Münster. Der Westfälische Friedenspreis 2026 geht an die NATO. Das gab die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) am Mittwoch bekannt. Die Auszeichnung wird im Laufe des Jahres 2026 traditionell im Historischen Rathaus Münster verliehen. Stellvertretend nimmt NATO-Generalsekretär Mark Rutte den Preis entgegen, der seit dem 1. Oktober 2024 an der Spitze des Bündnisses steht.
Mit der Entscheidung würdigt die Jury die Rolle der NATO als Garantin für Stabilität und Sicherheit in einer zunehmend komplexen Weltlage. Der mit insgesamt 100.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben und zwischen Haupt- und Jugendpreisträger geteilt.
Westfälischer Friedenspreis 2026: Würdigung für ein Bündnis mit langem Auftrag
Die WWL hebt in ihrer Begründung hervor, dass die NATO mit ihrem langjährigen Engagement maßgeblich zur Friedenssicherung beitrage. Dazu zählen laut Jury die Erweiterung um Finnland und Schweden, die seit 2023 beziehungsweise 2024 Mitglieder des Bündnisses sind, ebenso wie das anhaltende Engagement im Kosovo-Einsatz KFOR, den die NATO seit 1999 führt.
Auch die verantwortungsvolle Unterstützung der Ukraine im Rahmen des Völkerrechts wird als Beispiel für gelebte Solidarität genannt – ebenso wie die im Juli 2024 verabschiedete Women, Peace & Security (WPS)-Agenda, mit der die Allianz Gleichberechtigung und Stabilität in Friedensprozessen fördern will.
Zeichen der Zusammenarbeit – und eine Entscheidung mit Signalwirkung
Mit der Vergabe des Preises an die NATO setzt die Jury nach eigenen Angaben ein Zeichen für „transatlantische Zusammenarbeit und regelbasierte Ordnung“. In einer zunehmend multipolaren Welt sei das Bündnis, so die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL), ein Garant für „Verlässlichkeit, Partnerschaft und Krisenfestigkeit“. Die NATO habe unter Generalsekretär Mark Rutte, der das Amt seit Oktober 2024 innehat, „den Kurs der Geschlossenheit fortgesetzt und neue Akzente in der europäischen Sicherheitsarchitektur gesetzt“. Die Jury würdigt damit „die kontinuierliche Arbeit an Stabilität und Dialog in einem von Spannungen geprägten internationalen Umfeld“. Nach Angaben der WWL soll die Auszeichnung auch verdeutlichen, dass „militärische Stärke und Friedenssicherung kein Widerspruch sein müssen, sondern sich gegenseitig bedingen können“.
Der Preis erinnere zugleich an die historische Idee des Westfälischen Friedens von 1648, die Verständigung und Einbindung über Machtpolitik stellte. Der Friedensschluss von Münster und Osnabrück gilt bis heute als Ausgangspunkt moderner Diplomatie und Völkerverständigung. „Frieden gelingt nur durch Ordnung, Interessenausgleich und institutionelle Verlässlichkeit“, heißt es in der Begründung weiter. Die Entscheidung sei daher nicht nur eine Ehrung, sondern auch „ein Appell, gemeinsame Sicherheitsstrukturen als Grundlage für Stabilität zu verstehen“.
Jugendpreis für soziales Engagement in Europa
Neben der NATO wird 2026 auch die Jugendorganisation socioMovens – Giving Europe a Soul ausgezeichnet. Das Netzwerk mit Wurzeln in Mittel- und Osteuropa fördert soziales Engagement und die Verständigung junger Menschen über Grenzen hinweg. In internationalen Jugendcamps und Projekten lernen Teilnehmende, Verantwortung zu übernehmen und europäische Werte praktisch zu leben.
Preis mit Tradition und hochkarätiger Jury
Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens wurde 1998 anlässlich des 350-jährigen Jubiläums des historischen Friedensschlusses erstmals vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Vaclav Havel, Helmut Kohl, Kofi Annan, Emmanuel Macron und zuletzt Margot Friedländer (2025).
Die Jury setzt sich aus Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fungiert als Ehrenvorsitzender, CDU-Chef Friedrich Merz gehört ebenfalls dem Gremium an.
Das genaue Datum der Verleihung im Jahr 2026 steht noch nicht fest; es soll nach Angaben der WWL im Laufe des Jahres bekannt gegeben werden.
Hintergrund: Der Westfälische Frieden und die Bedeutung des Preises
Mit dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück im Jahr 1648 endete der Dreißigjährige Krieg. Er gilt als Ausgangspunkt für das moderne Verständnis souveräner Staaten und für das Prinzip friedlicher Koexistenz. Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens knüpft daran an und würdigt seit mehr als 25 Jahren Personen und Institutionen, die sich in besonderer Weise für Verständigung, Stabilität und ein friedliches Miteinander einsetzen.