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Messergewalt in NRW 2024 stark angestiegen: Polizei schlägt Maßnahmen vor

Die Kriminalität in NRW 2024 ist leicht gesunken, doch Messergewalt nimmt dramatisch zu. Innenminister Reul fordert härtere Maßnahmen.
Foto: iphotoklick

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Die Kriminalität in NRW ist im Jahr 2024 insgesamt um 1 % gesunken. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik wurden 1.398.652 Straftaten erfasst. Die Aufklärungsquote liegt bei 53,5 %, was bedeutet, dass 747.780 Fälle gelöst wurden. Doch hinter den Gesamtzahlen verbergen sich besorgniserregende Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Messergewalt in NRW, die 2024 um 20 % zugenommen hat. Auch Wohnungseinbrüche und Cyberkriminalität steigen weiter an, während klassische Diebstahlsdelikte und Sexualstraftaten zurückgehen.

Rückgang bei Diebstahl und Betrug – Ein Erfolg der Präventionsarbeit?

Einige Delikte verzeichneten einen deutlichen Rückgang. Die Zahl der Diebstähle sank insgesamt um 1,3 %, wobei besonders Ladendiebstahl mit -5,1 % zurückging. Auch Raubstraftaten verringerten sich um 7,3 %. Waren- und Warenkreditbetrug ging um 6,4 % zurück, ebenso wie Sexualstraftaten, die um 5,8 % sanken. Experten führen dies auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen im Einzelhandel, bessere Überwachungstechniken und gezielte Polizeiarbeit zurück. Dennoch warnt die Polizei, dass sich Täter verstärkt neuen Kriminalitätsformen wie Cybercrime zuwenden.

Gewaltkriminalität: Messergewalt in NRW 2024 angestiegen

Während die Gewaltkriminalität mit insgesamt 55.600 Fällen nahezu unverändert blieb (-0,4 %), gibt es eine alarmierende Entwicklung: Die Zahl der Messerangriffe ist um 20 % gestiegen und erreichte 7.295 Fälle. Experten sehen mehrere Ursachen für diesen Trend. Einerseits sind Messer leicht zugängliche Waffen, andererseits wird ihre Verwendung bei Auseinandersetzungen zunehmend enttabuisiert. Auch Konflikte im sozialen Umfeld eskalieren häufiger mit tödlichem Ausgang.

Die Polizei reagiert mit verschärften Maßnahmen: Waffenverbotszonen wurden ausgeweitet, Videoüberwachung an Brennpunkten verstärkt. Innenminister Herbert Reul forderte zudem härtere Strafen für Täter, um ein klares Zeichen zu setzen.

Mord und Totschlag: Die Zahlen bleiben hoch

NRW verzeichnete im Jahr 2024 insgesamt 479 Fälle von Mord und Totschlag. Dabei verloren 136 Menschen ihr Leben. Trotz der hohen Fallzahlen konnte die Polizei eine Aufklärungsquote von 93,1 % erreichen – ein Erfolg, der der intensiven Ermittlungsarbeit und modernster Forensik zu verdanken ist.

Cybercrime auf dem Vormarsch – Digitale Kriminalität nimmt zu

Cybercrime ist eine der am schnellsten wachsenden Kriminalitätsformen in NRW. Die Zahl der registrierten Fälle stieg um 7,8 % auf 22.800. Die Schadenssumme beläuft sich auf 32,5 Millionen Euro. Hinzu kommen 35.300 zusätzliche Fälle mit Ursprung im Ausland, die weitere 30 Millionen Euro Schaden verursachten. Täter agieren zunehmend professionell, setzen auf Phishing-Angriffe, Identitätsdiebstahl und Krypto-Betrug.

Für viele Opfer kommt die Hilfe zu spät – oft werden Schadensfälle erst entdeckt, wenn es bereits zu finanziellen Verlusten gekommen ist. Experten raten dazu, Passwörter regelmäßig zu ändern und verdächtige E-Mails genau zu prüfen.

Wohnungseinbruch und Diebstahl – Kein Ende in Sicht?

Wohnungseinbrüche nahmen um 5,2 % zu und erreichten 28.500 Fälle. Besonders in städtischen Gebieten mit hoher Anonymität haben Einbrecher leichtes Spiel. Die Polizei setzt verstärkt auf Präventionsmaßnahmen, darunter verstärkte Streifen in gefährdeten Gebieten und Aufklärungskampagnen für Bürger.

Auch Taschendiebstahl nahm leicht zu (+0,6 %) und liegt bei 39.757 Fällen. Die Gesamtschadenssumme durch Raub betrug 11,7 Millionen Euro, während Einbruchdiebstähle einen Schaden von 126 Millionen Euro verursachten.

Tatverdächtige: Rückgang bei allen Altersgruppen

Die Polizei konnte 493.389 Tatverdächtige ermitteln, ein Rückgang von 2,1 %. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger liegt bei 35,6 % (168.578 Personen). In allen Altersgruppen gab es einen Rückgang der Tatverdächtigen. Besonders bei Personen unter 21 Jahren sank die Zahl um 7,4 %.

Gewalt gegen die Polizei nimmt zu – Beamte im Visier

Ein besorgniserregender Trend ist der Anstieg der Gewalt gegen Polizeibeamte. Widerstand gegen die Polizei sowie tätliche Angriffe nahmen um 1,6 % zu. Die Gewerkschaft der Polizei fordert härtere Strafen für Angriffe auf Beamte und eine bessere Ausstattung der Einsatzkräfte. Auch Bodycams sollen vermehrt zum Einsatz kommen, um Übergriffe zu dokumentieren und Täter schneller zur Rechenschaft zu ziehen.

Häusliche Gewalt: Ein anhaltendes Problem

Die Zahl der gemeldeten Fälle häuslicher Gewalt stieg um 1,9 % auf 61.400. Durchschnittlich gab es 183 Opfer pro Tag, insgesamt kamen 51 Menschen durch häusliche Gewalt ums Leben. Experten betonen, dass dies nur die offiziell gemeldeten Fälle sind – die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.

Innenminister Reul: Polizei steht vor großen Herausforderungen

Innenminister Herbert Reul präsentierte die Kriminalstatistik am 12. März 2025. Er lobte die Polizei für ihre Arbeit unter schwierigen Bedingungen, insbesondere im Jahr der Europameisterschaft. Dennoch sieht er Handlungsbedarf: Der Anstieg der Messergewalt 2024 in NRW sei alarmierend und erfordere entschlossene Maßnahmen. Zudem sprach er sich für den verstärkten Einsatz Künstlicher Intelligenz im Kampf gegen Kinderpornografie aus. Opfer häuslicher Gewalt rief er dazu auf, sich bei der Polizei zu melden.