
Münster. 2025 wurden in Münster bereits vier Nester der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) entdeckt – drei durch Imker, eines von einer Schädlingsfirma. Im Vergleich zum Vorjahr mit sechs Nestern zeigt sich: Die Ausbreitung geht weiter. In ganz NRW werden für dieses Jahr bereits über 700 Nester geschätzt. Besonders betroffen ist das westliche Münsterland. Die invasive Art stammt aus Südostasien und ist seit 2014 in Deutschland nachgewiesen. Auf der EU-Liste invasiver Arten steht sie seit Jahren – Haltung, Transport und Freilassung sind verboten. Nester müssen gemeldet und in der Regel entfernt werden.
Im Gegensatz zur Europäischen Hornisse ist die Asiatische Variante etwas kleiner und deutlich dunkler gefärbt. Auffällig ist der schwarze Brustbereich, kombiniert mit einem dunklen Hinterleib, der nur ein gelbes Band aufweist. Die Beinenden erscheinen wie gelbe „Socken“. Das Flugverhalten ist aggressiver und schneller – oft patrouillieren sie direkt vor Bienenstöcken. Arbeiterinnen messen etwa 17 bis 24 Millimeter. Diese Merkmale helfen, die Art eindeutig zu identifizieren. Wer ein Exemplar entdeckt, sollte Abstand halten und ein Foto zur Meldung anfertigen.
Die Tiere bauen zwei Nestformen. Von April bis Juni entstehen Primärnester – fußballgroß und meist bodennah, etwa in Hecken, Dachböden oder Geräteschuppen. Ab Juli geht der Nestbau in die zweite Phase: Sekundärnester hängen dann hoch in Baumkronen oder an Gebäudekanten. Diese Nester können über einen Meter groß werden und bis zu 15.000 Tiere enthalten. Im Sommer sind Primärnester oft schon verlassen. Der Suchfokus liegt deshalb jetzt auf Baumwipfeln, Laternenmasten und Dachvorsprüngen.
Die Asiatische Hornisse jagt Honig- und Wildbienen in großer Zahl. Pro Kolonie können bis zu 90.000 Beutetiere vernichtet werden. Schon wenige Hornissen vor einem Bienenstock reichen aus, um Völker massiv zu gefährden. Studien belegen ein Beutespektrum von über 1.400 Insektenarten – darunter auch Schmetterlinge und andere Bestäuber. In Frankreich entstehen durch Imkerverluste jährliche Schäden von rund 30 Millionen Euro. Auch in Münster sind die Auswirkungen zunehmend spürbar.
Nester und Sichtungen sollten fotografiert und gemeldet werden – am besten per Mail an artenschutz@stadt-muenster.de oder über das Formular unter vespa-velutina.nrw. Wichtig: immer einen Abstand von mindestens zwei Metern halten. Die Tiere gelten zwar nicht als gefährlicher als heimische Wespen, verteidigen aber ihre Nester äußerst aggressiv. Die Entfernung übernehmen ausschließlich spezialisierte Schädlingsfirmen. Diese arbeiten mit CO₂-Pulver oder Insektizid-Schaum – aus Sicherheitsgründen auf Hebebühnen und in Vollschutz.
Zur Früherkennung helfen Monitoring-Fallen mit Lockstoffen oder Bier-Wein-Mix, am besten ab dem Frühjahr aufgestellt. Wichtig ist, den Beifang täglich freizulassen. Vor Bienenstöcken können Gitter mit maximal 4 Millimeter Maschenweite montiert werden. Spätsommer ist zudem ein guter Zeitpunkt, um schwächere Völker zusammenzulegen – das erhöht die Verteidigungskraft. Wer am Abend kreisende Hornissen am Stand entdeckt, sollte die nähere Umgebung im Radius von 500 Metern absuchen.
Klimamodelle zeigen: Westfalen eignet sich bereits heute für die Überwinterung der Asiatischen Hornisse. Mit steigenden Temperaturen dürfte sich die Art bis 2030 in ganz Norddeutschland festsetzen. Entscheidend bleibt das frühzeitige Aufspüren und Entfernen von Primärnestern – sie sind der effektivste Hebel gegen eine großflächige Ausbreitung. In Münster kommt es jetzt auf schnelles Handeln an.