Bürgerentscheid zu Straßennamen kommt: Bürger stimmen über Umbenennungen ab

In Münster wurde ein Bürgerbegehren zu Straßennamen mit NS-Bezug eingereicht. Was hinter dem Streit steht und wie es weitergeht.
Die Admiral-Scheer-Straße und die Skagerrakstraße sind zwei von fünf Straßennamen, für deren Erhalt die Stadt jetzt ein Bürgerbegehren entgegengenommen hat. ©Stadt Münster

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Münster. Nach monatelanger Debatte ist klar: In Münster-Mitte kommt es zum Bürgerentscheid über fünf Straßennamen. Die Bezirksvertretung hat am 11. November 2025 entschieden, dem eingereichten Bürgerbegehren nicht zu entsprechen – damit liegt die Entscheidung nun in den Händen der Bürgerinnen und Bürger. In den kommenden Monaten werden sie darüber abstimmen, ob die Skagerrakstraße, die Admiral-Scheer-Straße, die Admiral-Spee-Straße, die Otto-Weddigen-Straße und die Langemarckstraße umbenannt werden sollen oder ihre bisherigen Namen behalten.

Der Bürgerentscheid ist ein Novum in der Stadt und hebt die seit Jahren geführte Diskussion über historisch belastete Straßennamen auf eine neue demokratische Ebene. Münster diskutiert damit nicht nur über Schilder, sondern über Erinnerungskultur, Geschichtsbewusstsein und den Umgang mit nationalsozialistischer Vergangenheit.

Bürgerentscheid Straßennamen Münster-Mitte: Abstimmung spätestens im Februar 2026

Der Bürgerentscheid soll innerhalb von drei Monaten nach dem Beschluss der Bezirksvertretung stattfinden – spätestens bis zum 8. Februar 2026. Der genaue Termin wird in den kommenden Wochen festgelegt und öffentlich bekannt gegeben.

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Abgestimmt wird an einem Sonntag. Alle Wahlberechtigten des Bezirks Münster-Mitte können dann mit „Ja“ oder „Nein“ über den Erhalt der fünf Straßennamen entscheiden. Damit das Ergebnis rechtskräftig ist, müssen sich mindestens zehn Prozent der Wahlberechtigten – also rund 10.700 Personen – an der Abstimmung beteiligen und für eine Seite aussprechen.

Die Stadt Münster rechnet mit Kosten von rund 330.000 Euro für die Durchführung des Bürgerentscheids, einschließlich Organisation, Druck, Auszählung und Verwaltung.

Hintergrund: Warum es zum Bürgerentscheid kommt

Bereits im Mai 2025 hatte die Bezirksvertretung Münster-Mitte mehrheitlich für eine Umbenennung der fünf Straßen gestimmt. Begründet wurde dies mit den historischen Bezügen der Namensgeber – viele von ihnen stammen aus der Zeit des Kaiserreichs oder des Nationalsozialismus. Statt die Straßennamen zu erhalten, sollte mit neuen Bezeichnungen ein Zeichen für ein modernes Geschichtsverständnis gesetzt werden.

Die Stadtverwaltung Münster sprach sich dagegen für erklärende Zusatzschilder aus, um historische Zusammenhänge sichtbar zu machen. Gegen die geplante Änderung gründete sich daraufhin die Bürgerinitiative für Münsters Straßen, die den Erhalt der Namen forderte. Nach ihrer Auffassung bestehen keine eindeutigen NS-Bezüge, zudem verursache eine Umbenennung erhebliche Kosten und bürokratischen Aufwand.

Über 6.000 Unterschriften für den Erhalt der Straßennamen

Bis Anfang August 2025 sammelte die Initiative 6.071 gültige Unterschriften – deutlich mehr als die erforderlichen fünf Prozent der Wahlberechtigten in Münster-Mitte. Der Rat der Stadt Münster bestätigte am 5. November die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens. Da die Bezirksvertretung dem Anliegen jedoch nicht entsprach, wird nun automatisch der Bürgerentscheid durchgeführt.

Das Ergebnis wird wegweisend für den zukünftigen Umgang mit historischen Straßennamen in Münster sein. Es knüpft an frühere Debatten an – etwa die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz – und zeigt, wie intensiv die Stadtgesellschaft über ihre Vergangenheit diskutiert.

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