Untergetaucht vor der Abschiebung: IS-Terrorist aus Warendorf flieht nach OVG-Urteil

Ein verurteilter IS-Terrorist aus Warendorf ist vor seiner Abschiebung untergetaucht. Das OVG Münster hatte seine Rückführung nach Tadschikistan erlaubt.
Foto: jp auf Pixabay

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Münster/Warendorf. Der verurteilte, ehemalige IS-Terrorist aus Warendorf ist kurz vor seiner geplanten Abschiebung untergetaucht. Der 39-jährige Tadschike, der 2017 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt wurde, sollte nach einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Münster nach Tadschikistan abgeschoben werden. Doch seit Bekanntwerden der Entscheidung fehlt von ihm jede Spur. Die Behörden im Kreis Warendorf bestätigten, dass der Mann derzeit gesucht wird.

Das OVG Münster hatte am 9. Oktober entschieden, dass das frühere Abschiebungsverbot gegen den Mann aufgehoben wird. 2018 war ihm noch Schutz zugesprochen worden, da bei einer Rückkehr nach Tadschikistan Folter drohen könnte. Neue diplomatische Zusicherungen des Landes gegenüber dem Auswärtigen Amt änderten jedoch die Einschätzung: Tadschikistan habe glaubhaft zugesichert, dass dem Mann keine Misshandlung drohe.

IS-Terrorist aus Warendorf sollte nach Tadschikistan abgeschoben werden

Der Fall des IS-Terroristen aus Warendorf zeigt die Schwierigkeiten deutscher Behörden bei der Vollstreckung von Abschiebungen in sicherheitsrelevanten Fällen. Nach Informationen des Kreises Warendorf sind sämtliche Rechtsmittel ausgeschöpft, die Ausländerbehörde durfte die Rückführung längst einleiten. Doch der Mann, der nach seiner Haftentlassung mit seiner Familie im Münsterland lebte, ist verschwunden.

Laut Sicherheitskreisen sei der Tadschike zuletzt auffällig geworden, als er auf einer Polizeiwache ein Cuttermesser an seinen Hals hielt, um eine Festnahme zu verhindern. Schon damals galt er als unberechenbar. Nun ist er flüchtig, während die Polizei mit Hochdruck nach ihm sucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich im Raum Münster oder Warendorf aufhält.

Verurteilt wegen Mitgliedschaft im „Islamischen Staat“

Der 39-Jährige hatte sich 2015 der Terrormiliz IS angeschlossen und war in Syrien und im Irak tätig. Dort arbeitete er als Wachmann und erhielt eine Ausbildung im Umgang mit Handgranaten und Maschinengewehren. Nach seiner Rückkehr wurde er vom Oberlandesgericht Düsseldorf zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Richter sahen seine aktive Beteiligung am IS als erwiesen an.

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Unter dem Kampfnamen „Abu Said“ soll er laut Ermittlern für den IS tätig gewesen sein. Nach seiner Haft lebte er zunächst unauffällig im Kreis Warendorf, bezog Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und stellte mehrfach erfolglose Asylanträge.

Kreis Warendorf spricht von strukturellen Problemen

In einer Mitteilung erklärte der Kreis Warendorf, der Fall zeige die Grenzen der praktischen Umsetzbarkeit von Abschiebungen. Wenn Betroffene untertauchten, sei die Vollstreckung rechtlich zulässiger Beschlüsse kaum möglich. Die zuständige Ausländerbehörde habe alle nötigen Schritte eingeleitet, könne die Maßnahme aber erst umsetzen, sobald der Mann festgenommen sei.

Auch Sicherheitsbehörden betonen, dass von dem Mann ein erhebliches Gefährdungspotenzial ausgehe. Derzeit arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft und Ausländeramt eng zusammen, um seinen Aufenthaltsort zu ermitteln.

Behörden hoffen auf schnelle Festnahme

Nach Angaben aus Behördenkreisen laufen die Fahndungsmaßnahmen auf Hochtouren. Man gehe davon aus, dass der Mann im Münsterland untergetaucht ist und versucht, seine Abschiebung weiter zu verzögern. Erst wenn er aufgegriffen wird, könne die Ausreise nach Tadschikistan vollzogen werden.

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