
Die Zahl der gemeldeten Windpocken-Fälle in Nordrhein-Westfalen (NRW) nimmt wieder zu. 2024 wurden in NRW 3.444 Infektionen registriert, davon allein 1.742 in Westfalen-Lippe. Damit erreichen die Fallzahlen fast das Niveau vor der Corona-Pandemie. Zum Vergleich: 2019 wurden 4.094 Fälle in NRW gemeldet, in Westfalen-Lippe waren es 1.846.
Während der Pandemie sanken die Infektionszahlen drastisch. 2021 lag die Zahl der Windpocken-Fälle bei nur 937 in NRW, in Westfalen-Lippe waren es 445. Doch bereits seit 2023 zeigt sich wieder ein deutlicher Anstieg. Im vergangenen Jahr wurden 2.956 Fälle in NRW gemeldet, davon 1.437 in Westfalen-Lippe.
Windpocken werden durch das Varizellen-Zoster-Virus verursacht und über Tröpfcheninfektion verbreitet. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zwei Impfungen im Kindesalter, um einen zuverlässigen Schutz zu gewährleisten. Die Impfungen sollten im Alter von 11 und 15 Monaten erfolgen.
Eltern, die ihre Kinder nicht im empfohlenen Zeitraum impfen ließen, können dies nachholen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung.
Das Windpocken-Virus ist hoch ansteckend. Bereits einen Tag vor dem Auftreten des typischen Hautausschlags können infizierte Personen andere anstecken. Die Ansteckungsgefahr bleibt bestehen, bis die Bläschen vollständig ausgetrocknet sind.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen 10 Tagen und 3 Wochen. Erste Symptome sind meist Kopf-, Rücken- und Gliederschmerzen, begleitet von Fieber. Anschließend entwickelt sich der juckende Hautausschlag mit den charakteristischen Bläschen. Diese verkrusten in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen.
In den allermeisten Fällen verlaufen Windpocken bei gesunden Kindern mild und heilen innerhalb von circa zwei Wochen folgenlos aus. Die Therapie konzentriert sich dann auf die Linderung der Symptome. Um den oft quälenden Juckreiz des Hautausschlags zu mildern und ein Austrocknen der Bläschen zu fördern, werden lokal kühlende oder austrocknende Lotionen, Gele oder Puder eingesetzt (z.B. mit Zink, Gerbstoffen, Menthol oder Polidocanol). Gegebenenfalls können auch oral einzunehmende Antihistaminika gegen den Juckreiz empfohlen werden. Wichtig ist außerdem, Fieber und Schmerzen schonend zu behandeln: Paracetamol eignet sich zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung. Hingegen wird vom Einsatz von Ibuprofen bei Kindern mit Windpocken abgeraten, da in Verbindung mit Windpocken in seltenen Fällen schwere Hautinfektionen auftreten können. Auch Acetylsalicylsäure (ASS) sollte aufgrund des Risikos eines Reye-Syndroms nur auf ausdrückliche ärztliche Anweisung eingesetzt werden. Zur Vermeidung von Narben und bakteriellen Sekundärinfektionen der Haut wird geraten, das Kratzen der Bläschen möglichst zu vermeiden. Kurze Fingernägel, das Tragen von Baumwollhandschuhen bei kleinen Kindern und locker sitzende Kleidung können helfen, Hautläsionen nicht aufzukratzen.