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Fachkräftemangel verschärft sich: Deutlicher Rückgang bei Azubi-Zahlen im Münsterland

Die Azubi-Zahlen im Münsterland sinken 2025 deutlich. Die IHK warnt vor Fachkräftemangel – und setzt auf neue Ausbildungsinitiativen.
Foto: RDNE Stock project

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Münster. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Region Münsterland und Emscher-Lippe liegt kurz vor dem Start des Ausbildungsjahres 2025 bei 6.536. Das entspricht einem Rückgang von rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders alarmierend sind die Azubi-Zahlen im Münsterland im Kreis Warendorf, wo die Vertragszahlen um über 22 Prozent eingebrochen sind. Die IHK Nord Westfalen schlägt angesichts dieser Zahlen Alarm: Zwar sei die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe weiterhin hoch, doch viele Unternehmen erhalten keine Bewerbungen mehr. Dadurch drohe sich der ohnehin angespannte Fachkräftemangel in der Region weiter zu verschärfen.

Azubi-Zahlen im Münsterland: Demografischer Wandel trifft Ausbildungsmarkt hart

Nach Einschätzung der IHK Nord Westfalen hat der Rückgang mehrere Ursachen. An erster Stelle steht der demografische Wandel. In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in den letzten zehn Jahren um etwa 15 Prozent gesunken. Besonders betroffen sind Real- und Hauptschulen – genau jene Schulformen, aus denen traditionell die meisten Auszubildenden hervorgehen. Gleichzeitig steigt der Anteil an Abiturienten kontinuierlich an. Rund 37 Prozent der Schulabgänger entscheiden sich mittlerweile für ein Studium oder ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die Folge: Es fehlt an Bewerberinnen und Bewerbern mit mittlerem Schulabschluss, die für viele Ausbildungsberufe besonders gefragt sind.

Ein weiteres zentrales Problem sind mangelnde Qualifikationen. Laut IHK berichten viele Unternehmen von Defiziten in Mathematik, Deutsch und Sozialkompetenz. Fast 45 Prozent der befragten Betriebe haben überhaupt keine Bewerbung erhalten. In zwei Dritteln der Fälle konnten die Unternehmen keine geeigneten Bewerberinnen oder Bewerber finden. Die IHK spricht deshalb von einem massiven „Matching-Problem“ auf dem Ausbildungsmarkt, das nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig erhebliche Folgen für die Fachkräftesicherung haben dürfte.

Azubi-Zahlen im Münsterland 2025 im Überblick

Ein genauer Blick auf die Zahlen in den einzelnen Regionen zeigt ein differenziertes Bild. Die Stadt Münster bleibt mit 1.257 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen der größte Einzelmarkt in der Region. Dennoch bedeutet das auch hier ein Minus von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Deutlich stärker fällt der Rückgang im Kreis Warendorf aus, wo die Zahl der Verträge um 22,2 Prozent eingebrochen ist – vor allem bei kaufmännischen Berufen, die ein Minus von über 34 Prozent verzeichnen. In den Kreisen Borken (−8,7 %) und Steinfurt (−2,5 %) ist die Lage ebenfalls angespannt.

Positiv sticht der Kreis Coesfeld hervor, der als einzige Teilregion im Münsterland ein leichtes Plus von 1,4 Prozent auf 497 Verträge verzeichnet. Auch in Bottrop wurden mit 245 Verträgen 4,3 Prozent mehr Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen als im Vorjahr. Dagegen meldet Gelsenkirchen einen Rückgang um 13,5 Prozent, im Kreis Recklinghausen liegt das Minus bei 9,5 Prozent. Insgesamt ergibt sich ein gemischtes Bild – mit einer deutlichen Tendenz nach unten.

Wirtschaftliche Unsicherheit bremst Ausbildungsangebot zusätzlich

Neben der Bewerberlage spielt auch die wirtschaftliche Situation eine zentrale Rolle. Viele Betriebe stehen angesichts hoher Energiepreise, gestiegener Zinsen und globaler Unsicherheiten unter Druck. Diese Faktoren führen in zahlreichen Branchen – insbesondere im Bau- und Metallsektor – zu Investitionszurückhaltung. Über 25 Prozent der Betriebe gaben in der IHK-Umfrage an, weniger Ausbildungsplätze anzubieten als im Vorjahr. Die wirtschaftliche Unsicherheit trifft also nicht nur die Investitionen, sondern auch direkt die Nachwuchsgewinnung. Ein Teufelskreis droht: Ohne passende Bewerbungen ziehen sich immer mehr Unternehmen aus der Ausbildung zurück. Damit fehlt es langfristig an qualifizierten Fachkräften – mit negativen Folgen für die gesamte regionale Wirtschaft.

IHK setzt auf Unterstützung und neue Ausbildungsimpulse

Trotz der ernüchternden Lage versucht die IHK Nord Westfalen, dem Trend entgegenzuwirken. So unterstützt das Projekt „Passgenaue Besetzung“ Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Auch Studienabbrecherinnen und -abbrecher werden gezielt angesprochen. Über 900 sogenannte Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter besuchen weiterführende Schulen und berichten dort praxisnah aus dem Ausbildungsalltag. Zusätzlich wirbt die bundesweite Kampagne „Jetzt #könnenlernen“ mit Social-Media-Clips und Events für die duale Ausbildung. Die Praktikumswoche NRW bietet Jugendlichen während der Sommerferien die Möglichkeit, innerhalb kurzer Zeit verschiedene Berufe kennenzulernen.

Die IHK ermutigt alle unentschlossenen Schulabgängerinnen und Schulabgänger, sich auch jetzt noch zu bewerben. Besonders kleinere und weniger bekannte Betriebe hätten noch viele offene Ausbildungsplätze. Die Hotlines in Münster (0251 707-555) und Gelsenkirchen (0209 388-555) stehen weiterhin für Beratungsgespräche zur Verfügung.

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