
Die Stadt Münster plant die komplette Abschaltung der adaptiven Beleuchtung auf der Kanalpromenade zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens. Das soll Energie sparen und den Schutz nachtaktiver Tiere verbessern – besonders von Fledermäusen. Gleichzeitig gibt es deutliche Kritik: Viele Menschen sehen die Maßnahme als Rückschritt für die Verkehrswende. Die Kanalpromenade gilt als wichtige Verbindung für Radfahrende. Ohne Licht, so die Sorge, sinkt das Sicherheitsgefühl. Doch wie genau sehen die Pläne aus – und was sagen Nutzerinnen und Nutzer dazu?
Die Kanalpromenade ist nicht nur ein beliebter Freizeitweg. Sie ist auch eine zentrale Route für den Alltagsradverkehr in Münster. Die etwa 27 Kilometer lange Strecke verläuft entlang des Dortmund-Ems-Kanals und verbindet die Stadtteile im Norden und Süden. Sie ist asphaltiert, drei bis vier Meter breit und nahezu kreuzungsfrei – ideal für Pendler, Studierende und alle, die schnell und sicher durch die Stadt wollen. Münster hat mit dem Ausbau der Promenade ein echtes Vorzeigeprojekt geschaffen und wurde dafür 2023 mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet.
Die Stadt verfolgt mit solchen Projekten das Ziel, mehr Menschen aufs Fahrrad zu bringen. Gerade in einer Zeit, in der nachhaltige Mobilität immer wichtiger wird, sollen sichere und attraktive Radwege eine echte Alternative zum Auto bieten. Dabei spielt Beleuchtung eine entscheidende Rolle – besonders in den frühen Morgenstunden und am Abend.
Seit einigen Jahren kommt entlang der Kanalpromenade ein intelligentes Beleuchtungssystem zum Einsatz. Die sogenannte adaptive Beleuchtung schaltet sich nur ein, wenn jemand unterwegs ist – also wenn sich Fußgänger oder Radfahrer nähern. Möglich macht das ein System aus Bewegungssensoren. Sobald jemand erkannt wird, leuchten die Lampen hell auf und dimmen danach automatisch wieder herunter. So wird Energie gespart, und gleichzeitig fühlen sich die Menschen auf dem Weg sicherer.
Entwickelt wurde dieses Konzept im Rahmen des Forschungsprojekts FLEBEFA. Es soll zeigen, wie sich Sicherheit auf Radwegen mit dem Schutz von nachtaktiven Tieren – vor allem Fledermäusen – besser vereinbaren lässt. Denn künstliches Licht stört viele Tierarten. FLEBEFA untersucht mithilfe von Technik und Verhaltensforschung, wie stark die Tiere auf Licht reagieren – und wann es vertretbar ist, die Laternen auszuschalten.
Künftig soll das adaptive Licht auf der Kanalpromenade zwischen 0 und 5 Uhr komplett abgeschaltet werden – und zwar jeden Tag. Bislang war das Licht nur unter der Woche in der Nacht gedimmt, am Wochenende blieb es länger an. Die Stadt begründet den neuen Schritt mit Auswertungen zur tatsächlichen Nutzung: In den tiefen Nachtstunden sei der Weg kaum befahren worden. Laut Verwaltung lag die Beleuchtungsdauer pro Stunde oft nur bei vier Minuten. Das spricht aus Sicht der Stadt dafür, das Licht in dieser Zeit ganz abzuschalten, um noch mehr Energie zu sparen.
Ab 5 Uhr morgens sollen die Lampen aber wie bisher automatisch einschalten. Dann beginnt der Berufsverkehr, und die Strecke wird wieder häufiger genutzt. Die Stadt betont, dass sie die Verkehrssicherheit in den frühen Stunden nicht gefährden will. Die neue Regelung soll in den zuständigen Ausschüssen diskutiert und später im Stadtrat beschlossen werden.
Nicht alle sind mit den Plänen einverstanden. Kritiker sehen in der Abschaltung einen falschen Schritt – besonders mit Blick auf Münsters Ziel, den Radverkehr auszubauen. Ohne Licht fehlt vielen Menschen das Sicherheitsgefühl. Das könnte dazu führen, dass einige nachts lieber wieder das Auto nehmen oder auf andere Wege ausweichen. Besonders Nachtschichtarbeitende, Frühpendler oder Feiernde könnten von der Dunkelphase betroffen sein.
Zwar haben Fahrräder in der Regel eine eigene Beleuchtung. Doch auf abgelegenen Strecken wie der Kanalpromenade reicht das oft nicht aus, um sich wirklich sicher zu fühlen. Die Beleuchtung dort war bisher ein wichtiger Beitrag zur gefühlten Sicherheit. Einige Nutzer verweisen auch darauf, dass die adaptive Beleuchtung schon jetzt sehr energiesparend ist. Der zusätzliche Effekt durch eine komplette Abschaltung sei daher gering – während der Komfortverlust für die Nutzer spürbar sei.