
Die Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA wird zur Belastungsprobe für die exportstarke Wirtschaft in Münsterland und Emscher-Lippe. Die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen warnt: Der neue Einheitszoll von 15 % schwächt die Wettbewerbsfähigkeit regionaler Unternehmen. Der Zolldruck auf die Wirtschaft im Münsterland steigt – und damit auch der Handlungsdruck auf die Politik.
Laut IHK-Außenwirtschaftschef Gerhard Laudwein bringt die Einigung eine gewisse Planungssicherheit – doch sie hat ihren Preis. Zwar wurde der ursprünglich angedrohte Strafzoll von 30 % halbiert, dennoch bedeuten 15 % auf nahezu alle EU-Waren eine massive Verteuerung im US-Geschäft. Besonders betroffen sind Unternehmen, die Standardmaschinen oder Bauteile liefern, bei denen die Marge gering ist.
Etwa 300 Unternehmen im IHK-Bezirk Nord Westfalen unterhalten Handelsbeziehungen mit den USA. Für viele stellt der amerikanische Markt ein zentrales Exportziel dar. Rund sieben Prozent aller Ausfuhren gehen dorthin – mit einem Gesamtwert von etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr. Der Maschinen- und Anlagenbau dominiert diesen Bereich.
Laut Laudwein können einige Unternehmen die Zollkosten an ihre Kunden weitergeben. Doch das gilt nicht für alle. „Wenn US-Käufer gleichwertige Produkte woanders günstiger bekommen, fallen deutsche Anbieter heraus“, so seine Einschätzung. Vor allem Firmen mit kleiner Exportbasis oder starkem Preisdruck könnten gezwungen sein, sich vom US-Markt zurückzuziehen.
Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor: Während die EU-Kommission von einem pauschalen Ersatz der bisherigen Zölle durch den 15 % Einheitszoll spricht, geht die IHK weiterhin von einem möglichen Aufschlag auf bestehende MFN-Zölle aus. Solange es keine klaren Zolltabellen gibt, kalkulieren viele Unternehmen im Münsterland mit dem „Worst Case“.
Damit die heimische Wirtschaft den gestiegenen Zolldruck verkraften kann, fordert die IHK Nord Westfalen entschlossenes Handeln von Landes- und Bundespolitik. Der internationale Wettbewerb erfordere niedrigere Energiepreise, weniger Bürokratie und steuerliche Entlastungen. Nur so könnten Unternehmen den Preisdruck ausgleichen und wettbewerbsfähig bleiben.
Darüber hinaus müsse die EU eine zweite Verhandlungsrunde mit den USA anstoßen. Ziel müsse ein ausgewogenes Handelsabkommen sein, das weitere Branchen in Nullzoll-Regelungen einbezieht. Auch transatlantische Standards etwa bei Produkthaftung und Datenschutz sollten angeglichen werden, um Doppelzertifizierungen zu vermeiden.