
Münster/AI. Der geplante B51-Ausbau in Münster zwischen der Innenstadt und Handorf entwickelt sich im OB-Wahlkampf 2025 zum politischen Reizthema. Besonders im Fokus: Amtsinhaber Markus Lewe. Ein Protestbrief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing, den Lewe gemeinsam mit vier weiteren Bürgermeistern unterzeichnet hat, wurde von den Grünen als „Lewe-Initiative“ gegen den Ausbau gefeiert – zu Unrecht, wie Lewe klarstellt. Lewe befürwortet ausdrücklich den vierstreifigen Ausbau im Abschnitt Münster–Handorf, ist jedoch an einen Ratsbeschluss gegen das Gesamtprojekt gebunden. Der Fall verdeutlicht, wie sehr der B51-Ausbau zum Prüfstein für die zukünftige Verkehrspolitik wird. Auf Anfrage unserer Redaktion haben die OB-Kandidatinnen und -Kandidaten nun klar Stellung bezogen auf die Frage: Was ist Ihre Position zum Ausbau der B51 und welche Alternativen sehen Sie?
Ihre Positionen im Wortlaut:
Ich stehe dem Ausbau der B51 im Abschnitt zwischen Münster und Handorf positiv gegenüber. Die hohe Verkehrsbelastung in diesem Bereich ist nicht nur durch persönliche Beobachtungen, sondern auch durch aktuelle Gutachten belegt. Selbst mit optimistischen Annahmen zur Verkehrsverlagerung auf ÖPNV und Fahrrad bleibt dieser Abschnitt überlastet. Ein vierspuriger Ausbau ist daher aus meiner Sicht notwendig, um die Leistungsfähigkeit zu sichern, Pendlerverkehr zu entlasten und letztlich auch die Lebensqualität in Handorf und Mauritz-Ost zu verbessern. Wichtig ist mir dabei aber, dass der Ausbau mit Augenmaß erfolgt. Ich unterstütze die Forderung, bei der Umsetzung auf einen möglichst geringen Flächenverbrauch zu achten – insbesondere im Hinblick auf die landwirtschaftlich geprägte Struktur im Osten Münsters. Ebenso ist mir wichtig, dass der Ortskern Handorf nicht zusätzlich belastet wird und bestehende Anbindungen wie die Lützowstraße erhalten bleiben – auch vor dem Hintergrund der sicherheitsrelevanten Nutzung durch die Bundeswehr. Als Alternative oder als begleitende Maßnahme sehe ich vor allem einen ambitionierten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Die Rücknahme unbeschrankter Bahnübergänge, die Taktverdichtung auf der Bahnstrecke Richtung Warendorf und Bielefeld sowie zusätzliche Haltepunkte sind entscheidende Schritte, um den ÖPNV attraktiver zu gestalten. Perspektivisch sollte auch geprüft werden, ob Fahrstreifen für den ÖPNV reserviert werden können. […]
Als GRÜNE setzen wir uns für eine nachhaltige und umweltfreundliche Verkehrspolitik in Münster ein. Wir lehnen den vierstreifigen Ausbau der B51, so wie ihn Straßen.NRW geplant hat, ab und positionieren uns gegen die Aufweitung von Kreuzungen für die Beschleunigung des motorisierten Individualverkehrs. Die aktuellen Entwicklungen der Verkehrszahlen zeigen, dass die Pkw-Verkehrsmengen auf der B51 sinken. Der Ausbau ist nicht mehr erforderlich und angesichts der enormen Flächenversiegelung auch nicht zeitgemäß. Als Alternative zum überflüssigen Ausbau der B51 wollen wir Potenziale bereits existierender Verbindungen heben, so beispielsweise auf der Strecke Münster – Telgte – Warendorf. Die Veloroute von Telgte nach Münster ist schon heute eine attraktive Alternative und wird immer stärker von Pendler*innen genutzt. Wir streben weiterhin eine Verbesserung für den Busverkehr an, damit dieser am Stau vorbeifahren kann und für Pendler*innen attraktiver wird. Dieser Vorschlag ist im bestehenden Straßenquerschnitt und ohne weitere Flächenversiegelungen oder auch Baumfällungen möglich. Darüber hinaus setzen wir perspektivisch auf eine starke Entlastungswirkung durch die S-Bahn Münsterland.
Wir lehnen die Ausbaupläne für die B51 ab, da wir Bedenken hinsichtlich der Umweltbelastung und der Auswirkungen auf die Lebensqualität in der Region haben. Stattdessen werden wir uns dafür einsetzen, dass die bestehenden Pläne angepasst und im Umfang deutlich reduziert werden, um die Belastungen zu minimieren. Als kurzfristige Alternative wird außerdem eine Schnellbuslinie zwischen Warendorf, Telgte und Münster eingerichtet, um die Mobilität in der Region zu verbessern und eine umweltfreundliche Alternative zum Autoverkehr zu bieten. Unser Ziel ist es, nachhaltige und verträgliche Lösungen zu fördern, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden und die Umwelt schützen.
Ich lehne den Ausbau der B51 ab. Statt Investitionen in neue oder breitere Straßen für den motorisierten Individualverkehr brauchen wir einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (flächendeckend, barrierefrei, kostenlos nutzbar) und den Stopp sämtlicher Straßenbauprojekte dieser Art. Eine Ausnahme stellt lediglich die Erschließung von Neubaugebieten dar. Dadurch erreichen wir eine sozial-ökologische Verkehrswende und mehr Klimaschutz. Um das Umland anzubinden brauchen wir die Reaktivierung und Ausbau der bestehenden Bahnstrecken, eine bessere Taktung und Direktverbindungen. Ich erreiche die meisten meiner Aufträge außerhalb von Münster mit der Bahn und ggf. meinem Fahrrad.
Meine Position zur B51 ist ziemlich weit entfernt, weil ich im Geistviertel lebe. Ein Umzug kommt für mich nicht in Frage. Daher sehe ich zur Zeit keine Alternativen. Die B51 juckt mich echt nicht, ich habe gar kein Auto.
Der Ausbau der B51 ist ein Verkehrstechnisch veraltetes Instrument aus dem letzten Jh. Ich bin eindeutig gegen den 4-Spurigen Autobahnähnlichen Ausbau der Strecke. Stattdessen würde ich den ÖPNV, Bahn und Bus, ausbauen, sowie die Radverkehrswege weiterentwickeln.
Der Ausbau der B51 bis Telgte ist ein Dinosaurier unter den Verkehrsprojekten und darf keinesfalls umgesetzt werden. Mit dem begonnenen Ausbau der Fahrradroute nach Telgte ist ein erster, wenn auch nicht überall optimaler Schritt, getan. Der Ausbau der sogenannten Münsterland S-Bahn mindestens bis Warendorf muss unbedingt beschleunigt werden. Am liebsten 2gleisig, mindestens im 20 Minuten Takt mit akkubetriebenen elektrischen Triebwagen ohne Oberleitung. Aber das sind Träume…
Noch mehr Autos lösen Münsters Verkehrsprobleme nicht – sie verschärfen sie und sorgen nur für noch mehr Engpässen an Münsters Kreuzungen. Wir setzen stattdessen auf den massiven Ausbau von Bus, Bahn und Fahrrad – inklusive Stadtbahn, Metrobus und einem eng getakteten ÖPNV-Netz. So schaffen wir echte Alternativen zum Auto und entlasten gleichzeitig Umwelt, Lärm und Flächenverbrauch. Das macht unsere Stadt zukunftsfähig, gesünder und lebenswerter für alle – und nicht nur für Vierräder.
Beim B51-Ausbau in Münster lässt sich im OB-Wahlkampf eine deutliche Linie ziehen: Von allen befragten Kandidierenden spricht sich allein Dr. Georg Lunemann (CDU) klar für den vierspurigen Ausbau zwischen Münster und Handorf aus. Er verweist auf die anhaltend hohe Verkehrsbelastung und hält den Ausbau in diesem Abschnitt für verkehrlich notwendig, fordert dabei aber einen möglichst flächenschonenden Ausbau sowie parallele Verbesserungen im Nahverkehr.
Die übrigen Bewerberinnen und Bewerber lehnen den geplanten Ausbau geschlossen ab – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Tilman Fuchs (Grüne) sieht den Ausbau angesichts sinkender Pkw-Zahlen als überflüssig und setzt auf Busspuren im bestehenden Straßenquerschnitt. Stephan Brinktrine (SPD) fordert eine Reduzierung der Ausbaupläne und verweist auf die Einführung einer Schnellbuslinie als kurzfristige Alternative. Dr. Katja Martinewski (LINKE) lehnt neue Straßenprojekte ab und fordert einen kostenlosen, barrierefreien ÖPNV. Maren Berkenheide (Volt) will ein dichtes und modernes ÖPNV-Netz mit Metrobus und Stadtbahn. Franz Pohlmann (ÖDP) fordert die Beschleunigung der Münsterland-S-Bahn mit höherer Taktung und akkubetriebenen Triebwagen. Georgios Tsakalidis (IDL) spricht sich ebenfalls gegen den Ausbau aus und plädiert für eine Stärkung von Bus, Bahn und Radverkehr. Roland Scholle (Die PARTEI) nimmt in gewohnt satirischer Form keine Position ein.