
Münster. Eine bislang kaum bekannte Fotosammlung zeigt Münster unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg – zerstört, aber schon im Aufbruch. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die rund 5.000 Aufnahmen jetzt digitalisiert und veröffentlicht. Damit hofft das LWL-Medienzentrum auf Hinweise zur Identität des unbekannten Fotografen.
Die Fotos stammen aus dem Bestand, den das LWL-Medienzentrum bereits 1995 erworben hatte. Es handelt sich um die sogenannte Sammlung Schnitkemper, die damals ohne Begleitmaterial überliefert wurde. Weder der Name des Fotografen noch die genauen Entstehungsumstände waren bekannt.
Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen das Leben in den zerstörten Städten Münster, Köln und Recklinghausen zwischen 1946 und 1949. Zu sehen sind Ruinen, Trümmerlandschaften und erste Anzeichen des Wiederaufbaus. Besonders auffällig ist die verwendete Technik: Viele der Bilder sind als Stereoaufnahmen entstanden. Dabei werden zwei leicht versetzte Aufnahmen gleichzeitig erstellt, die bei der Betrachtung einen räumlichen Eindruck erzeugen.
Diese Methode war in der Nachkriegszeit außergewöhnlich, da sie doppelt so viel Filmmaterial erforderte. Warum der Fotograf diese aufwändige Technik nutzte, bleibt unklar – ebenso wie seine Identität.
Um die Aufnahmeorte zu bestimmen, werteten Fachleute des LWL die Filmrollen mithilfe digitaler Karten und Vergleichsbilder aus dem Internet aus. Die Negative waren größtenteils unzerschnitten, wodurch sich ganze Bildfolgen rekonstruieren ließen. So konnten rund 98 Prozent der Motive eindeutig verortet werden.
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Mehr als zwei Drittel der Aufnahmen stammen aus Köln, etwa 800 zeigen Münster und weitere 800 Recklinghausen. Auf den Münsteraner Bildern sind unter anderem der Prinzipalmarkt, der St.-Paulus-Dom und die Liebfrauen-Überwasserkirche zu erkennen – teilweise schwer beschädigt, teilweise bereits im Wiederaufbau.
Nach Angaben des LWL-Medienzentrums soll die Veröffentlichung auch Zeitzeugen ansprechen, die möglicherweise noch etwas über die Entstehung der Fotos wissen. Die komplette Sammlung ist online im Bildarchiv Westfalen des LWL sowie im digitalen Portal der Irene und Sigurd Greven Stiftung einsehbar.