
Münster. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages rufen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und nationale Gesundheitsinstitutionen unter dem Motto „Lass uns Klartext reden“ zur Aufklärung über Virushepatitis auf. Denn obwohl rund 500 Millionen Menschen weltweit betroffen sind, verlaufen viele Infektionen lange unbemerkt. Die Universität Münster spielt mit ihrer exzellenten Forschung und Versorgung eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Krankheit. Der Tag dient nicht nur dem Gedenken an Nobelpreisträger Baruch S. Blumberg, sondern vor allem der Prävention, Früherkennung und Therapieverbesserung.
Chronische Infektionen mit Hepatitis B und C zählen zu den häufigsten Ursachen für Leberzirrhose und Leberkrebs. Die WHO schätzt, dass jährlich rund 1,3 Millionen Menschen an den Spätfolgen sterben. Besonders dramatisch: Die Zahl der Neuinfektionen sinkt zwar – doch weil viele Erkrankte nicht rechtzeitig diagnostiziert oder behandelt werden, steigt die Zahl der Todesfälle weiter an. Der Welt-Hepatitis-Tag 2025 will das ändern und fordert: Testen, impfen, behandeln – weltweit.
Das diesjährige Motto in Deutschland „Lass uns Klartext reden“ bringt es auf den Punkt: Nur wenn über Hepatitis offen gesprochen wird, können Betroffene Hilfe erhalten. Ein zentrales Instrument ist das Screening. In Deutschland wird ab 35 Jahren im Rahmen des „Check-up 35“ ein kostenloser Hepatitis-B/C-Test angeboten. Doch noch immer nutzen zu wenige Menschen diese Möglichkeit. Auch der wichtige HDV-Test bei positivem HBV-Befund wird häufig nicht durchgeführt.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Hepatitis haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Hepatitis C lässt sich mit modernen direkt antiviralen Medikamenten (DAA) in über 90 Prozent der Fälle heilen. Die Zahl schwerer Lebererkrankungen und Krankenhausaufenthalte nimmt dadurch ab. Für Hepatitis B existiert zwar keine vollständige Heilung, jedoch eine effektive virale Kontrolle. Besonders vielversprechend ist der Einsatz von Bulevirtid bei Koinfektionen mit Hepatitis B und D. Wer sich gegen HBV impfen lässt, ist automatisch auch gegen HDV geschützt.
Am Universitätsklinikum Münster (UKM) forscht die Medizinische Klinik B unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Jonel Trebicka intensiv an der Diagnose und Behandlung von Lebererkrankungen. Gemeinsam mit Priv.-Doz. Dr. Kai-Henrik Peiffer und Prof. Dr. Michael Praktiknjo untersucht das Team die komplexen Mechanismen der Virushepatitis, Leberzirrhose und des akut-auf-chronischen Leberversagens (ACLF). Ihre Expertise reicht von Grundlagenforschung bis hin zur Intensivmedizin – mit direktem Nutzen für Patientinnen und Patienten.
Die Klinik B beteiligt sich an zahlreichen multizentrischen Studien auf nationaler und internationaler Ebene. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit Instituten wie dem Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin und die enge Verknüpfung mit den Fachrichtungen Virologie, Biochemie und Mikrobiologie. Dadurch gelingt der Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis – vom molekularen Mechanismus bis zur konkreten Therapie am Krankenbett.
Die Leberambulanz der Klinik bietet spezialisierte Betreuung für Menschen mit chronischer Hepatitis und seltenen Lebererkrankungen. Die enge Anbindung an die Forschung garantiert eine patientennahe Versorgung auf dem neuesten Stand der Medizin. Regelmäßige Beiträge auf Fachkongressen wie der EASL oder Veröffentlichungen zur Viruspathogenese belegen die hohe wissenschaftliche Relevanz der Münsteraner Klinik.
Der Welt-Hepatitis-Tag 2025 ist ein dringender Aufruf zur Auseinandersetzung mit einer Krankheit, die Millionen betrifft – oft ohne ihr Wissen. Die Universität Münster zeigt beispielhaft, wie medizinische Forschung, klinische Versorgung und öffentliche Gesundheitsbildung ineinandergreifen können. Nur mit Information, Prävention und einem internationalen Schulterschluss lässt sich das WHO-Ziel erreichen: eine Welt ohne Hepatitis bis 2030.