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Was tun Sie gegen wachsende soziale Ungleichheiten in Münster? Die Antworten der OB-Kandidaten

Erfahre über die jüngsten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Münster, beeinflusst durch politische Unsicherheiten und wirtschaftliche Schwankungen. Die Arbeitslosigkeit in Münster steigt
Foto: andreas160578

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Die Positionen der Kandidierenden

Münster/AI.

Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich ist auch in Münster spürbar. Steigende Mieten, ungleiche Bildungschancen und unterschiedliche Zugänge zu Teilhabeangeboten stellen die Stadtgesellschaft vor große Herausforderungen. Vor der Kommunalwahl haben wir die OB-Kandidierenden gefragt: Was wollen Sie konkret gegen soziale Ungleichheiten in Münster tun?

Ihre Positionen im Wortlaut:

Maren Berkenheide (Volt): Bezahlbarer Wohnraum, Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe ausbauen

Soziale Ungleichheit wächst auch in Münster – das sehen wir bei Mieten, Bildungschancen und Teilhabe. Volt begegnet dem mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen: Wir sorgen für mehr bezahlbaren Wohnraum durch gemeinwohlorientiertes Bauen, Genossenschaften und das Modell Housing First gegen Wohnungslosigkeit. Gleichzeitig bauen wir die frühkindliche Bildung aus, stärken Ganztagsschulen und wollen das mehrgliedrige Schulsystem abschaffen, weil es Bildungsungleichheit zementiert. Wir schaffen mehr Räume für Begegnung, erweitern den MünsterPass und setzen uns gegen Einsamkeit ein – mit einem eigenen Einsamkeits- und Ehrenamtsbeauftragten. Und: Wir stärken Integration, Sprache und Teilhabe – damit Vielfalt zur echten Stärke Münsters wird. Unser Ziel ist eine Stadt, in der Herkunft und Kontostand nicht über Chancen entscheiden.

Die Oberbürgermeister Kandidaten Münster bieten damit ein breites politisches Spektrum – von erprobter Verwaltung bis zum aktivistischen Aufbruch.
Foto: Maren Berkenheide

Franz Pohlmann (ÖDP): Bewusstsein schärfen und Angebote evaluieren

Die wachsende soziale Ungleichheit ist ein Kernproblem unserer Gesellschaft. Leider sind unsere Handlungsmöglichkeiten in Münster begrenzt. Ich glaube, dass ein erster Schritt zu mehr sozialem Ausgleich sein müsste, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Armut und mangelhafte soziale Teilhabe auch in einer verhältnismäßig reichen Stadt wie Münster ein Problem ist. Ignoranz und Ausgrenzung können das Problem nicht lösen. Wir brauchen in unserer Gesellschaft wieder eine Kultur des Miteinanders, des Verantwortungsbewusstseins füreinander und des respektvollen Umgangs untereinander. Eine solche Atmosphäre würde sicherlich Ressourcen für die Teilhabe sozial und wirtschaftlich benachteiligter Menschen freisetzen.

Zahlreiche Hilfen und Unterstützungen der Stadt sind (überwiegend durch Trägerzuschüsse) vorhanden etwa in der Schuldnerberatung, beim Thema Wohnungslosigkeit oder bei Integrationsangeboten. Was fehlt ist eine sinnvolle Evaluation, um vorhandene und neu entstehende Angebote ausreichend mit Ressourcen zu versorgen bzw. auch Ressourcen umzuleiten zu sinnvolleren Angeboten.

Foto: Franz Pohlmann

Dr. Georgios Tsakalidis (Internationale Demokratische Liste): Aufenthaltsqualität schaffen gegen soziale Ungleichheit

Diese Zwei Dinge würde ich genauso zusammendenken. Alle Räume der Innenstadt überdenken und sie heller und freundlicher gestalten. So das durch die Aufenthaltsqualität, auch das Gefühl der Sicherheit steigt. Wo Menschen sich gerne aufhalten, werden Angsträume überwunden.

Foto: Dr. Georgios Tsakalidis

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Roland Scholle (Die PARTEI): Soziale Ungleichheit durch finanzielle Gleichheit ausgleichen

Soziale Ungleichheit durch finanzielle Gleichheit ausgleichen.

Auch 2025 stellt Die PARTEI in Münster einen eigenen Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeister: Roland Scholle.
Foto: Roland Scholle

Dr. Katja Martinewski (Die LINKE): Wohnraum, Teilhabe und intergenerationelle Projekte

Soziale Ungleichheit entsteht durch die Hürden, die wir in unserer Gesellschaft aufbauen. Durch massive Investitionen in bezahlbaren Wohnraum, Ausbau des Münster-Passes für mehr soziale Teilhabe, kostenfreie und gesunde Mahlzeiten in Kitas und Schulen, Stärkung der Schulsozialarbeit und unabhängiger Beratungsstellen sowie den Erhalt konsumfreier und kostenfreier öffentlicher Räume für Begegnung, können wir mehr Chancengleichheit schaffen. Um Vereinsamung zu bekämpfen, werden mit mir intergenerationelle Projekte gefördert und Milieuschutzsatzungen gegen Verdrängung eingeführt. Sozial-, Bildungs- und Kulturangebote werden gezielt für benachteiligte Gruppen erweitert und die Förderung interkultureller und antirassistischer Projekte aufgestockt.

Bei der Oberbürgermeisterwahl 2025 tritt Die Linke Münster mit Katja Martinewski als Kandidatin an. Die promovierte Chemikerin, Jahrgang 1989, arbeitet derzeit im Wahlkreisbüro der Bundestagsabgeordneten Kathrin Vogler und ist daneben als selbstständige Organisationsentwicklerin tätig.
Katja Martinewski (c) Christoph Steinweg

Stephan Brinktrine (SPD): Quartiersarbeit, Barrierefreiheit und Unterstützung für Familien

Um den wachsenden sozialen Ungleichheiten in Münster entgegenzuwirken, setzen wir auf den Ausbau der Quartiersarbeit in benachteiligten Stadtteilen. Durch gezielte Angebote möchten wir die Lebensqualität vor Ort verbessern und den Menschen vor Ort Unterstützung bieten. Ein Beispiel dafür ist die Schaffung kostenfreier Mittagessen in Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen, um insbesondere Familien mit geringem Einkommen zu entlasten und Chancengleichheit zu fördern. Darüber hinaus nehmen wir die Barrierefreiheit in den Blick, um sicherzustellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihren körperlichen Voraussetzungen, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Besonders wichtig ist es uns auch, die Bedürfnisse schwächerer Zielgruppen zu berücksichtigen, wie zum Beispiel Seniorinnen und Senioren. Wir möchten Angebote schaffen, die auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen und ihnen ein selbstbestimmtes und aktives Leben ermöglichen. Kurz gesagt: Unser Ziel ist es, soziale Ungleichheiten in Münster abzubauen, indem wir gezielt vor Ort unterstützen, Barrieren abbauen und alle Menschen in ihrer Vielfalt und ihren Lebenslagen stärken.

Mit Stephan Brinktrine tritt ein erfahrener Kommunalpolitiker und Verwaltungspraktiker für die SPD bei der Oberbürgermeisterwahl 2025 in Münster an.
Foto: Stephan Brinktrine

Tilman Fuchs (Grüne): Familienfördergarantie und starke soziale Infrastruktur

Soziale Teilhabe erfordert eine starke und vielfältige soziale Infrastruktur. Die Trägervielfalt in Münster ist ein zentraler Baustein dieser Infrastruktur, die wir erhalten und ausbauen werden. Dafür werden wir eine verlässliche und auskömmliche Finanzierung sicherstellen und insbesondere kleine Träger vermehrt unterstützen. Zudem werden wir die Vernetzung der Träger themenfokussiert weiter ausbauen. Mit dem Quartiersansatz setzen wir direkt in den Stadtteilen an, stärken soziale Treffpunkte und unterstützen gezielt dort, wo Hilfe gebraucht wird, etwa durch den Ausbau der Schulsozialarbeit in besonders belasteten Quartieren. In Münster soll niemand aus Scham, Unwissenheit oder aufgrund von bürokratischen oder sprachlichen Barrieren auf dringend benötigte Hilfe verzichten müssen. Deshalb möchte ich als Oberbürgermeister Leistungen bündeln, Transparenz schaffen und eine zentrale Anlaufstelle für Familien einrichten. Mit unserer kommunalen Familienfördergarantie werden wir dafür sorgen, dass Unterstützungsleistungen Familien automatisch und unbürokratisch zugutekommen – ohne Hürden, langes Suchen oder komplizierte Antragsverfahren.

Tilman Fuchs gehört ebenfalls zu den Oberbürgermeister Kandidaten in Münster. . Der gebürtige Münsteraner ist 55 Jahre alt, Vater von drei Kindern und lebt mit seiner Familie in der Stadt.
Foto: Tilman Fuchs

Dr. Georg Lunemann (CDU): Prävention, frühkindliche Bildung und faire Chancen

Soziale Ungleichheit ist leider auch bei uns in Münster Realität, besonders spürbar bei Kindern und Jugendlichen. Fast 15 % der unter 18-Jährigen leben im SGB-II-Bezug. Das sind keine abstrakten Zahlen, das sind Kinder, die bei der Einschulung schon mit schlechteren Startbedingungen dastehen als einige ihrer Mitschüler. Ich sehe diese Herausforderungen und will aktiv gegensteuern. Frühzeitige und gezielte Prävention ist der Schlüssel. Das beginnt bei der gesundheitlichen Förderung schon im Kleinkindalter: Bewegung, gesunde Ernährung und auch mentale Gesundheit müssen eine stärkere Rolle spielen, am besten in Kita, Schule und im sozialen Umfeld. Dafür wollen wir Eltern stärken und ihnen durch niedrigschwellige Angebote helfen, die Gesundheit ihrer Kinder im Alltag besser mitzugestalten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die frühkindliche Bildung: Kinder aus benachteiligten Familien müssen früh in die Kita kommen, dafür brauchen wir gute Konzepte für einen früheren Kitaeinstieg. Und wir brauchen verlässliche Strukturen, damit Kinder regelmäßig betreut werden, unabhängig davon, wo sie wohnen oder welches Einkommen die Eltern haben. Und nicht zuletzt geht es mir auch um eine starke Präventionskette in der Stadt, also eine enge Verzahnung von Jugendhilfe, Gesundheitswesen, Schulen und sozialen Einrichtungen. Ein „Haus des Kinderschutzes“ kann da ein Baustein sein, genauso wie die Weiterentwicklung von Familienzentren. Mein Ziel ist ganz klar: Alle Kinder in Münster sollen faire Chancen haben, egal, wo sie herkommen.

Dr. Georg Lunemann geht für die CDU ins Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters in Münster. Der 57-Jährige lebt mit seiner Frau im Geistviertel und ist Vater von drei erwachsenen Kindern. Beruflich leitet er seit 2022 den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), eine der größten kommunalen Einrichtungen Deutschlands mit rund 21.000 Beschäftigten und einem Haushaltsvolumen von 4,6 Milliarden Euro.
Dr. Georg Lunemann www.duefelsiek.com

Münster steht vor großen Herausforderungen

Die Antworten der OB-Kandidierenden machen deutlich, dass es viele Ansätze gibt, um soziale Ungleichheit in Münster zu verringern – von mehr bezahlbarem Wohnraum über frühkindliche Bildung bis hin zu gezielter Quartiersarbeit und Präventionsprogrammen. Klar ist: Die Probleme sind komplex und erfordern langfristige Lösungen. Die Kommunalwahl am 14. September wird zeigen, welche Ideen die Bürgerinnen und Bürger überzeugen – und welchen Kurs Münster künftig im Umgang mit sozialer Ungleichheit einschlagen wird.

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