
Der Personalmangel im Bereich der Lokführer in NRW hat sich in den vergangenen Monaten weiter zugespitzt. Aktuell fehlen rund 500 ausgebildete Lokführer im Personen- und Güterverkehr. Diese Zahl könnte in den kommenden zwei Jahren deutlich steigen: Es wird erwartet, dass über 1000 Stellen neu besetzt werden müssen. Gründe dafür sind unter anderem der demografische Wandel sowie ein zunehmender Berufsausstieg aufgrund hoher Belastung. Der Engpass betrifft sowohl den Nahverkehr als auch den Schienengütertransport und stellt Verkehrsunternehmen vor große Herausforderungen.
Die Gründe liegen nicht allein im Alter der Belegschaft. Viele Verkehrsunternehmen haben in den vergangenen Jahren zu wenig neue Fachkräfte ausgebildet. Laut Branchenexperten war das eine Folge von Kostendruck und zunehmendem Wettbewerb. In Kombination mit der absehbaren Welle an Ruheständlern entstand ein akuter Mangel. Hinzu kommt: Die Arbeitsbedingungen, insbesondere Schichtarbeit und hohe Verantwortung, führen häufig zu einer beruflichen Neuorientierung.
Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen verschiedene Maßnahmen gestartet. Eine davon ist die Unterstützung des Quereinstiegs durch die Initiative „Fokus Bahn“. Interessierte können innerhalb eines Jahres zur Lokführerin oder zum Lokführer umgeschult werden. Die Umschulung gilt jedoch als anspruchsvoll: Sie umfasst eine intensive Theorie- und Praxisphase. Nur etwa ein Drittel der Teilnehmer besteht am Ende die erforderlichen Prüfungen. Trotz dieser Hürden ist der Quereinstieg ein zentraler Baustein der Rekrutierungsstrategie.
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) äußerte sich ebenfalls zur aktuellen Lage. Er sieht die Verantwortung nicht nur beim Land, sondern auch bei den Verkehrsunternehmen selbst. Diese hätten trotz bekannter Prognosen zur Altersstruktur nicht ausreichend vorgesorgt. Die Kritik richtet sich vor allem an die fehlende Initiative zur Ausbildung junger Menschen. In Zeiten wachsenden Mobilitätsbedarfs sei das ein strategischer Fehler gewesen, so Krischer.