
Am Sonntag, den 23. Februar 2025, entscheiden die Wählerinnen und Wähler in Münster über ihre politische Vertretung im Deutschen Bundestag. Im Wahlkreis 128 treten mehrere Direktkandidaten an, um das Mandat zu gewinnen. Dabei setzen sie unterschiedliche Schwerpunkte – von sozialer Gerechtigkeit über Klimaschutz bis hin zur Wirtschafts- und Wohnungspolitik. Doch wer sind die Kandidaten für die Bundestagswahl 2025 in Münster, welche Ziele verfolgen sie, und welche Chancen haben sie auf das Direktmandat? Hier gibt es einen Überblick über die wichtigsten Bewerber und ihre politischen Positionen.
Sylvia Rietenberg, 59 Jahre alt, arbeitet als Referentin für den Paritätischen NRW und ist spezialisiert auf Sucht- und Drogenhilfe. Ihre politischen Kernthemen sind:
Soziale Gerechtigkeit mit Fokus auf Wohnungs- und Sozialpolitik
Ambitionierter und sozial verträglicher Klimaschutz
Stärkung der Demokratie
Als Sozialarbeiterin und Kommunalpolitikerin betont sie, dass Münster mutige Entscheidungen braucht, um künftige Herausforderungen zu meistern. Besonders in der Wohnungspolitik fordert sie eine stärkere Regulierung der Mietpreise und mehr Investitionen in sozialen Wohnungsbau. Zudem setzt sie auf bürgernahe Klimapolitik, die erneuerbare Energien fördert, ohne die soziale Gerechtigkeit aus den Augen zu verlieren.
Der 49-jährige Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Nacke ist Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Seine wichtigsten politischen Schwerpunkte sind:
Stabile Rente und gerechte Alterssicherung
Behebung des Fachkräftemangels
Solide Wirtschaftspolitik und Forschungsförderung
Er setzt sich für eine starke Bundeswehr, enge europäische Zusammenarbeit und nachhaltige Sozialpolitik ein. In der Debatte um die Rentensicherung plädiert er für eine Mischung aus Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren, um langfristige Stabilität zu gewährleisten. Ein weiteres Anliegen ist ihm die wirtschaftliche Entwicklung Münsters durch gezielte Innovationsförderung und Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Svenja Schulze, 56 Jahre alt, hat Germanistik und Politikwissenschaft studiert und ist aktuell Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ihre Kernthemen sind:
Gerechte Besteuerung
Innovationsförderung
Gute Arbeit
Schulze war von 2018 bis 2021 Bundesumweltministerin. Während ihrer Amtszeit wurde unter anderem das Klimaschutzgesetz verabschiedet, das verbindliche CO2-Reduktionsziele festlegt. Sie setzt sich weiterhin für soziale Gerechtigkeit ein und betont die Notwendigkeit fairer Löhne und besserer Bildungsangebote. Besonders in der Hochschulpolitik spricht sie sich für eine stärkere Förderung der Wissenschaft und eine gerechtere Finanzierung des BAföG aus.
Franziska Brandmann ist 30 Jahre alt und als Gründerin eines Start-ups tätig. Ihre zentralen Themen sind:
Wachstumswende durch wirtschaftliche Stärkung statt Subventionen
Aktienrente als nachhaltige Rentenreform
Effiziente Verwaltung durch Bürokratieabbau
Brandmann setzt auf Innovation und bessere Rahmenbedingungen für Gründer und Unternehmen. Sie betont, dass Deutschland im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung hinterherhinke und fordert eine konsequente Modernisierung der Verwaltung. Sie sieht darin nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern auch eine Chance zur Entlastung von Bürgern und Unternehmen.
Kathrin Gebel, 27 Jahre alt, studiert Psychologie und tritt für Die Linke an. Sie fordert:
Bundesweiten Mietendeckel und Preisstopp für sechs Jahre
Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel
Kostenfreie Kitas und bessere Betreuung
Ihre politische Vision ist eine umfassende soziale Umverteilung. Besonders im Bereich Bildungspolitik will sie einen Wandel herbeiführen und fordert die Abschaffung von Studiengebühren sowie eine bessere finanzielle Ausstattung von Hochschulen.
Auch die AfD hat einen Kandidaten für die Bundestagswahl 2025 in Münster. Der 70-jährige Dipl.-Informatiker Helmut Birke hat folgende Schwerpunkte:
Sofortiger Stopp der illegalen Einwanderung
Abschaffung des Digital Services Act
Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen
Birke betrachtet die AfD als einzige Alternative zur aktuellen Klimapolitik und fordert eine verstärkte Nutzung fossiler Energieträger. Zudem kritisiert er die Sozial- und Migrationspolitik der Bundesregierung und setzt sich für eine restriktivere Einwanderungspolitik ein. Er fordert eine Reform des Sozialstaats, die seiner Ansicht nach mehr Anreize zur Eigenverantwortung schaffen soll. Ebenso spricht er sich gegen eine weitere Integration der Europäischen Union aus und fordert eine Rückverlagerung nationaler Kompetenzen.
Maren Berkenheide ist 28 Jahre alt, Wirtschaftspsychologin und Account Managerin. Ihre wichtigsten Anliegen:
Investitionen in erneuerbare Energien und nachhaltige Stadtentwicklung
Stärkung des Radverkehrs und bezahlbarer Wohnraum
Mehr Mitspracherechte für EU-Bürger
Volt setzt auf europäische Zusammenarbeit und eine moderne, umweltfreundliche Stadtentwicklung. Sie sieht in Münster das Potenzial, ein Vorbild für nachhaltige Stadtplanung und innovative Mobilitätskonzepte zu werden.
Jurian Thomas ist 26 Jahre alt und arbeitet als Account Manager für Biomethan. Seine Themen:
Energiewende
Soziale Gerechtigkeit
Wohnen und Lebensqualität
Als Kandidat von Die PARTEI setzt er auf politische Satire mit ernstzunehmenden Forderungen.
Die drei aussichtsreichsten Bewerber sind der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Nacke, die SPD-Abgeordnete und Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze sowie die Grüne Sylvia Rietenberg. Bei der Bundestagswahl 2021 gewann Maria Klein-Schmeink von den Grünen mit 32,3 % der Erststimmen das Direktmandat in Münster. Sie tritt allerdings nicht erneut an. Die CDU mit Dr. Stefan Nacke lag mit 26,2 % dahinter, während die SPD auf 24,1 % kam. Die Grünen waren auch bei den Zweitstimmen mit 30,7 % klar vorne, gefolgt von der CDU (22,4 %) und der SPD (23,5 %).
Für 2025 stellt sich die Frage, ob die Grünen ihre starke Position halten können oder ob CDU und SPD aufholen. Besonders die SPD konnte bei den Zweitstimmen im Vergleich zu 2017 leicht zulegen, während die CDU deutlich verlor. Falls sich dieser Trend fortsetzt, könnte das Rennen enger werden. Auch die FDP und Volt haben in Münster Wählerpotenzial, dürften aber kaum Chancen auf das Direktmandat haben. Entscheidend wird sein, ob die Grünen weiterhin so stark mobilisieren können oder ob sich die politischen Kräfteverhältnisse verschieben.
Obwohl nur einer von ihnen das Direktmandat gewinnen kann, könnten dennoch mehrere Münsteraner Politiker im Bundestag vertreten sein. Denn neben Schulze, Nacke und Rietenberg haben auch Franziska Brandmann und Kathrin Gebel gute Aussichten über die Landeslisten einen Sitz im Parlament zu ergattern.
Eine Besonderheit gibt es bei der AfD: Deren Kandidat, Helmut Birke, verzichtet auf einen Listenplatz, was bedeutet, dass er nur durch das Direktmandat in den Bundestag einziehen könnte – eine Möglichkeit, die angesichts der bisherigen Wahlergebnisse in Münster wohl kaum eintreten wird.
Bei der Bundestagswahl 2025 gibt es einige wichtige Änderungen. Das neue Wahlsystem sorgt dafür, dass der Bundestag kleiner bleibt – maximal 630 Abgeordnete. Wie bisher haben die Wählerinnen und Wähler zwei Stimmen: Mit der Erststimme wählen sie eine Person direkt aus ihrem Wahlkreis, mit der Zweitstimme eine Partei. Doch es gibt eine wichtige Neuerung: Es gibt keine Überhang- und Ausgleichsmandate mehr. Das bedeutet, eine Partei kann nur so viele Direktmandate bekommen, wie ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen. Falls eine Partei in einem Bundesland mehr Direktmandate gewinnt, als ihr nach den Zweitstimmen zustehen, bleiben diese überzähligen Mandate unbesetzt. Außerdem gibt es keine Ausnahme mehr für Parteien, die zwar an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, aber viele Direktmandate gewinnen.