
Münster/AI. Die Deutsche Post steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Immer mehr klassische Filialen sollen durch moderne Automaten ersetzt werden, an denen Kundinnen und Kunden Pakete abgeben, Briefe einwerfen oder Briefmarken kaufen können. Bis Ende September 2025 gingen bei der Bundesnetzagentur insgesamt 629 Anträge ein, von denen bereits 72 genehmigt und 4 wieder zurückgezogen wurden. Besonders Nordrhein-Westfalen spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle: 17 Standorte wurden hier bereits offiziell als Automaten-Filialen anerkannt – fast ein Viertel aller Genehmigungen bundesweit.
Der Trend hin zu automatisierten Poststationen ist vor allem eine Reaktion auf strukturelle Veränderungen. Immer mehr Supermärkte, Kioske und kleine Geschäfte, die bislang als Partnerfilialen fungierten, schließen – insbesondere in ländlichen Regionen. Dadurch wird es für die Deutsche Post zunehmend schwieriger, überall klassische Filialen mit Personal zu betreiben. Automaten sollen helfen, die Grundversorgung aufrechtzuerhalten, selbst dort, wo kein Partnerbetrieb mehr zur Verfügung steht.
Aktuell betreibt die Post bundesweit rund 12 600 Filialen. Sollten alle eingereichten Anträge genehmigt werden, könnten etwa 5 Prozent davon künftig durch Automaten ersetzt sein. Die Geräte bieten grundlegende Dienstleistungen an – rund um die Uhr, ohne Warteschlangen und teilweise mit digitaler Beratung per Video.
Rechtlich möglich wurde diese Entwicklung durch eine Gesetzesänderung, die Anfang 2025 in Kraft trat. Sie erlaubt, dass Automaten – unter bestimmten technischen Voraussetzungen und mit Zustimmung der Bundesnetzagentur sowie der jeweiligen Kommune – als vollwertige Filialen gelten. Das gilt allerdings nur, wenn dort die wichtigsten Postdienstleistungen verfügbar sind.
Nach dem Postgesetz muss in Gemeinden mit mehr als 2 000 Einwohnern eine Filiale existieren; in zusammenhängend bebauten Gebieten darf keine Filiale weiter als zwei Kilometer entfernt liegen. Ende September 2025 hatte die Deutsche Post dennoch etwa 160 dieser Pflichtstandorte unbesetzt. Mit den Automaten versucht sie nun, diese Lücken zu schließen.
Der Schritt hin zur Automatisierung stößt nicht überall auf Zustimmung. Kommunalvertreter und Sozialverbände warnen davor, dass Automaten keine gleichwertige Alternative zu persönlichen Schaltern seien. Besonders ältere Menschen, Personen mit Behinderungen oder Bürgerinnen und Bürger in infrastrukturschwachen Regionen könnten dadurch benachteiligt werden. Auch Fragen der Barrierefreiheit und Sicherheit stehen im Raum.
Befürworter verweisen dagegen auf die Vorteile: kürzere Wege, 24-Stunden-Verfügbarkeit und geringere Betriebskosten. Zudem könne die Post so auch in kleineren Orten präsent bleiben, in denen eine bemannte Filiale wirtschaftlich nicht mehr tragfähig wäre.
Gerade in Nordrhein-Westfalen zeigt sich der Wandel besonders deutlich. Mit inzwischen 17 anerkannten Automaten-Filialen ist das Land bundesweit führend. Viele dieser Standorte liegen in kleineren Städten und Gemeinden, in denen traditionelle Partnerfilialen weggefallen sind. Dort dienen die Automaten als Ersatz – und sichern zugleich den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, den das Gesetz vorschreibt.
Die Umstellung auf Automaten ist Teil einer größeren Modernisierungsstrategie der Deutschen Post. Ziel ist es, Kosten zu reduzieren, Abläufe zu vereinfachen und digitale Angebote auszubauen. Doch der Konzern muss dabei einen Balanceakt bewältigen: Einerseits sollen die Automaten das Service-Netz stabilisieren, andererseits darf der persönliche Kontakt nicht völlig verloren gehen.