
Münster/AI. Mit der neuen Barbara Hepworth Ausstellung präsentiert das Picasso Museum Münster ab dem 22. November 2025 eine der bedeutendsten Retrospektiven der britischen Moderne. Bis zum 8. März 2026 werden rund 90 zentrale Werke aus fünf Jahrzehnten gezeigt – ein Überblick, der Skulpturen, Zeichnungen, Gemälde, Drucke und Entwürfe zusammenführt und so die ganze Bandbreite eines außergewöhnlichen Œuvres sichtbar macht. Die Ausstellung bietet Besucherinnen und Besuchern die seltene Gelegenheit, die Entwicklung einer Künstlerin nachzuverfolgen, die den Begriff von Skulptur über Generationen hinweg geprägt und erweitert hat.
Hepworths Arbeiten verbinden Form und Bewegung, Material und Raum, Kunst und Wissenschaft – und genau diese Vielfalt rückt die Werkschau in den Mittelpunkt. Die Künstlerin, 1903 in Yorkshire geboren und ab 1939 im Künstlerort St Ives tätig, gilt als Schlüsselfigur der internationalen Moderne und als prägende Stimme eines neuen Verständnisses von plastischer Arbeit.
In den frühen Kapiteln der Ausstellung stehen Werke, in denen Hepworth mit Holz und Stein experimentierte und die Beziehung zwischen Körper, Material und Raum erforschte. Diese Arbeiten aus den 1920er- und 1930er-Jahren sind stark von ihrer Ausbildungszeit und ihren Reisen nach Paris beeinflusst, wo sie Künstlerinnen und Künstlern der Avantgarde wie Jean Arp und Pablo Picasso begegnete. Die Präsentation zeigt, wie sich Hepworths Formensprache aus dieser Phase heraus entwickelte – hin zu organischen Strukturen, offenen Formen und rhythmischen Linien.
Besonderen Raum erhalten die international gefeierten „String-Sculptures“: Skulpturen, in deren Öffnungen Hepworth gespannte Fäden einarbeitete, um Licht, Bewegung und Räumlichkeit neu zu erfassen. Diese Arbeiten gehören zu den ikonischsten Kunstwerken der Moderne und markieren einen Wendepunkt in Hepworths Auseinandersetzung mit Raum und Atmosphäre. Ergänzt wird die Schau durch spätere Großskulpturen aus Bronze und Aluminium, in denen sie den Dialog von Form und Umgebung weiter vertiefte.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf selten gezeigten Zeichnungen, Druckgrafiken und Entwürfen für Bühne und Textil. Archive und Skizzen geben Einblicke in Hepworths Arbeitsprozesse, ihre Inspirationsquellen und ihren interdisziplinären Ansatz – von Musik und Tanz bis hin zu Politik, Wissenschaft und sogar Raumfahrt.
Die Retrospektive wurde vom renommierten Museum The Hepworth Wakefield konzipiert und zuvor unter anderem in der Fondation Maeght im südfranzösischen Saint-Paul-de-Vence gezeigt, einem der wichtigsten Zentren für moderne Kunst in Europa. Die Station in Münster erweitert diese internationale Reihe und macht zentrale Werke erstmals seit Jahren wieder in Deutschland zugänglich.
Ein besonderes Augenmerk gilt auch Hepworths legendärem Atelier, dem „Palais de Danse“ in St Ives, das heute als Denkmal erhalten ist und in der Ausstellung anhand von Materialien und Dokumenten beleuchtet wird. Es zeigt, wie eng Raum, Licht und künstlerisches Denken in ihrem Werk verwoben waren.
Hepworths Kunst steht für eine grundlegende Erweiterung des modernen Skulpturbegriffs: weg von massiven Blöcken, hin zu offenen Strukturen, Durchbrüchen, Linien und räumlicher Transparenz. Ihre Werke verbinden physische Präsenz mit poetischer Leichtigkeit – ein Kontrast, der Besucherinnen und Besucher immer wieder überrascht und berührt.
Die Werkschau ermöglicht einen selten umfassenden Blick auf eine der wichtigsten Stimmen der modernen Bildhauerei und bietet Kunstinteressierten einen der Höhepunkte des Kulturprogramms 2025/26 in Münster.