
Die katholische Kirchengemeinde St. Petronilla und das Bistum in Münster geben gleich zwei Kirchen auf. Mit dem Ende der St. Josef Kirche in Gelmer und der St.-Mariä-Himmelfahrt in Dyckburg reagiert sie auf die wachsenden strukturellen und finanziellen Herausforderungen, die viele Pfarreien bundesweit betreffen.
Im Stadtteil Gelmer steht die St.-Josef-Kirche vor dem Aus. Ein umfassendes Gutachten bescheinigt dem Gebäude schwere bauliche Mängel, insbesondere am Dach, dessen Sanierung mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden wäre. Vor diesem Hintergrund hat der Kirchenvorstand gemeinsam mit dem Pfarreirat und dem Seelsorgeteam beschlossen, die Kirche aufzugeben. Im Rahmen eines Architekten-Investoren-Verfahrens, das in enger Abstimmung mit dem Bischöflichen Generalvikariat erfolgt, wird nun ein Nachnutzungskonzept für das Kirchengebäude und den umliegenden Kirchplatz entwickelt. Geplant ist unter anderem ein moderner, kleinerer Kirchenraum, der die spirituelle Heimat der Gläubigen in Gelmer bewahren soll.
Auch in Dyckburg kommt es zu einer weitreichenden Veränderung: Die St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche wird zum 1. Dezember 2025 an die Rumänisch-Orthodoxe Metropolie für Deutschland verkauft. Die orthodoxe Gemeinde nutzt die Kirche bereits seit neun Jahren regelmäßig. Pfarrer Dimitrie Ursache, der dort 2016 seine Priesterweihe empfing, dankte der katholischen Pfarrei für die jahrelange Gastfreundschaft. Zugleich betonte er den Wunsch, diese Gastfreundschaft nun umgekehrt zu leben. Das Kirchengebäude bleibt weiterhin für Besucher geöffnet und wird weiterhin religiös genutzt, während das Grundstück im Besitz der katholischen Kirchengemeinde bleibt.
Diese beiden Entscheidungen sind für viele Gemeindemitglieder emotional schwer zu akzeptieren. Pfarrer Jürgen Streuer spricht offen über die damit verbundenen persönlichen Verluste – viele Menschen verbinden mit den Kirchengebäuden besondere Momente wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Dennoch sei die Aufgabe unausweichlich gewesen. Die sinkenden Kirchensteuereinnahmen, der Rückgang bei den Gottesdienstbesuchern und der Mitgliederschwund machen eine Neuausrichtung dringend notwendig. Die Gremien der Pfarrei beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit der Frage, wie sich das Gemeindeleben unter veränderten Rahmenbedingungen erhalten lässt. Im Mittelpunkt steht ein verantwortungsvoller Umgang mit den vorhandenen Ressourcen und der Wille, lebendige Orte des Glaubens und der Gemeinschaft zu schaffen.
Um die Gemeindemitglieder aktiv in diesen Prozess einzubeziehen, lädt St. Petronilla am Montag, dem 23. Juni, zu zwei Gemeindeabenden ein. Um 18 Uhr in der St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche und um 20 Uhr in der St.-Josef-Kirche sollen im Beisein des Ständigen Vertreters des Diözesanadministrators, Dr. Klaus Winterkamp, sowie Vertreterinnen und Vertretern der Fachabteilungen des Generalvikariats, der Gremien und des Seelsorgeteams offene Gespräche stattfinden.