
Münster. Der Wald in und um Münster steht besser da als in vielen anderen Regionen Nordrhein-Westfalens. Laut aktuellen Satellitendaten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Stadt zwischen September 2017 und September 2024 rund 4,07 Prozent ihres Kronendachs verloren. Die Messungen stammen aus dem Projekt EO-Wald, das den Zustand der Wälder in Deutschland auf Basis hochaufgelöster Satellitendaten beobachtet.
Im Vergleich zu anderen Landesteilen ist dieser Wert niedrig: Im Sauerland oder in der Eifel liegen die Verluste teilweise über 20 Prozent. Damit gehört Münster zu den Regionen, deren Wälder bislang noch relativ stabil geblieben sind. Gründe dafür sind die Lage im Tiefland, mildere Temperaturen und weniger Fichtenbestände, die in anderen Teilen des Landes stark von Trockenheit und Borkenkäferbefall betroffen waren.
Nach Angaben des städtischen Forstamts umfasst die Waldfläche in Münster rund 4.970 Hektar, das entspricht gut 16 Prozent der Stadtfläche. Die städtischen Förster bewirtschaften etwa 570 Hektar selbst. Wie die Stadt mitteilt, stehen die größten Herausforderungen derzeit in der Umwandlung von Monokulturen zu klimaangepassten Mischbeständen und in der Wiederaufforstung lückiger Flächen.
Das Münsterland ist traditionell eine Region mit wenig Wald, aber einer Vielzahl privater Eigentümer. Nach Angaben des Landesbetriebs Wald und Holz NRW entfallen im Regionalforstamt Münsterland knapp 88.000 Hektar Waldfläche, wovon rund 87 Prozent in privater Hand liegen.
Gerade diese Zersplitterung stellt eine Herausforderung für den Waldumbau dar. Die Waldbesitzerinnen und -besitzer müssen sich häufig untereinander abstimmen, um größere zusammenhängende Flächen zu bepflanzen oder zu pflegen. Unterstützung gibt es vom Waldbauernverband NRW, der Beratungen und Förderanträge koordiniert.
Laut Verband sind im Münsterland vor allem Eichen und Buchen durch Trockenstress geschwächt. Gleichzeitig nutzen viele Waldbesitzende inzwischen Douglasie, Weißtanne oder Edelkastanie als Beimischung. Diese Baumarten gelten als vergleichsweise widerstandsfähig gegen längere Trockenphasen und Hitzeperioden, müssen jedoch standortgerecht eingesetzt werden.
Die Förderung des Landes bleibt entscheidend: Allein 2024 flossen über 32 Millionen Euro an Waldbesitzende in NRW, davon ein erheblicher Teil in Aufforstungs- und Pflegeprojekte auch im Münsterland.
Landesweit zeigt die Waldzustandserhebung 2024 ein durchwachsenes Bild. Nur etwa 27 Prozent der Bäume in Nordrhein-Westfalen weisen keine Kronenverlichtung auf, rund 39 Prozent sind deutlich geschädigt. Besonders betroffen sind Eichen, von denen laut Landesbetrieb 64 Prozent deutliche Kronenschäden zeigen.
Etwas Entspannung gibt es bei der Fichte: Nach massiven Verlusten durch Borkenkäferbefall in den Jahren 2018 bis 2022 hat sich die Lage vielerorts stabilisiert. Seit 2018 entstanden in NRW jedoch über 133.000 Hektar Kalamitätsflächen, auf denen etwa 48 Millionen Kubikmeter Schadholz anfielen. Etwa 46 Prozent dieser Flächen gelten inzwischen wieder als bewaldet – zwei Drittel davon durch natürliche Verjüngung.
Das Land setzt auf den Umbau zu arten- und altersgemischten Beständen. Als „Zukunftsbäume“ gelten dabei unter anderem Trauben- und Stieleiche, Hainbuche, Linde, Ahorn sowie Douglasie und Edelkastanie – letztere allerdings nur in Mischungen und mit Vorsicht, um ökologische Risiken zu vermeiden.
Ein Blick auf die deutschlandweiten Daten des DLR verdeutlicht die Dimension: Zwischen Herbst 2017 und Herbst 2024 ging rund ein Zwanzigstel des Kronendachs verloren – über 900.000 Hektar Waldfläche zeigten deutliche Schädigungen. Besonders betroffen sind die Mittelgebirge, wo Dürre, Hitze und Borkenkäfer die Fichtenbestände großflächig zerstört haben.
Trotzdem betonen Fachleute, dass sich viele Regionen in der Wiederbewaldung befinden. Die Kombination aus natürlicher Verjüngung, gezielter Pflanzung und Förderprogrammen für klimaangepasste Mischwälder zeigt langsam Wirkung.