Wohnungsnot in Münster: Stadt setzt auf Kooperation mit Vonovia und Vivawest

Münster will Wohnungsnot mit Hilfe von Vonovia und Vivawest lindern. Zitate zeigen Kooperationsbereitschaft – doch reicht das gegen den Wohnungsmangel?
Um Menschen in Wohnungsnot zu helfen arbeitet die Stadt mit ansässigen Wohnungsunternehmen zusammen. Svenja Haidar (r., Sozialarbeiterin der Fachstelle Wohnraumsicherung), Cora Schröder (Vonovia) und Peter Frase (Vivawest) begrüßen die ausgeweitete Kooperation. ©Stadt Münster/Michael Möller

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Münster. Die Wohnungsnot in Münster ist seit Jahren ein drängendes Thema. Um mehr Menschen vor dem Verlust ihrer Wohnung zu schützen, baut die Stadt Münster ihre Zusammenarbeit mit den Wohnungsunternehmen Vonovia und Vivawest aus. Die beiden Konzerne stellen künftig jede passende freie Wohnung zunächst der Stadt zur Verfügung. Die Fachstelle Wohnraumsicherung entscheidet, ob diese für Haushalte in akuter Notlage vermittelt werden kann. Doch die Initiative wirft Fragen auf, ob sie über Einzelfälle hinaus spürbare Entlastung bringt.

Wohnungen sollen zuerst an die Stadt gehen

Nach Angaben der Stadt richtet sich das Angebot an Familien, Paare oder Einzelpersonen, „denen eine Räumungsklage droht, genauso wie an Wohnungslose, die in einer städtischen Unterkunft leben oder dort aus gesundheitlichen Gründen nicht leben können“. Im Erfolgsfall können Betroffene ein dauerhaftes Mietverhältnis eingehen und ihre schwierige Lage hinter sich lassen.

Allerdings zeigt sich hier auch eine Abhängigkeit: Die Kommune ist auf die freiwillige Kooperation privater Konzerne angewiesen, deren Geschäftsmodell auf Rendite ausgerichtet ist.

Unternehmen betonen Verantwortung

Vonovia verweist auf die Bedeutung persönlicher Beratung. „Die Hintergründe, warum Menschen in Wohnungsnot geraten, sind sehr unterschiedlich. Eine persönliche Beratung auf Augenhöhe und die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, wie sie die Stadt Münster anbietet, sind der beste Lösungsansatz“, erklärte Regionalleiterin Cora Schröder.

Auch Vivawest hebt die Rolle der Stadt hervor. „Als Wohnungsunternehmen sind wir uns unserer sozialen Verantwortung bewusst. Mit der Stadt Münster haben wir eine zuverlässige Ansprechpartnerin, um dieser Verantwortung vor Ort auch gerecht zu werden“, sagte Peter Frase, Teamleiter im Kundencenter West-Münsterland.

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Solche Aussagen unterstreichen zwar die Kooperationsbereitschaft, doch Kritiker fragen sich, wie dauerhaft und belastbar diese Verantwortung ist, wenn sie nicht durch verbindliche Quoten oder gesetzlichen Neubau sozialer Wohnungen flankiert wird.

Prävention soll Wohnungslosigkeit verhindern

Die Fachstelle Wohnraumsicherung arbeitet seit 2020 im Rahmen der Landesinitiative „Endlich ein Zuhause!“. Laut städtischer Bilanz konnten in 45 Prozent der Fälle Kündigungen und Räumungen abgewendet werden. „Manche dieser Personen oder Familien beziehen Bürgergeld, viele sind aber auch berufstätig und zahlen ihre Miete aus eigenen Einkünften“, erläutert Sozialarbeiterin Svenja Haidar.

Die Zahlen zeigen: Wer sich frühzeitig meldet, kann oft in der eigenen Wohnung bleiben. Trotzdem bleibt mehr als die Hälfte der beratenen Fälle ungelöst. Angesichts der hohen Mieten in Münster stellt sich die Frage, ob präventive Beratung allein ausreicht, um die Lage nachhaltig zu verbessern.

Kostenaspekt und gesellschaftliche Folgen

Die Stadt verweist darauf, dass ein reguläres Mietverhältnis günstiger ist als Unterbringungen in Notunterkünften oder Hotels. Das ist aus haushalterischer Sicht nachvollziehbar, blendet aber die sozialen und gesundheitlichen Belastungen für die Betroffenen aus. Wohnungslosigkeit bedeutet oft auch Isolation, verschlechterte Chancen auf dem Arbeitsmarkt und gesundheitliche Risiken – Faktoren, die weit über kurzfristige Kosten hinausgehen.

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