Das plant Tilman Fuchs: Alles zu Münsters neuem Oberbürgermeister

Tilman Fuchs gehört ebenfalls zu den Oberbürgermeister Kandidaten in Münster. . Der gebürtige Münsteraner ist 55 Jahre alt, Vater von drei Kindern und lebt mit seiner Familie in der Stadt.
Foto: Tilman Fuchs

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Münster. Tilman Fuchs hat die Stichwahl in Münster klar für sich entschieden. Der Grünen-Politiker wird damit als erster Oberbürgermeister seiner Partei die Stadt führen – ein historischer Machtwechsel nach über 25 Jahren CDU-Dominanz. Am Ende setzte sich Fuchs mit 57,9 Prozent gegen Dr. Georg Lunemann (CDU, 42,1 Prozent) durch.

Am 1. November tritt Fuchs offiziell die Nachfolge von Markus Lewe an. Die Stadt Münster hatte bereits angekündigt, dass der neue Oberbürgermeister zum Monatsbeginn vereidigt wird. Wer ist der Mann, der das Rathaus in Münster nach über 25 Jahren CDU-Herrschaft übernimmt und welche Pläne hat er?

Geborener Münsteraner mit Verwaltungserfahrung

Tilman Fuchs ist 55 Jahre alt, gebürtiger Münsteraner und Vater von drei Kindern. Er hat sein ganzes Leben in der Stadt verbracht und kennt Münster dadurch aus vielen Perspektiven. Für ein Gespräch mit unserer Redaktion traf er sich im Südpark – einem Ort, den er selbst als seinen Lieblingsplatz bezeichnet und der für ihn die Lebensqualität im Süden Münsters symbolisiert. Auch sportlich ist er lokal verbunden: Als Fan des SC Preußen Münster verfolgt er die Spiele der Adlerträger regelmäßig. Beruflich arbeitet Fuchs seit 2016 als Dezernent für Schule, Kultur, Sport, Jugend und Soziales beim Kreis Steinfurt.

Erst 2021 trat er den Grünen bei, ein Jahr später übernahm er bereits eine Rolle in den Koalitionsverhandlungen der Landespartei. Dass er nur vier Jahre später Oberbürgermeister von Münster wird, markiert einen bemerkenswert schnellen Aufstieg in der Politik.

Erwartungen an die Verwaltung

Im Wahlkampf stellte Fuchs vor allem die Verwaltung in den Mittelpunkt. Er machte deutlich, dass Bürgernähe für ihn kein Schlagwort, sondern eine konkrete Aufgabe sei. Geöffnete Schwimmbäder, weniger Wartezeiten in den Ämtern und eine zügigere Bearbeitung von Anträgen sind für ihn Beispiele dafür, wie Verwaltung im Alltag wieder spürbar besser funktionieren soll. Seine langjährige Erfahrung als Dezernent betrachtet er als Handwerkszeug für das Rathaus. Besonders wichtig ist ihm, dass digitale Angebote ausgebaut werden, ohne dabei die analogen Strukturen in den Stadtteilen aufzugeben. So soll eine zentrale Service-App eingeführt werden, die viele Leistungen mit einer Anmeldung zugänglich macht, gleichzeitig sollen klassische Bürgerbüros weiter erreichbar bleiben.

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Wohnen und Stadtentwicklung als Schlüsselfragen

Auch beim Thema Wohnen hat Fuchs klare Vorstellungen. Angesichts des angespannten Marktes kündigte er an, mehr bezahlbaren Neubau zu schaffen, Flächen effizienter zu nutzen und gemeinwohlorientierte Projekte zu fördern. Studierende und Auszubildende sollen ebenso stärker berücksichtigt werden wie Familien, die größere Wohnungen benötigen. Sein Ziel ist es, Wohnungslosigkeit bis 2030 durch Prävention, Hilfsangebote in den Quartieren und das Konzept „Housing First“ spürbar zu verringern. Grün- und Freiflächen will er dabei konsequent in die Planung einbeziehen, weil er sie als elementar für Lebensqualität betrachtet.

Verkehrspolitik und Klimaziele

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verkehrspolitik. Fuchs will die Innenstadt schrittweise vom Durchgangsverkehr entlasten und eine autofreie Altstadt einführen, bei der es Ausnahmen für Lieferverkehr, Rettungsdienste und Menschen mit Behinderung geben soll. Gleichzeitig will er das Radwegenetz 2.0 beschleunigt ausbauen, die Velorouten stärken und die geplante S-Bahn Münsterland als zentrales Zukunftsprojekt voranbringen. Den vierstreifigen Ausbau der B51 lehnt er ab, weil er diesen nicht mehr für zeitgemäß hält. Diese Haltung verbindet er mit einem klaren Ziel: Münster soll bis 2030 klimaneutral werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, will er die Stadtwerke beim Ausbau von Wind- und Solarenergie stärken und die Netzinfrastruktur modernisieren. Bei der Wärmewende setzt er auf eine kommunale Wärmeplanung bis 2026, den Ausbau der Fernwärme und Unterstützung für Haushalte beim Umstieg auf klimafreundliche Heizungen. Ergänzend plant er Maßnahmen zur Klimaanpassung: Entsiegelung, Begrünung und das Schwammstadt-Prinzip sollen helfen, die Stadt widerstandsfähiger gegen Hitze und Starkregen zu machen.

Sicherheit, Bildung und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Auch die Themen Sicherheit und Zusammenhalt spielen für Fuchs eine zentrale Rolle. Besonders das Bahnhofsviertel will er zur Chefsache machen. Geplant ist eine Koordinierungsstelle direkt beim Oberbürgermeister, die Polizei, Ordnungsdienst, Streetwork und Sozialarbeit stärker vernetzen soll. Ziel ist es, soziale Verantwortung mit mehr Sicherheit und urbaner Lebensqualität zu verbinden.

Darüber hinaus will Fuchs Bildung und Jugend stärker fördern. In Kitas und Schulen sollen Qualität und Ausstattung verbessert, der Offene Ganztag flexibler gestaltet und das Fachkräfteproblem in der Betreuung angegangen werden. Jugendliche sollen mehr konsumfreie Räume erhalten und stärker in Entscheidungen eingebunden werden. Nach den Schließungen und Ausfällen in der Bädersituation 2024 kündigte er an, mit mehr Personal, verlässlicher Planung und Kooperationen mit Vereinen für Stabilität zu sorgen.

Für die Wirtschaft plant Fuchs schnellere Genehmigungsverfahren und eine Verwaltung, die sich stärker als Partner versteht. Start-ups sollen unterstützt werden, gleichzeitig will er gegen den Fachkräftemangel vorgehen – mit mehr Wohnraum, besserer Kinderbetreuung, gezielter Integration und einer engeren Vernetzung von Jobcenter, Kammern und Bildungseinrichtungen. Besonders das Handwerk hebt er als Schlüsselakteur für die Energiewende hervor.

Bedeutung des Wahlergebnisses

Mit dem Wahlerfolg von Tilman Fuchs verschiebt sich das politische Kräfteverhältnis in Münster spürbar. Zum ersten Mal übernimmt ein Grüner die Spitze der Stadt, nachdem die CDU das Amt seit 1999 ununterbrochen besetzt hatte. Hinzu kommt, dass die Grünen im Stadtrat die stärkste Fraktion stellen und dort voraussichtlich Mehrheiten auch ohne die CDU bilden können. Für die CDU ist das eine schmerzhafte Niederlage, für die Grünen ein historischer Erfolg. Welche politischen Schwerpunkte im Rathaus künftig gesetzt werden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist aber schon jetzt: Mit Fuchs beginnt für Münster ein neues Kapitel.

Steckbrief Tilman Fuchs

  • Alter: 55

  • Familie: Vater von drei Kindern

  • Beruf: Dezernent für Schule, Kultur, Sport, Jugend und Soziales im Kreis Steinfurt (seit 2016)

  • Partei: Bündnis 90/Die Grünen (Mitglied in Münster seit 2021)

  • Politische Rollen: Verhandlungsgruppe „Kinder, Jugend, Familie“ beim NRW-Koalitionsvertrag 2022; Sachverständiger in Anhörungen von Land- und Bundestag

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