
Münster. Die Kommunalwahl 2025 in Münster markiert einen Einschnitt in der Stadtpolitik. Zum ersten Mal seit 16 Jahren trat Markus Lewe (CDU) nicht mehr als Oberbürgermeister an. Sein Rückzug machte die Bahn frei für ein offenes Rennen um das Rathaus – und für eine Neuordnung der politischen Kräfte.
Besonders auffällig: Während die Grünen landesweit zum Teil dramatische Verluste hinnehmen mussten, zeigte Münster ein anderes Bild. Hier festigt sich die Partei zunehmend als stärkste Kraft. Gemeinsam mit der CDU liefern sich die Grünen ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das die politischen Mehrheitsverhältnisse in der Stadt dauerhaft verändern könnte. Für die SPD setzte sich dagegen der Abwärtstrend fort, und auch die FDP verlor deutlich. Kleinere Parteien wie Linke, Volt und AfD gewannen dagegen an Gewicht.
Die Oberbürgermeisterwahl 2025 war von Beginn an außergewöhnlich. Markus Lewe (CDU), der seit 2009 an der Spitze der Stadt stand, trat nach 16 Jahren im Amt nicht mehr an. Damit endete eine Ära, die von Stabilität und CDU-Dominanz geprägt war. Lewe hatte die Kommunalpolitik Münsters entscheidend geprägt – mit Themen wie Stadtentwicklung, dem Ausbau von Radwegen, aber auch kontrovers diskutierten Projekten wie der Stadtplanung rund um die Oxford-Kaserne.
Sein Rückzug eröffnete den Weg für ein offenes Rennen, das es so lange nicht gegeben hatte. Insgesamt acht Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich zur Wahl:
Tilman Fuchs (Grüne) – Verwaltungsjurist und vormaliger Landesbeamter, galt als aussichtsreichster Nachfolger.
Dr. Georg Lunemann (CDU) – Verwaltungschef beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), von der CDU als Lewe-Erbe aufgebaut.
Stephan Brinktrine (SPD) – Ratsmitglied und Verwaltungsfachmann, der für die Sozialdemokraten antrat.
Dr. Katharina Martinewski (Die Linke) – engagierte Lokalpolitikerin, die vor allem in sozialen Fragen Akzente setzen wollte.
Maren Berkenheide (Volt) – jüngste Kandidatin, mit einem Fokus auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und europäische Zusammenarbeit.
Roland Scholle (Die PARTEI) – satirischer Kandidat, bekannt für provokante Wahlkampfthemen.
Franz Pohlmann (ÖDP) – Vertreter einer ökologisch-konservativen Linie.
Dr. Georgios Tsakalidis (IDL) – langjähriger Vertreter einer internationalen Wählerliste.
Die Ergebnisse waren eindeutig zweigeteilt: Tilman Fuchs (Grüne) erreichte 41,3 Prozent, Georg Lunemann (CDU) 37,3 Prozent. Dahinter folgte Stephan Brinktrine (SPD) mit schwachen 11,8 Prozent. Die Linke kam mit Katharina Martinewski auf 4,8 Prozent, Volt mit Maren Berkenheide auf 2,3 Prozent. Die übrigen Kandidierenden (Scholle, Pohlmann, Tsakalidis) erreichten zusammen 2,6 Prozent.
Da keiner die absolute Mehrheit holte, kommt es am 28. September zur Stichwahl zwischen Fuchs und Lunemann. Diese wird nicht nur über das Rathaus entscheiden, sondern auch darüber, ob Münster erstmals einen grünen Oberbürgermeister bekommt.
Die Ratswahl 2025 brachte ein äußerst knappes, aber historisch bedeutsames Ergebnis. Mit 31,6 Prozent lagen die Grünen hauchdünn vor der CDU, die 31,3 Prozent erreichte. Entscheidend ist jedoch die Sitzverteilung: Erstmals stellen die Grünen mit 21 Mandaten mehr Ratsmitglieder als die CDU, die auf 20 Sitze kommt. Damit sind die Grünen nicht nur auf Augenhöhe, sondern haben die Christdemokraten im Rat von Münster überholt. Die CDU bleibt zwar stark, doch die Grünen haben sich endgültig als führende politische Kraft etabliert und prägen mittlerweile ganze Stadtviertel.
Die SPD erzielte nur 14,1 Prozent und stürzt damit auf 9 Sitze ab – ein weiteres historisch schlechtes Ergebnis für die Sozialdemokraten. Deutlich zugelegt hat die Linke, die von 4,9 auf 8,4 Prozent wächst und nun 6 Sitze erhält. Auch kleinere Parteien konnten Erfolge verbuchen: Die AfD verdoppelte ihr Ergebnis auf 4,5 Prozent und zieht mit 3 Sitzen in den Rat ein – erstmals mit Fraktionsstatus, obwohl sie weiter unter fünf Prozent bleibt. Volt erreicht 4,0 Prozent und ebenfalls 3 Sitze. Die FDP verliert deutlich, rutscht auf 2,9 Prozent ab und hält nur noch 2 Sitze. Außerdem vertreten sind die ÖDP und Die PARTEI mit je einem Mandat. Insgesamt besteht der Rat nun aus 66 Sitzen – so bunt zusammengesetzt wie nie zuvor.
Im Vergleich zur Wahl 2020 sind die Verschiebungen klar erkennbar: CDU verliert leicht, Grüne legen weiter zu. Die SPD verliert über drei Punkte, die Linke verdoppelt sich nahezu. Volt baut seine Präsenz aus, während FDP, ÖDP und Die PARTEI schwächer abschneiden. Die AfD gewinnt zwar hinzu, bleibt aber in Münster schwach und deutlich unter den zweistelligen Ergebnissen auf Landes- oder Bundesebene
Ein Blick auf die einzelnen Stadtbezirke zeigt, wie unterschiedlich Münster wählt. In der Innenstadt (Mitte) sind die Grünen mit 37,9 Prozent klar stärkste Kraft, gefolgt von der CDU mit 24,3 Prozent. Auch die Linke ist hier mit über 11 Prozent stark. Die SPD kommt in Mitte nur noch auf 12,9 Prozent.
Ganz anders sieht es in den äußeren Bezirken aus. In Hiltrup holt die CDU mit 42,6 Prozent fast doppelt so viele Stimmen wie die Grünen mit 21,4 Prozent. Ähnlich stark ist die Union in Ost (42,4 Prozent) und Südost (37,5 Prozent). In Nord teilen sich CDU (31,5 Prozent) und Grüne (25,6 Prozent) die Stimmen, während die SPD dort mit 18,4 Prozent stärker abschneidet als im Stadttrend.
Im Bezirk West liegen CDU (34 Prozent) und Grüne (29,9 Prozent) relativ nah beieinander. Auffällig ist auch hier, dass die SPD mit 14,9 Prozent weiter hinter CDU und Grünen zurückbleibt.
Die AfD erzielt in einigen Bezirken überdurchschnittliche Ergebnisse, etwa in Hiltrup mit 6,9 Prozent oder in Nord mit 8,5 Prozent. In der Innenstadt bleibt sie dagegen mit 3 Prozent deutlich schwächer. Volt und FDP bewegen sich in allen Bezirken um die drei Prozent, mit etwas stärkeren Ergebnissen in Mitte und West.
Die Ergebnisse in den Bezirksvertretungen machen die politische Vielfalt der Stadt besonders sichtbar:
Mitte: Grüne mit 37,9 Prozent stärkste Kraft, 7 Sitze. CDU 24,3 Prozent, 5 Sitze. SPD 12,9 Prozent und Linke 11,2 Prozent je 2 Sitze. Volt, FDP und AfD erhalten jeweils 1 Sitz.
Nord: CDU 31,5 Prozent, 6 Sitze. Grüne 25,6 Prozent, ebenfalls 6 Sitze. SPD 18,4 Prozent, 3 Sitze. AfD stark mit 8,5 Prozent und 2 Sitzen. Linke und Volt je 1 Sitz.
Ost: CDU dominiert mit 42,4 Prozent, 8 Sitze. Grüne 25,5 Prozent, 5 Sitze. SPD 14,1 Prozent, 2 Sitze. Linke, FDP, Volt und AfD jeweils 1 Sitz.
Südost: CDU 37,5 Prozent, 8 Sitze. Grüne 26,3 Prozent, 5 Sitze. SPD 13,9 Prozent, 2 Sitze. Linke, FDP, Volt und AfD jeweils 1 Sitz.
West: CDU 34,2 Prozent, 6 Sitze. Grüne 30,7 Prozent, ebenfalls 6 Sitze. SPD 13,4 Prozent, 3 Sitze. Linke, Volt, AfD und FDP jeweils 1 Sitz.
Hiltrup: CDU 42,2 Prozent, 8 Sitze. Grüne 22,7 Prozent, 4 Sitze. SPD 15,5 Prozent, 3 Sitze. AfD, Linke, FDP und Volt jeweils 1 Sitz.
Die Ergebnisse verdeutlichen ein klares Muster: Innenstadt und zentrale Bezirke sind grün geprägt, während die CDU in den äußeren Stadtteilen deutlich stärker bleibt. Die SPD hat in keinem Bezirk eine Führungsrolle. Die Linke punktet vor allem in Mitte, die AfD vor allem in Nord und Hiltrup.
Ein bemerkenswerter Trend ist die gestiegene Wahlbeteiligung. Schon im Vorfeld war klar, dass Münster einen neuen Höchstwert erreichen würde: 72.000 Briefwahlunterlagen wurden beantragt, dazu kamen 15.000 Direktwähler im Stadthaus 1. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei 64,82 Prozent und damit deutlich über den 62,9 Prozent von 2020. Das zeigt: Die Wahl wurde von den Münsteranerinnen und Münsteranern als richtungsweisend empfunden.
Bei der Wahl zum Integrationsrat erhielt die Liste Internationale Demokraten (ID) Münster mit 25,18 Prozent die meisten Stimmen und erhält vier Sitze in dem Gremium. Ebenfalls vier Sitze erhält die Liste Gemeinsam (23,10 Prozent). Der Integrationsrat hat 27 Mitglieder, wovon 18 Mitglieder heute gewählt wurden. Wahlberechtigt sind Personen mit Zuwanderungsgeschichte. Die anderen neun sind Ratsmitglieder, die später der Rat bestimmt.
Die Kommunalwahl 2025 in Münster hat ein buntes Bild hinterlassen. CDU und Grüne sind gleichauf die dominierenden Kräfte, während SPD und FDP weiter verlieren. Die Linke und Volt gewinnen an Gewicht, die AfD schafft zwar erstmals Fraktionsstatus, bleibt aber mit 4,5 Prozent deutlich unter der Fünf-Prozent-Marke und schwächer als bei Bundestagswahlen. CDU-Kandidat Georg Lunemann lobte dieses Ergebnis ausdrücklich als Beweis für die demokratische Stabilität in Münster.
Entscheidend bleibt nun die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt. Tilman Fuchs geht mit einem Vorsprung ins Rennen, doch Georg Lunemann hat bei der Elefantenrunde bereits einen Vorgeschmack auf die nächsten zwei Wochen gegeben: Der CDU-Kandidat warnte ein rot-rot-grünes Bündnis im Rat und ein grüner Oberbürgermeister könnten die Stadt nach links verschieben – auch an den Behörden-Spitzen. Die Frage ist, ob sich der Wahlkampf in den kommenden zwei Wochen noch einmal deutlich aufheizt.