
Osnabrück. Am 1. November 2025 berichtete die Neue Osnabrücker Zeitung über ein Interview mit Bundesnetzagenturpräsident Klaus Müller, in dem dieser der Deutschen Post wegen der massiven Zunahme an Beschwerden erstmals mit einer Geldstrafe droht. Müller erklärte, man habe dem Unternehmen bereits die gelbe Karte gezeigt. Sollten die Mängel nicht behoben werden, würden Zwangsgelder folgen. Die Entwicklung betrifft nicht nur den Norden Deutschlands, sondern auch Kundinnen und Kunden in Münster, die zuletzt vermehrt über verspätete Sendungen berichteten.
Wie die Bundesnetzagentur mitteilt, gingen bis Ende August bundesweit fast 39.000 Beschwerden über die Deutsche Post ein. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es rund ein Drittel weniger. Besonders stark betroffen seien Regionen in Schleswig-Holstein, darunter Husum, Lübeck, Flensburg und Kiel. Auch in Berlin und Brandenburg häuften sich die Klagen über verspätete Sendungen. Die Beschwerden reichen von unregelmäßiger Zustellung bis zu tagelang ausbleibenden Briefen.
Nach Einschätzung der Behörde sei die Lage in vielen Regionen angespannt. Die Deutsche Post habe Personalmangel als Hauptursache genannt. Zwar habe das Unternehmen in den vergangenen Monaten zusätzliches Personal eingestellt, doch bis alle neuen Kräfte eingearbeitet sind, könnten weitere Verzögerungen auftreten. Laut Bundesnetzagentur habe sich die Situation nach einem Höhepunkt im Juli inzwischen leicht entspannt, dennoch bleibe die Lage kritisch, insbesondere mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.
Die Deutsche Post und ihre Konzernmutter DHL Group haben auf die Kritik reagiert und umfangreiche Maßnahmen für die Hochsaison angekündigt. In einer aktuellen Pressemitteilung vom 29. Oktober 2025 teilte der Konzern mit, dass bundesweit rund 10.000 zusätzliche Aushilfskräfte eingestellt und etwa 11.000 zusätzliche Fahrzeuge bereitgestellt wurden, um die Zustellung stabiler zu gestalten. Die Aushilfen werden nach Tarif bezahlt und unterstützen die rund 150.000 regulären Beschäftigten in Zustellung und Sortierung.
An den bevorstehenden Spitzentagen plant DHL nach eigenen Angaben bis zu 14.800 Paketzustelltouren, das sind rund 5.000 mehr als an einem normalen Tag. Ergänzend sollen Abendtouren und Direktfahrten zu Packstationen für eine schnellere Zustellung sorgen. Ziel ist es, die erwarteten Rekordmengen im Weihnachtsgeschäft zuverlässig zu bewältigen und den zuletzt hohen Beschwerdestand zu reduzieren.
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Für den Versand zu Weihnachten empfiehlt die Post, nationale Pakete und Standardbriefe bis 20. Dezember aufzugeben. Einschreiben und Expresssendungen sollen spätestens am 22. Dezember eingeliefert werden, damit sie rechtzeitig ankommen.
Mit der jüngsten Novelle des Postgesetzes hat die Bundesnetzagentur erweiterte Eingriffsbefugnisse erhalten. Diese wolle man nun konsequent anwenden, so Müller. Sollten die festgestellten Verstöße nicht zeitnah behoben werden, werde die Behörde erstmals von ihren neuen Sanktionsmöglichkeiten Gebrauch machen. Möglich sind Bußgelder von bis zu zehn Millionen Euro.
Die Bundesnetzagentur betont, dass Verbraucher ein Recht auf verlässliche Zustellung haben, insbesondere da die Post zuletzt ihre Portopreise angehoben hat. Der Behördenchef sieht das Unternehmen in der Pflicht, seiner Verantwortung gerecht zu werden. Die Qualität der Zustellung müsse sich deutlich verbessern, bevor die Situation weiter eskaliere.
Für die Deutsche Post hätte ein verhängtes Zwangsgeld spürbare finanzielle und reputative Folgen. Sollte die Behörde diesen Schritt gehen, wäre das ein seltener Vorgang mit Signalwirkung für die gesamte Branche.