
Münster. Das Stadtmuseum Münster lädt ab dem 5. Dezember zu einer neuen Ausgabe der Reihe „Vor 50 Jahren“ ein. Die Ausstellung eröffnet einen tiefen Blick in das Münster des Jahres 1976 und verbindet rund 80 Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit internationalen Ereignissen, die das Jahr prägten. Ein Zeitstrahl verknüpft globale Entwicklungen mit lokalen Momenten – von politischem Wandel bis zu sportlichen Höhepunkten.
International war 1976 ein Jahr voller Umbrüche. Der Tod von Mao Zedong markierte das Ende der Kulturrevolution in China, in Argentinien übernahm eine Militärdiktatur die Macht, und das Geiseldrama von Entebbe sorgte weltweit für Schlagzeilen. Während in Deutschland Helmut Schmidt Bundeskanzler blieb, gewann in den USA Jimmy Carter die Wahl.
Auch sportlich bot 1976 ein pralles Programm: Die Olympischen Spiele in Innsbruck und Montreal sorgten für Begeisterung – etwa durch die Siege von Rosi Mittermaier. Für Münster besonders bedeutend waren die Erfolge von Dressurreiter Dr. Reiner Klimke, der in seiner Heimatstadt gefeiert wurde.
Für Münster selbst begann das Jahr dramatisch. Der Capella-Orkan hinterließ schwere Schäden, entwurzelte zahlreiche Bäume und forderte auch in der Stadt ein Todesopfer. Parallel starteten massive Bauprojekte: ein neues Heizkraftwerk, Großbaustellen am Coesfelder Kreuz und am Aegidiimarkt sowie die wachsende Infrastruktur der sogenannten „autogerechten Stadt“.
Die Universität verzeichnete im Wintersemester 1976/77 einen neuen Höchststand an Studierenden, was den angespannten Wohnungsmarkt zusätzlich belastete. Dennoch erlebten die Münsteranerinnen und Münsteraner ein lebendiges Kulturjahr: Die Rolling Stones und die New Yorker Philharmoniker traten in Münster auf, und Elie Wiesels Stück „Salmen“ wurde erstmals in Deutschland aufgeführt.
Sportlich rückte Preußen Münster 1976 in den Mittelpunkt. Das 2:0 im Zweitliga-Duell gegen den VfL Osnabrück im April beflügelte die Aufstiegsambitionen. Auch das 4:1 gegen Borussia Dortmund im Mai und ein neuer Zuschauerrekord ließen die Fans hoffen. Am Ende blieb der Sprung in die 1. Bundesliga jedoch knapp aus.
Zeitgleich wurden in Münster neue Maßnahmen eingeführt, darunter die kostenlose polizeiliche Fahrradregistrierung zur Diebstahlprävention. Zudem testete das Ratsgymnasium als eine von elf Schulen in NRW erstmals den Einsatz von Taschenrechnern im Unterricht.
Die Ausstellung basiert auf dem größten Sammlungsbestand des Museums: mehreren tausend historischen Negativen und Abzügen. Daraus entstand eine sorgfältige Auswahl, die Münster im Jahr 1976 in markanten Bildern dokumentiert. Ein begleitender Katalog erscheint im Aschendorff Verlag und ist für 9,80 Euro erhältlich.