
Heute Nacht erwartet uns auch in Münster ein besonders eindrucksvolles Naturschauspiel: der sogenannte Erdbeermond. Dieser rötlich gefärbte und scheinbar übergroße Vollmond wird am Himmel zu sehen sein – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Die beste Beobachtungszeit liegt in den Stunden nach dem Sonnenuntergang am 11. Juni, wenn der Mond tief über dem Horizont steht. Was den diesjährigen Erdbeermond so besonders macht: Er fällt mit einer seltenen astronomischen Konstellation zusammen, die ihn intensiver leuchten lässt als in den meisten anderen Jahren. Für Münsteranerinnen und Münsteraner bietet sich damit die einmalige Gelegenheit, dieses himmlische Phänomen direkt vor der eigenen Haustür zu bestaunen.
Der Begriff Erdbeermond stammt nicht aus der modernen Wissenschaft, sondern geht auf die Traditionen der nordamerikanischen Algonquin zurück. Dieses indigene Volk benannte die Vollmonde nach jahreszeitlich typischen Naturereignissen. Der Juni war für sie die Zeit der Erdbeerernte – deshalb der Name. Auch in Europa gab es vergleichbare Bezeichnungen. Der Junivollmond wurde oft Rosenmond genannt, weil zu dieser Zeit die Rosen in voller Blüte stehen. Eine weitere Bezeichnung lautete Honigmond, was sich vermutlich auf das goldene Licht und die warme Atmosphäre der Frühsommernächte bezieht. Zudem gibt es den alten deutschen Begriff Brachmond, der daran erinnert, dass im Juni häufig brachliegende Felder für den Anbau vorbereitet wurden. All diese Namen zeigen, wie eng die Naturbeobachtung in früheren Gesellschaften mit dem Mondkalender verbunden war.
Der Erdbeermond ist in diesem Jahr besonders eindrucksvoll, weil er mit einem seltenen astronomischen Zyklus zusammenfällt. Alle 18,6 Jahre durchläuft der Mond eine sogenannte Knotendrehung, bei der sich seine Bahn relativ zur Erdachse verändert. 2025 ist ein solches Jahr. Dadurch steht der Mond zum Zeitpunkt des Vollmonds besonders tief am Himmel. Diese ungewöhnlich niedrige Position sorgt für zwei optische Effekte, die den Erdbeermond so faszinierend machen: Er wirkt deutlich größer und zeigt eine auffällig rötliche Färbung.
Die scheinbare Größe des Mondes ist dabei keine tatsächliche Veränderung, sondern eine optische Täuschung. Wenn der Mond nahe am Horizont steht, vergleicht das menschliche Auge ihn automatisch mit Gebäuden, Bäumen oder anderen Objekten in der Umgebung. Dadurch erscheint er größer, als er tatsächlich ist. Dieser Effekt lässt sich fotografisch kaum festhalten, wirkt aber bei direkter Beobachtung umso beeindruckender. Die rötliche Färbung des Mondes wiederum entsteht, weil sein Licht beim Durchgang durch die tiefere Atmosphäre stärker gestreut wird – insbesondere die blauen Lichtanteile. Übrig bleibt ein warmes, rötlich-gelbes Licht, das den Erdbeermond leuchten lässt wie eine gigantische Glut am Nachthimmel.
Die beste Zeit, den Erdbeermond in Münster zu sehen, ist in den Stunden direkt nach dem Mondaufgang am Abend des 10. Juni. Auch wenn der exakte Zeitpunkt des Vollmonds erst am 11. Juni um 09:43 Uhr MESZ erreicht wird, ist das Schauspiel in der Nacht zuvor am eindrucksvollsten. Dann steht der Mond tief am Horizont und zeigt seine typische Färbung. Wichtig ist, dass der Himmel möglichst klar ist und keine dichte Bewölkung den Blick zum Mond verdeckt. Auch Lichtverschmutzung durch Stadtbeleuchtung kann das Erlebnis trüben.
In Münster gibt es einige Orte, die sich besonders gut für die Beobachtung eignen. Wer freie Sicht nach Südosten sucht, findet am Aaseeufer eine besonders stimmungsvolle Kulisse. Der Blick über das Wasser verstärkt den visuellen Eindruck zusätzlich. Auch die Sentruper Höhe, das Gebiet um das Himmelreich in Gievenbeck oder die Rieselfelder bieten gute Bedingungen, um den Erdbeermond in Ruhe zu betrachten – fernab von Straßenlaternen und Alltagshektik. Wer ein Fernglas zur Hand hat, kann zusätzliche Details auf der Mondoberfläche erkennen. Doch auch mit bloßem Auge ist das Schauspiel eindrucksvoll genug, um für Staunen zu sorgen.
Der Juni 2025 hat noch mehr zu bieten als den Erdbeermond. In den Wochen rund um das Vollmondereignis sind auch kleinere Meteorschauer aktiv. Wer nach dem Mondaufgang noch länger in den Himmel schaut, kann mit etwas Glück die eine oder andere Sternschnuppe entdecken. Zudem stehen in diesem Monat mehrere Planeten gut sichtbar am Nachthimmel. Besonders Mars, Jupiter und Saturn lassen sich beobachten – teilweise sogar ohne Fernglas. Und am 21. Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Punkt: Die Sommersonnenwende markiert den längsten Tag des Jahres und lädt dazu ein, die kürzeste Nacht mit Freunden unter freiem Himmel zu verbringen.
In Kombination mit dem Erdbeermond ergibt sich ein perfekter Anlass, sich dem Nachthimmel einmal ganz bewusst zu widmen. Ob als romantisches Date, lehrreicher Familienausflug oder meditativer Solo-Moment – die Natur liefert uns in diesem Monat eindrucksvolle Bilder, für die man nicht reisen muss. Alles, was man braucht, ist ein freier Blick gen Himmel.
Der Erdbeermond ist mehr als nur ein schöner Vollmond. Er ist ein seltenes Naturphänomen, das uralte Traditionen, astronomische Besonderheiten und emotionale Momente miteinander verbindet. Wer sich die Zeit nimmt, ihn bewusst zu beobachten, wird nicht nur ein beeindruckendes Lichtspiel erleben, sondern auch ein Gefühl für die tiefe Verbindung zwischen Himmel und Erde gewinnen. Der nächste ähnlich eindrucksvolle Erdbeermond wird erst im Jahr 2043 erwartet – ein Grund mehr, das Himmelsereignis 2025 nicht zu verpassen.