
Münster. Am Montag, den 15. September 2025, kam es vor dem Universitätsklinikum Münster (UKM) zu einem kontroversen Protest gegen Transmedizin. Rund 20 Mitglieder des Vereins „Frauenheldinnen“ stellten sich an die Albert-Schweitzer-Straße, um unter dem Motto „Transmedizin macht krank“ gegen geschlechtsangleichende Behandlungen bei Kindern und Jugendlichen zu demonstrieren. Doch die eigentliche Aufmerksamkeit erhielt die Gegendemo: Etwa 100 Menschen aus einem breiten Bündnis queerer Gruppen machten lautstark deutlich, dass sie die Vorwürfe zurückweisen.
Die queeren Verbände und Initiativen aus Münster reagierten mit einem klaren Signal. Sie warfen den Frauenheldinnen Transfeindlichkeit vor und betonten, dass geschlechtsangleichende Maßnahmen für viele Betroffene keine ideologisch motivierte Entscheidung seien, sondern ein Weg zu mehr Lebensqualität. Unterstützungsangebote wie Trans-Peer-Beratung spielten dabei eine wichtige Rolle.
Der Verein Frauenheldinnen konzentrierte seine Kritik auf die medizinische Praxis im Bereich der Transmedizin. Insbesondere die Anwendung von Pubertätsblockern bei Jugendlichen wurde hinterfragt. Nach Ansicht der Vorsitzenden Eva Engelken seien die Zugangskriterien in Deutschland weniger streng als in anderen Ländern. Sie sprach von möglichen irreversiblen Schäden und warnte vor einem „Medizin-Skandal“. Die Leitlinie zur Geschlechtsinkongruenz, an der auch Prof. Georg Romer vom UKM mitwirkte, wird vom Verein als problematisch angesehen.
Das Center for Transgender Health (CTH) am UKM weist die Vorwürfe zurück. Man halte sich an den aktuellen Stand der medizinischen Erkenntnisse, betont die Klinik. Jede Behandlung werde interdisziplinär geprüft und individuell begründet. Die 2022 entwickelte S2k-Leitlinie der AWMF sieht ein abgestuftes Versorgungskonzept vor – von psychosozialer Begleitung über Familienarbeit bis hin zu medizinischen Maßnahmen. Sie gilt nicht als verpflichtendes Gesetz, sondern als Empfehlung. Wissenschaftlich wird weiterhin diskutiert, wie groß die Langzeitrisiken von Pubertätsblockern tatsächlich sind. Studien zeigen teils positive Effekte, weisen jedoch auf methodische Grenzen hin.