
Münster. Die SPD Münster kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Nach der Führungskrise auf Parteiebene hat es nun auch die Jugendorganisation der Sozialdemokraten getroffen. Bei den Jusos Münster kommt zu Rücktritten von gleich mehreren Vorstandsmitgliedern. Die Rückzüge fallen in eine Phase anhaltender innerparteilicher Spannungen, die die Partei seit Monaten beschäftigen und nun auch den Nachwuchs erfassen.
Im Zentrum der aktuellen Entwicklung steht Ayşegül Paran, die bislang den Juso-Vorstand geführt hatte. Sie war bereits im November von ihrem Amt als Co-Vorsitzende der SPD Münster zurückgetreten. In ihrer Rücktrittserklärung bei den Jusos schildert sie einen längeren Konfliktprozess, fehlenden Rückhalt und eine Zusammenarbeit, die sie zuletzt nicht mehr als tragfähig beschreibt. Diskussionen hätten sich zunehmend auf ihre Person konzentriert, ein früherer geschützter Raum für politische Arbeit sei nicht mehr vorhanden gewesen.
In ihrem Schreiben macht Paran deutlich, dass sie über einen längeren Zeitraum versucht habe, Konflikte konstruktiv zu klären. Dies sei jedoch nicht gelungen. Sie spricht von Misstrauen, Unterstellungen und mangelnder direkter, respektvoller Kommunikation, teils auch innerhalb des Vorstands. Die politische Arbeit habe sich dadurch zunehmend belastend angefühlt.
Besonders pikant: Paran gibt an, ihren Rücktritt ursprünglich in einer internen WhatsApp-Gruppe erklären zu wollen. Nach eigener Darstellung war ihr dies jedoch nicht mehr möglich, da sie dort über keine Administrationsrechte mehr verfügte. Ein Detail, das die Tiefe der internen Spannungen innerhalb des Juso-Vorstands unterstreicht.
Neben Paran erklärten zwei weitere Mitglieder des Juso-Vorstands ihren Rücktritt. Jan Martin Hopf, bislang stellvertretender Sprecher, zieht sich zurück und verweist auf zuletzt sehr harte Konfliktlinien im Vorstand. Die zwei Jahre im Gremium seien grundsätzlich gut gewesen, er wolle der weiteren Arbeit jedoch nicht mehr im Weg stehen.
Mit sofortiger Wirkung legte zudem Liam Demmke sein Amt nieder. Er begründet den Schritt damit, dass er die Vorbereitung der anstehenden Neuaufstellung des Vorstands nicht verantworten könne, wenn er sich mit den aktuellen Entwicklungen nicht identifiziere. In seinem Schreiben spricht er von Indiskretionen sowie deutlich veränderten Vorstellungen von Verantwortung und Zusammenarbeit. Er wolle keine Projektionsfläche für personelle Zuspitzungen sein.
In einer gemeinsamen Mitteilung einer vierköpfigen Absendergruppe aus dem Umfeld des Vorstands heißt es, Ayşegül Paran, Liam Demmke und Jan Martin Hopf seien an diesem Wochenende von ihren Vorstandsämtern zurückgetreten. Als Hauptgrund werden unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Arbeitsweise der Jusos Münster sowie über die Zusammensetzung eines neuen Vorstands genannt.
Gleichzeitig wird betont, dass die politische Arbeit fortgesetzt werden soll. Die Mitgliederversammlung ist weiterhin für den 25. Januar angesetzt. Eine offizielle Einladung soll in der ersten Januarwoche erfolgen.
Zusätzlich ist für den 5. Januar um 19 Uhr ein Treffen vorgesehen. Dort sollen Fragen zur aktuellen Situation geklärt werden. Zudem ist eine sogenannte „Antragsschule“ geplant, um Mitglieder auf die anstehenden Entscheidungen und die Neuaufstellung vorzubereiten.
Die Entwicklungen bei den Jusos stehen im direkten Zusammenhang mit der Führungskrise der SPD Münster im Herbst. Im November 2025 war die neu gewählte Doppelspitze der Partei geschlossen zurückgetreten. Sie bestand aus Ayşegül Paran und Peter Wagner. Beide hatten das Amt erst wenige Wochen zuvor übernommen und erklärten ihren Rückzug kurz nach dem Parteitag.
In ihrer damaligen schriftlichen Rücktrittserklärung machte Paran deutlich, dass der erhoffte unbelastete Neustart nach der Wahl nicht gelungen sei und sie unter den bestehenden Bedingungen kein Umfeld sehe, um das Amt stabil auszuüben. Damit zieht sich ein zentrales Motiv durch beide Rücktritte – auf Parteiebene wie nun auch bei den Jusos: fehlende Voraussetzungen für eine tragfähige Zusammenarbeit.
Nach dem gemeinsamen Rücktritt von Paran und Wagner übernahmen zunächst mehrere stellvertretende Vorsitzende übergangsweise die Führung der SPD Münster. Um wieder Stabilität herzustellen, entschied sich der Unterbezirk später bewusst gegen eine erneute Doppelspitze. Auf einem Parteitag wurde schließlich Christoph Strässer mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er sollte die Partei nach Monaten innerer Auseinandersetzungen konsolidieren.