
Münster/AI. Für ihr außergewöhnliches Engagement in den Bereichen Psychologie, Gewaltprävention und Selbsthilfe ist Siglind Willms aus Münster mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Regierungspräsident Andreas Bothe überreichte die Auszeichnung am Freitag (10. Oktober) in einer Feierstunde am Domplatz. Er würdigte die Arbeit der Psychotherapeutin mit den Worten, sie stärke Menschen in Krisen, fördere friedliche Konfliktlösungen und stehe für gelebte Verantwortung im Sinne des Gemeinwohls.
Seit 1969 ist Willms als Psychotherapeutin in Münster tätig und hat mit ihrer Arbeit zahlreiche Impulse in der psychosozialen Beratung gesetzt. Ihre Projekte und Initiativen prägen bis heute die Arbeit vieler Einrichtungen in der Region.
Ein zentrales Kapitel ihres Lebenswerks ist die Gründung des Zentrums für psychologische und soziale Arbeit im Haus Kloppenburg im Jahr 1976. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen entwickelte sie dort neue Wege in der psychologischen Beratung und Konfliktprävention. Aus dieser Arbeit entstand 1978 der Förderverein Haus Kloppenburg e.V., der bis heute Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützt – unabhängig von deren finanzieller Situation.
Willms trug maßgeblich zum Aufbau eines regionalen Netzwerks bei, das Institutionen, Initiativen und Vereine im Bereich Gewaltprävention und Konfliktregelung miteinander verbindet.
Ein besonderer Schwerpunkt ihres Wirkens liegt im Bereich des Co-Counselling, einer Methode zur gegenseitigen Unterstützung in seelischen Krisen. Inspiriert durch den englischen Trainer John Heron führte Willms diese Methode ab 1975 in Münster ein. In Workshops und Kleingruppen lernen Teilnehmende, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen, deren Einfluss auf Denken und Handeln zu erkennen und Wege zu entwickeln, mit sich selbst und anderen besser umzugehen.
Gemeinsam mit Pater Johannes Risse bildete Willms Trainerinnen und Trainer aus und entwickelte die Methode über Jahrzehnte weiter – immer mit dem Ziel, Menschen zu stärken und Selbsthilfe zu fördern.
Auch in der Gewaltprävention hat Siglind Willms bedeutende Arbeit geleistet. In den 1990er Jahren entwickelte sie das Programm „Faires Streiten lernen“, das Kinder und Jugendliche befähigt, Konflikte eigenständig und fair zu lösen. Das Projekt wurde an vielen Schulen umgesetzt und hat bislang über 10.000 Schülerinnen und Schüler erreicht.
Darüber hinaus war Willms 2013 an der Gründung des Projekts „Brücken in die Zuversicht“ im Kreis Recklinghausen beteiligt. Das Angebot hilft Menschen, Wartezeiten auf Therapieplätze mit Selbsthilfegruppen zu überbrücken.
Für ihr langjähriges Engagement erhielt Siglind Willms bereits mehrere Auszeichnungen, darunter den Fair-Award Münster (2012) und den Jugend WinWinno Preis (2018). Mit dem Bundesverdienstkreuz wird nun ihr Lebenswerk auf besondere Weise gewürdigt.
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