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Ausstellung zur Kolonialzeit in Münster: Neue Einblicke im Stadtmuseum

Die Ausstellung Kolonialzeit in Münster im Stadtmuseum beleuchtet ab August 2025 Münsters koloniale Vergangenheit und deren Nachwirkungen bis heute.
Foto: Blick in die Ausstellung. ©Stadtmuseum Münster

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Münster. Die neue Ausstellung zur Kolonialzeit in Münster eröffnet am 23. August 2025 im Stadtmuseum. Sie läuft bis zum 15. Februar 2026 und widmet sich den Spuren deutscher Kolonialherrschaft. Dabei stellt sie deren Auswirkungen bis in die heutige Zeit dar. Mit historischen Exponaten, digitalen Präsentationen und Stimmen aus der Stadtgesellschaft wird sichtbar, wie stark Münster in der Vergangenheit mit dem Kolonialismus verknüpft war. Dabei macht die Schau auch deutlich, dass viele Bilder und Stereotype aus der Kolonialzeit noch heute nachwirken und in aktuellen Debatten präsent sind.

Ausstellung zur Kolonialzeit in Münster startet im Stadtmuseum

Die Sonderausstellung „Themenraum Kolonialismus“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Stadtmuseum Münster, dem Historischen Seminar der Universität Münster und dem Institut für Didaktik der Geschichte. Verantwortlich für die wissenschaftliche Leitung sind Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck, Dr. Johannes Jansen und Dr. Barbara Rommé. Gemeinsam zeigen sie anhand ausgewählter Beispiele, wie Münster durch Handel, Waren und kulturelle Veranstaltungen in koloniale Strukturen eingebunden war.

Ziel der Ausstellung ist es, den Besucherinnen und Besuchern bewusst zu machen, dass der Kolonialismus nicht nur ein fernes Thema aus Übersee war, sondern sich auch direkt im Alltag einer westfälischen Stadt widerspiegelte. Exponate aus der Zeit zwischen 1884 und 1918 veranschaulichen, wie tief koloniale Denkmuster in Gesellschaft und Kultur verwurzelt waren.

Digitale Präsentationen vom Historischen Seminar

Besondere Aufmerksamkeit verdient die digitale Aufbereitung, die vom Historischen Seminar der Universität Münster beigesteuert wird. Dort wurden in studentischen Seminaren insgesamt 35 digitale Beiträge entwickelt. Diese verdeutlichen den Einfluss des Kolonialismus auf Druckwaren und Werbemittel. Gezeigt werden Werbeplakate, Postkarten und Zeitungsanzeigen, die Ende des 19. Jahrhunderts auch in Münster im Umlauf waren.

Diese Objekte machen sichtbar, wie selbstverständlich koloniale Bilder in der Alltagskultur auftauchten. Begleitende Texte ordnen die Exponate historisch ein und erklären, wie sich der Blick auf den Kolonialismus im Laufe der Zeit verändert hat. Damit wird nicht nur die Vergangenheit dokumentiert, sondern auch ein Bogen zur heutigen Erinnerungskultur geschlagen.

Umfrage des Instituts für Didaktik der Geschichte

Ein weiterer zentraler Bestandteil ist die aktuelle Umfrage, die das Institut für Didaktik der Geschichte zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat. Gefragt wurde, wie die Bevölkerung in Münster und darüber hinaus heute über die deutsche Kolonialzeit denkt. Soll es Gedenktage geben, die das Erinnern fördern? Oder wünschen sich die Menschen einen Schlussstrich?

Die Ausstellung präsentiert die Ergebnisse multimedial. Besucherinnen und Besucher können an Bildschirmen die Ansichten anderer sehen, aber auch selbst ihre Meinung abgeben. So entsteht ein interaktiver Dialog, der in die Weiterentwicklung der Umfrage einfließt. Dr. Johannes Jansen, der die Studie verantwortet, betont dabei den hohen Wert solcher Rückmeldungen für die Forschung und die öffentliche Diskussion.

Stadtmuseum zeigt Völkerschauen und Kolonialwarenläden

Das Stadtmuseum Münster richtet den Blick auf zwei konkrete Phänomene, die auch vor Ort eine große Rolle spielten: Völkerschauen und Kolonialwarenläden. In einer multimedialen Präsentation wird die Route des Kanadiers Robert Cunningham nachgezeichnet, der mit australischen Indigenen durch Europa tourte. Auch Münster war mit seinem Zoo Teil dieser umstrittenen Veranstaltungen, die Menschen als exotische Schauobjekte darstellten.

Ein weiterer Ausstellungsteil beleuchtet die Kolonialwarenhandlungen, die zwischen 1880 und 1920 in Münster stark zunahmen. Kaffee, Kakao und andere Produkte aus den Kolonien waren in der Bevölkerung äußerst beliebt. Dieser Boom führte dazu, dass viele Geschäfte in Münster das Wort „kolonial“ im Namen trugen, um Seriosität und Exotik zugleich zu vermitteln. Die Ausstellung zeigt, wie eng Konsum, Handel und Kolonialismus miteinander verknüpft waren.

Stimmen von Initiativen und Vereinen

Wichtiges Element der Ausstellung sind die Perspektiven von Initiativen und Vereinen, die bis heute von kolonialen Machtverhältnissen betroffen sind. Sie bereichern die Ausstellung mit eigenen Beiträgen und regen zu einem kritischen Nachdenken an. Ihr Ziel ist es, einen respektvollen Dialog über die Geschichte und ihre Folgen zu ermöglichen.

Dabei kommen Gruppen wie die Afrika Kooperative e.V., Afrikanische Perspektiven e.V. oder das Eine Welt Netz NRW zu Wort. Sie verdeutlichen, dass Kolonialismus keine abgeschlossene Vergangenheit ist, sondern dass seine Nachwirkungen bis heute spürbar sind – sei es im Alltag, in Sprache oder in gesellschaftlichen Strukturen.

Breite Zusammenarbeit und Begleitprogramm

Entstanden ist die Ausstellung durch die Zusammenarbeit von insgesamt 15 Partnerinstitutionen, darunter das Stadtarchiv Münster, die Stadtbücherei, die Universität zu Köln, die Volkshochschule Münster sowie der Westfälische Kunstverein. Gemeinsam haben sie eine Schau geschaffen, die historische Forschung, künstlerische Beiträge und gesellschaftliche Debatten miteinander verbindet.

Begleitet wird die Ausstellung zur Kolonialzeit in Münster von einem umfangreichen Programm: Neben öffentlichen Führungen gibt es spezielle Studientage für Schulen und Veranstaltungen von Studierenden. Damit richtet sich die Ausstellung an ein breites Publikum – von Schulklassen über interessierte Bürgerinnen und Bürger bis hin zu Fachleuten aus Wissenschaft und Kultur. Weitere Informationen stehen auf der Website des Stadtmuseums Münster.

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