Landgericht Münster: Zwei neue Verfahren im bundesweiten Missbrauchskomplex

Femizid Coesfeld: Lebenslange Haftstrafe für Mord an Ex-Frau bestätigt durch Landgericht Münster. Ein Sohn steht in Versmold wegen Beihilfe zum Totschlag vor Gericht. Er half seinen Eltern beim geplanten Suizid mit Helium.
Foto: Kelly Sikkema

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Münster. Am Landgericht Münster haben am 11. November 2025 neue Prozesse im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Münster begonnen. Die Staatsanwaltschaft Münster erhebt in mehreren Fällen schwerwiegende Vorwürfe gegen zwei Männer aus dem Kreis Warendorf. Damit wird einer der größten Missbrauchskomplexe Deutschlands weiter juristisch aufgearbeitet – fünf Jahre nach seiner Aufdeckung im Jahr 2020.

Im Fokus steht ein 46-jähriger Mann aus Wadersloh, dem laut Staatsanwaltschaft 103-facher sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen wird. Das Verfahren wurde vor der zuständigen Strafkammer neu eröffnet. Parallel läuft ein weiteres Verfahren gegen einen 45-jährigen Angeklagten aus Ahlen, der bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt hat.

Hauptverfahren gegen 46-Jährigen aus Wadersloh

Dem Wadersloher wird zur Last gelegt, zwischen 2019 und 2025 mehrfach Kinder sexuell missbraucht zu haben. Nach aktuellen Ermittlungsständen sind mindestens zehn Kinder betroffen. Zudem soll der Angeklagte über 3.000 kinderpornografische Dateien besessen und teilweise eigene Taten auf Video aufgezeichnet haben.

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Der Prozessauftakt markiert den Beginn eines umfangreichen Beweisverfahrens, in dem zahlreiche Zeugenaussagen und digitale Beweismittel ausgewertet werden sollen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Taten in mehreren Städten begangen wurden – darunter auch im Raum Münster.

Geständnis im zweiten Verfahren aus Ahlen

In einem weiteren Prozess vor dem Landgericht Münster steht ein Mann aus Ahlen wegen mehrfachen sexuellen Missbrauchs eines Nachbarsjungen vor Gericht. Nach übereinstimmenden Medienberichten gab der Angeklagte den Missbrauch eines heute elfjährigen Jungen zu. Die ihm zur Last gelegten Taten sollen zwischen 2001 und 2007 stattgefunden haben. Auch in diesem Verfahren spielt der Besitz von kinderpornografischem Material eine zentrale Rolle.

Das Gericht prüft derzeit, in welchem Umfang die Taten mit den Ermittlungen zum Missbrauchskomplex Münster in Verbindung stehen. Der Angeklagte soll über mehrere Jahre hinweg einschlägige Dateien gesammelt und weitergegeben haben.

Fortsetzung der Aufarbeitung des Missbrauchskomplexes Münster

Der sogenannte Missbrauchskomplex Münster wurde 2020 bekannt, als Ermittler ein bundesweites Netzwerk von Tätern enttarnten. Der Haupttäter Adrian V. aus Münster wurde 2021 zu 14 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Die Taten reichten von Missbrauchsfällen in Münster über Köln und Hannover bis hin zu Wadersloh.

Mehrere Mittäter aus Coesfeld, Norderstedt und Staufenberg erhielten mehrjährige Haftstrafen. Mit den nun laufenden Verfahren gegen die Angeklagten aus Wadersloh und Ahlen setzt sich die juristische Aufarbeitung fort. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster werden derzeit weitere Nachverfahren geprüft, da die Ermittlungsstränge noch nicht vollständig abgeschlossen sind.

Bedeutung der neuen Verfahren für Münster und das Münsterland

Die aktuellen Prozesse am Landgericht Münster verdeutlichen, dass die Justiz weiterhin intensiv an der Aufklärung des Missbrauchskomplexes arbeitet. Für die Opfer und ihre Familien bedeutet jeder neue Prozess eine erneute Konfrontation mit dem Geschehen, aber auch einen weiteren Schritt in Richtung Gerechtigkeit.

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