WLE-Reaktivierung und Kanalausbau in Münster: Zwei Großprojekte geraten zeitlich in Konflikt

Ausbau der Bahnstrecke Münster-Lünen: NRW und Bahn unterzeichnen Vereinbarung. Zweigleisiger Ausbau soll den Bahnverkehr verbessern. Fliegerbombe in Hamm: Am 15. April 2025 wurden über 400 Anwohner evakuiert. Die Entschärfung verlief reibungslos. Personalmangel bei Lokführern in NRW: 500 Stellen unbesetzt, über 1000 Neubesetzungen nötig – Land und Unternehmen reagieren unterschiedlich. Sabotage bei der Bahn legt die Strecke Duisburg–Düsseldorf lahm. Das Münsterland ist massiv betroffen. Züge fallen aus oder werden umgeleitet.
Foto: Pixabay

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Münster. In Münster treffen derzeit zwei zentrale Infrastrukturvorhaben aufeinander, die eigentlich ineinandergreifen sollen, sich im Zeitplan jedoch zunehmend auseinanderentwickeln. Die geplante Reaktivierung der Bahnstrecke Münster–Sendenhorst und der Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals samt neuer Bahnbrücke werfen Fragen nach Koordination, Verzögerungen und politischen Verantwortlichkeiten auf.

Reaktivierung der WLE-Strecke soll 2027 starten

Die Wiederinbetriebnahme der früheren WLE-Trasse gilt als eines der wichtigsten Schienenprojekte für den Südosten Münsters. Nach aktuellen Ankündigungen soll die planungsrechtliche Genehmigung Anfang 2026 vorliegen. Ziel ist es, den Zugverkehr in der zweiten Jahreshälfte 2027 wieder aufzunehmen. Vorgesehen sind mehrere neue Haltepunkte im Stadtgebiet, darunter Halle Münsterland, Loddenheide, Gremmendorf, Angelmodde und Wolbeck, wie die Stadt Münster darlegt.

Neue Kanalbrücke kommt später als der Zugverkehr

Parallel dazu wird der Dortmund-Ems-Kanal ausgebaut. Teil dieses Großprojekts ist auch der Neubau einer Eisenbahnbrücke für die WLE-Gleise über den Kanal. Genau hier entsteht das Kernproblem: Der Bau dieser neuen Brücke ist frühestens ab Mitte 2027 vorgesehen und soll rund zwei Jahre dauern. Damit wäre sie deutlich später fertig als der geplante Start des Bahnverkehrs.

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Übergangslösung mit alter Brücke geplant

Um den Zeitversatz zu überbrücken, ist eine Zwischenlösung vorgesehen. Die bestehende Brücke über den Kanal soll ertüchtigt und ab Ende 2027 zunächst wieder für den Zugverkehr genutzt werden. Parallel dazu entsteht nördlich daneben das neue Bauwerk. Erst nach dessen Fertigstellung soll der Verkehr umgeschwenkt werden. Fachleute bewerten dieses Vorgehen als technisch machbar, verweisen aber auf den hohen Aufwand durch Baustellenbetrieb unter laufendem Verkehr.

Kritik an jahrelangen Verzögerungen

Kritik entzündet sich vor allem daran, dass auf der WLE-Brücke seit Jahren kein Zug mehr fährt. Aus Sicht von Beobachtern wäre es möglich gewesen, den Neubau deutlich früher und ohne betriebliche Zwänge umzusetzen. Bereits frühere Planungen sahen einen Baubeginn um 2015 und eine Fertigstellung bis 2017 vor. Tatsächlich ist bis heute nichts davon realisiert worden. Hinzu kommt, dass selbst der nun genannte Baubeginn 2027 noch unter dem Vorbehalt eines weiteren Planänderungsverfahrens steht.

Politische Stimmen fordern mehr Tempo

Auch politisch wird der Zeitverzug zunehmend kritisch gesehen. Vertreterinnen und Vertreter aus SPD, Grünen und CDU verweisen auf unterschiedliche Ursachen, von fehlenden Bundesmitteln über falsche Prioritätensetzungen bis hin zu Personalmangel in den zuständigen Behörden. Einigkeit besteht jedoch darin, dass das Projekt deutlich schneller hätte vorankommen müssen.

Kanalausbau insgesamt ebenfalls im Rückstand

Der Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals umfasst auf der Münsteraner Stadtstrecke den Neubau von insgesamt acht Brücken sowie eine Verbreiterung und Vertiefung des Kanalbetts. Nach Angaben der zuständigen Wasserstraßenverwaltung sind bislang erst drei Brücken fertiggestellt. Mehrere weitere befinden sich noch im Bau oder in der Planung, was ebenfalls zu Verzögerungen im Gesamtprojekt führt.

Bedeutung für den Schienenverkehr im Münsterland

Langfristig soll die reaktivierte Strecke Teil einer neuen S-Bahn-Struktur im Münsterland werden. Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe geht von über 10.000 Fahrgästen pro Werktag aus. Geplant ist der Einsatz moderner Batteriezüge, die auch auf nicht elektrifizierten Abschnitten verkehren können. Die Anbindung an den Knoten Münster Hauptbahnhof spielt dabei eine zentrale Rolle und erfordert zusätzliche bauliche Maßnahmen im Bahnhofsbereich.

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