weniger mäht, reduziert also nicht nur den Energieverbrauch, sondern verbessert auch die Klimabilanz seines Gartens erheblich.
Laub ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff. Wird es auf Beeten oder unter Sträuchern liegen gelassen, schützt es den Boden vor Frost, speichert Feuchtigkeit und verhindert Austrocknung. Beim langsamen Zersetzen entstehen Nährstoffe, die wieder in den Boden zurückgeführt werden. So ersetzt Laub teilweise Dünger und stärkt die Bodenstruktur.
Zudem ist das raschelnde Laub ein wichtiger Lebensraum: Igel, Insekten und Amphibien finden darin Schutz vor Kälte und Fressfeinden. Vögel profitieren ebenfalls, weil sie zwischen den Blättern Nahrung entdecken. Öffentliche Stellen wie der NABU und der BUND empfehlen daher, Laubhaufen im Garten bewusst stehen zu lassen. Wer das Laub nicht entsorgt, spart nicht nur Zeit, sondern auch den CO₂-Ausstoß, der beim Abtransport entstehen würde.
In vielen Gärten ist kaum Platz für wilde Ecken – doch genau diese sind für viele Tierarten lebenswichtig. Zwischen lockerem Strauchwerk und liegengebliebenem Schnittgut finden Eidechsen, Blindschleichen, Kleinsäuger und zahlreiche Insekten sichere Verstecke. Auch Wildbienen überwintern in Stängeln und Pflanzenresten, während Schmetterlinge wie der C-Falter verblühte Sträucher als späte Nahrungsquelle nutzen.
Naturnahe Gärten im Münsterland, in denen Brennnesseln, Brombeerhecken oder wilde Wiesen wachsen dürfen, schaffen kleine Oasen für die Artenvielfalt. Je weniger eingegriffen wird, desto stabiler bleibt das ökologische Gleichgewicht. Und wer auf den Einsatz motorisierter Geräte verzichtet, schützt nicht nur Tiere, sondern spart zusätzlich Energie.
Auch beim Düngen entscheidet sich, wie klimafreundlich der eigene Garten ist. Kunstdünger verursacht bei der Herstellung erhebliche CO₂-Emissionen und entzieht dem Boden Wasser. Besonders in Trockenphasen kann das den Pflanzen schaden. Organische Dünger wie Hornmehl, Kompost oder Gartenabfälle sind deutlich nachhaltiger, da sie Nährstoffe langsam freisetzen und das Bodenleben fördern.
Ebenso wichtig ist der Verzicht auf torfhaltige Blumenerde. Torf stammt aus Mooren – und Moore zählen zu den größten natürlichen Kohlenstoffspeichern weltweit. Wenn sie trockengelegt werden, entweichen große Mengen Kohlendioxid. Wer torffreie Erde verwendet, schützt damit indirekt das Klima. Auch in Münster und Umgebung weisen Umweltämter regelmäßig darauf hin, beim Kauf von Blumenerde auf den Aufdruck „torffrei“ zu achten.
Je höher der Rasen wächst, desto mehr CO₂ speichert er. Pflanzen wie Klee und Gänseblümchen erhöhen diesen Effekt zusätzlich. Ein seltener Schnitt spart Energie und fördert zugleich die Vielfalt der Pflanzenarten. Außerdem finden Kleintiere und Insekten dort Unterschlupf.
Insgesamt gibt es in Deutschland rund 17 Millionen Privatgärten, die zusammen zwei bis drei Prozent der Landesfläche ausmachen – fast so viel wie alle Naturschutzgebiete zusammen. Wenn viele Gartenbesitzer im Münsterland und darüber hinaus im Herbst auf übermäßige Pflege verzichten, entsteht eine riesige, lebendige Fläche, die Klima und Artenvielfalt zugleich schützt.