
Ahaus. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hat entschieden: 152 Castor-Behälter mit rund 300.000 Brennelement-Kugeln aus dem früheren Versuchsreaktor in Jülich dürfen nach Ahaus gebracht werden. Die Transporte ins dortige Brennelemente-Zwischenlager (BZA) sind bis zum 31. August 2027 genehmigt. Da die Genehmigung im Sofortvollzug erteilt wurde, haben mögliche Rechtsmittel keine aufschiebende Wirkung. Damit rückt ein seit Jahren umstrittenes Projekt nun in die Umsetzungsphase – die Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus werden Realität.
Die Entscheidung war lange erwartet worden. Bereits 2013 lief in Jülich die Aufbewahrungsgenehmigung für die dortigen 152 Castor-Behälter aus. Ein Jahr später ordnete die NRW-Atomaufsicht die Räumung an. Seither wurde über den Verbleib der Brennelemente gestritten. Ahaus verfügt seit 2016 über eine entsprechende Genehmigung zur Einlagerung, die im Dezember 2024 durch das Oberverwaltungsgericht NRW bestätigt wurde.
Nach Angaben des BASE erfüllt das Zwischenlager Ahaus alle gesetzlichen Anforderungen. Die Transporte seien so geplant, dass sie gegen Störmaßnahmen wie Terror oder Sabotage bestmöglich abgesichert sind. Fachlich handele es sich um eine sogenannte gebundene Entscheidung – das BASE ist verpflichtet, die Genehmigung zu erteilen, wenn alle gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind.
Durchgeführt werden die Transporte von der Orano NCS GmbH im Auftrag der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN). Bevor ein erster Transport stattfinden kann, ist ein Koordinierungsgespräch mit der Polizei NRW vorgeschrieben, das mindestens acht Wochen vorher einberufen werden muss. Dabei legen die Sicherheitsbehörden den Ablauf, mögliche Begleitmaßnahmen und die Taktung fest.
Die Transporte erfolgen per Schwerlast-Lkw auf der Straße, nicht per Bahn. Geplant sind bis zu 152 Fahrten, jeweils mit einem Behälter pro Transport. Laut BASE stehen dafür vier Spezialfahrzeuge bereit. Erste Fahrten könnten ab dem vierten Quartal 2025 beginnen.
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Bereits in den Jahren 2023 und 2024 fanden Probefahrten mit leeren Behältern statt, um die Infrastruktur zu testen. Teilweise wurden Straßen und Kreisverkehre angepasst. Allein für die Probetransporte fielen Kosten von rund 180.000 Euro an – ohne Polizeieinsätze.
Neben den Jülicher Brennelementen hat das BASE auch Transporte aus dem Forschungsreaktor FRM II in Garching nach Ahaus genehmigt. Vorgesehen sind zunächst zwei Transporte mit Castor-Behältern der Bauart MTR3. Langfristig könnten bis zu 21 Behälter nach Ahaus gebracht werden, jeweils ein Transport pro Jahr.
Rechtlich ist der Betrieb des FRM II nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 20. August 2025 abgesichert. Parallel arbeitet der Betreiber an einer Umrüstung auf schwächer angereichertes Uran.
Die Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus sind nicht nur technisch, sondern auch politisch hochsensibel. Während die Betreiber und Behörden auf rechtliche Klarheit und hohe Sicherheitsstandards verweisen, gibt es in Ahaus seit Jahren Widerstand gegen die Einlagerung. Umweltverbände und Bürgerinitiativen kritisieren insbesondere, dass Ahaus immer stärker zum zentralen Zwischenlager werde.
Für die Stadt bedeutet die Entscheidung auch erneute logistische Belastungen, da bei jedem Transport mit erheblichen Polizeieinsätzen und Straßensperrungen zu rechnen ist. Gleichzeitig unterstreicht das BASE, dass der Transport nach Ahaus derzeit die einzige realistische Möglichkeit darstellt, die Brennelemente sicher aufzubewahren.