Wie der Sturm am Samstag die Strompreise in Münster drückte

Wie der Sturm am 4. Oktober die Strompreise in Münster drückte
Foto: Zbynek Burival / unsplash

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Das Sturmtief, das am 4. Oktober über Nordrhein-Westfalen hinwegzog, hat nicht nur Äste abgerissen, sondern auch den Strommarkt durcheinandergewirbelt. Die Börsenpreise an der Leipziger Strombörse EPEX SPOT blieben über Stunden hinweg bei null Euro pro Megawattstunde. Dieses Phänomen tritt regelmäßig bei starkem Wind auf und zeigt, wie empfindlich die Energiepreise auf Wetterlagen reagieren.

Je mehr Wind weht, desto stärker speisen die Windräder Strom ins Netz ein. Dadurch entsteht kurzfristig ein Überangebot, das die Preise an der Strombörse nach unten drückt. Besonders betroffen war diesmal auch das Münsterland. Hier liefen viele Windanlagen zeitweise auf Hochtouren, während die Nachfrage am Wochenende vergleichsweise gering blieb.

Warum Wind den Preis an der Börse drückt

In Deutschland bläst der Wind im Winterhalbjahr deutlich stärker als im Sommer. Das zeigen Langzeitdaten des Deutschen Wetterdienstes. Wenn in diesen Monaten viel Windstrom eingespeist wird, sinken die Großhandelspreise an der Börse oft spürbar. Die Fraunhofer-Energiecharts dokumentieren, dass die Einspeisung in stürmischen Zeiten mehrere Gigawattstunden pro Tag erreichen kann.

Treffen hohe Einspeisung und geringe Nachfrage aufeinander, etwa an Feiertagen oder Wochenenden, können die Preise sogar ins Negative rutschen. Die Bundesnetzagentur erklärt auf ihrem Portal SMARD, dass dann sogenannte „negative Spotmarktpreise“ entstehen. Diese Preissignale sind besonders interessant für Stromverbraucher mit flexiblen oder dynamischen Tarifen.

EEG-Förderstopp bei lang anhaltenden Negativpreisen

Bleiben die Börsenpreise über längere Zeiträume hinweg negativ, greifen gesetzliche Regeln. Die Übertragungsnetzbetreiber veröffentlichen regelmäßig Zeiträume, in denen wegen solcher Marktphasen keine Marktprämie gezahlt wird. Das zwingt Erzeuger, ihre Produktion flexibler auszurichten. Studien von Agora Energiewende zeigen zudem, dass der massive Ausbau von Wind- und Solarenergie langfristig zu sinkenden Großhandelspreisen führt – unabhängig von der jeweiligen Nachfrage.

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Stürme bringen kurzfristig viel Einspeisung und Eingriffe ins Netz

Ein Sturm wie am 4. Oktober sorgt für kurzfristig enorme Einspeisung aus Windkraft. Diese Überproduktion kann das Stromnetz belasten. Die Netzbetreiber greifen dann ein und steuern die Einspeisung, um Leitungen zu entlasten. Nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers Amprion kann das Ausmaß solcher Eingriffe zweistellige Gigawattbereiche erreichen. Das gehört zum täglichen sogenannten Redispatch-Management.

Windenergie im Münsterland: Ausbau mit Rückenwind

Das Münsterland zählt zu den windstarken Regionen in Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben der Stadt Münster standen 2022 insgesamt 991 Windräder im Münsterland, davon 34 im Stadtgebiet. Die Stadtwerke Münster betreiben Windanlagen von Borkum bis Wolbeck und wollen die Zahl bis 2030 deutlich erhöhen. Zudem laufen mehrere Genehmigungsverfahren für neue Projekte.

Auch die Bezirksregierung Münster arbeitet an den Vorgaben des Windenergieflächenbedarfsgesetzes. Nordrhein-Westfalen soll bis 2032 rund 1,8 Prozent seiner Landesfläche für Windkraft bereitstellen. Der Regionalplan Münsterland weist bereits Vorranggebiete aus, die künftig weiter ausgebaut werden sollen.

Dynamische Stromtarife in Münster profitieren

Während die Preise an der Strombörse am 4. Oktober rund um die Uhr bei null Euro pro Megawattstunde lagen, zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher in klassischen Tarifen weiterhin den üblichen Strompreis. Anders sieht es bei dynamischen Tarifen aus. Die Stadtwerke Münster bieten mit „Ökostrom Dynamisch“ ein Produkt an, das sich an den Spotpreisen der EPEX orientiert.

Kundinnen und Kunden mit Smart-Meter konnten an diesem windreichen Samstag besonders günstig Strom beziehen, etwa beim Laden eines E-Autos oder dem Betrieb einer Wärmepumpe. Auch Anbieter wie Tibber bieten ähnliche Modelle im Netzgebiet Münster an.

Wetter und Wirtschaft: Was der Sturm für Münster bedeutet

Für die Wirtschaft in Münster bringt das Sturmwetter kurzfristig Vorteile. Unternehmen mit dynamischen Stromtarifen oder flexiblen Produktionszeiten können in Phasen niedriger Preise erhebliche Energiekosten sparen. Gleichzeitig zeigt die Wetterlage, wie stark der Energiemarkt von Natur und Jahreszeiten abhängt.

Die Stadt Münster sieht in der Windenergie einen Schlüssel zur regionalen Energiewende. Je mehr Strom lokal erzeugt und flexibel genutzt wird, desto unabhängiger wird die Stadt von teuren Importen und Preisschwankungen.

 

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