
Seit Jahren gilt die Gaming-Branche als einer der spannendsten Teilbereiche der Medienwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Zwischen internationalen Messen, Förderprogrammen und rasant wachsenden Entwicklerstudios entsteht hier ein breites wirtschaftliches Ökosystem, das weit über klassische Unterhaltung hinausgeht.
Auch Münster kann und will von dieser innovativen und schnell wachsenden Branche profitieren. Noch ist die Stadt zwar eher unauffällig in der Gaming-Landschaft unterwegs, doch das Potenzial ist unverkennbar. Doch kann sich Münster in Zukunft als vielversprechender Gaming-Standort positionieren?
Die moderne Gaming-Branche überzeugt heutzutage mit einem vielfältigen Angebot aus den unterschiedlichsten Bereichen. Mittlerweile haben sich so unter anderem auch Serious Games und Gamification als feste Bestandteile etabliert und nutzen spielerische Mechaniken, um Wissen zu vermitteln, Prozesse zu simulieren oder Verhalten zu beeinflussen.
Technologisch unterscheiden sich derartige Projekte oft kaum von klassischen Videospielen. Softwareentwicklung, UX-Design, Interaktionskonzepte und Produktionsmethoden überschneiden sich stark. Die Brücke zum iGaming wird hier besonders offensichtlich. Als angrenzender Bereich nutzt iGaming ähnliche Technologien und Designprinzipien – und ist damit enorm erfolgreich.
Heute gibt es zahlreiche Glücksspielunternehmen, die mit iGaming große Gewinne einfahren. Als seriöses Online Casino sorgt unter anderem Novoline dank des eigenen wirtschaftlichen Erfolgs inzwischen für erhebliche Steuereinnahmen. Für Münster geht es letztlich nicht darum, Glücksspiel zum Standortschwerpunkt zu machen. Doch lässt sich an dem Erfolg der iGaming-Branche schnell feststellen, was für ein wirtschaftliches Potenzial in dieser Branche liegt.
Natürlich ist Münster kein Ort, an dem große Namen der Gaming-Industrie die Skyline prägen. Hier sucht man bekannte Studios mit internationaler Reichweite bisher vergeblich. Gerade im direkten Vergleich zu Köln oder Düsseldorf fällt das schnell auf. Gleichzeitig existiert allerdings eine spannende Szene aus Indie-Entwicklern, Freelancern und projektbasiert arbeitenden Teams, die jede Menge Potenzial verspricht.
So zeigt sich auch thematisch ein klarer Fokus. Mobile Games und anwendungsnahe Projekte spielen eine deutlich größere Rolle als aufwendige Blockbusterproduktionen. Das ist kein Zufall, es ist eine Folge der vorhandenen Strukturen – ohne große Budgets und Publisher-Netzwerke.
Diese bisher eher unter dem Radar praktizierende Szene in Münster könnte auf den ersten Blick wie ein Nachteil wirken. Bei genauerem Hinsehen verspricht diese Ausgangslage jedoch auch eine Chance. Münster ist noch kein gesättigter Markt und wer hier gründet, konkurriert nicht sofort mit etablierten Playern. Das schafft ein Umfeld, das gerade für junge Studios interessant ist.
Nordrhein-Westfalen gehört bereits zu den wichtigsten Gaming-Standorten in Deutschland. Die Rhein-Ruhr-Region bildet dabei das Herzstück. Dort sitzen größere Studios, Dienstleister und Verbände. Außerdem finden hier zentrale Events der Branche statt. Diese Ballung ist kein Zufall, sie ist das Ergebnis einer Cluster-Strategie.
Aktuell fungieren Köln und Düsseldorf als Flaggschiffe mit internationaler Sichtbarkeit. Diese beiden Metropolen ziehen Talente an, bieten Arbeitsplätze und prägen das Bild von NRW als Gaming-Hochburg. Gleichzeitig verfolgt NRW bewusst einen dezentralen Ansatz. Neben dem großen Kerncluster sollen kleinere regionale Standorte entstehen, die das bisherige Gaming-Ökosystem ergänzen. Hier soll zukünftig auch Münster verstärkt ins Spiel kommen und eine Rolle als Satellitenstandort einnehmen. Eng vernetzt mit den großen Clustern, aber dennoch mit eigener Ausrichtung. Kooperationen, Wissenstransfer und gemeinsame Projekte sollen dann zur Normalität werden. Dank einer Infrastruktur, die NRW liefert und Münster nutzt.
Dementsprechend gilt als entscheidender Baustein für diese erhoffte Entwicklung das neue Förderpaket des Landes NRW, denn seit dem 1. September 2025 stehen vier Millionen Euro für die Projektförderung bereit. Entwickelt wurde die Richtlinie in enger Abstimmung mit der Branche. Der Fokus liegt dabei auf kleineren und jungen Unternehmen.
Mit dieser Ausrichtung reagiert das Land auf die besonderen Herausforderungen der Games-Branche, die stets unter einem hohen Innovationsdruck steht, denn neue Technologien, internationaler Wettbewerb und kurze Markteinführungszeiten prägen den Alltag. Gerade kleinere Teams haben es schwer, diese Anforderungen zu stemmen. Daher setzt das neue Förderpaket dort an.
Eine der Besonderheiten dieser neuen Reihe an Förderungen ist auch die Umstellung auf nicht rückzahlbare Zuschüsse. Das ist für einen Großteil der jungen Studios ein echter Gamechanger. Statt langfristiger finanzieller Risiken entsteht so Planungssicherheit. Gefördert werden verschiedene Phasen der Entwicklung – von der Frühphase über die Produktion bis hin zur Präsentation auf Messen.
Das Förderpaket will dabei auch die breite Vielfalt der Gaming-Landschaft abbilden und so stehen nicht nur klassische Unterhaltungsspiele im Fokus, sondern explizit auch Serious Games und Gamification-Anwendungen. Damit öffnen sich neue Chancen für bisher nur selten förderfähige Projekte, die Bildung, Simulation oder angewandte Szenarien in den Mittelpunkt stellen.
Selbstverständlich ist die breite, bundesweit anerkannte Bildungslandschaft ein zentraler Trumpf der Stadt Münster. Die Universität Münster und die FH Münster bringen jedes Jahr eine Vielzahl top-ausgebildeter Absolventen hervor. Informatik, Medieninformatik und gestalterische Studiengänge liefern die Fähigkeiten, die in der Gaming-Branche besonders gefragt sind.
Außerdem spielt in diesem Bereich die interdisziplinäre Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle, denn Games entstehen an der Schnittstelle von Technik und Gestaltung. Finden diese Disziplinen früh zusammen, entstehen Teams, die Probleme ganzheitlich denken.
Ausgründungen aus dem Hochschulumfeld sind daher ein realistischer Weg für den gewünschten Standortaufbau. Solche Teams aus dem universitären Umfeld können erste Projekte entwickeln und Fördermittel nutzen, um schrittweise zu wachsen und den Gaming-Standort Münster nachhaltig zu stärken.
Damit aus dem Potenzial Münster letztlich auch wirklich eine vielversprechende Struktur wird, braucht es künftig gezielte Schritte. Lokale Netzwerke sind dabei der Anfang. Der Anschluss an landesweite Initiativen ermöglicht Austausch und Sichtbarkeit. Kooperationen mit bestehenden Clustern in der Rhein-Ruhr-Region schaffen Zugang zu Erfahrung und Märkten.
Die NRW-Förderung bietet auch diesbezüglich konkrete Ansatzpunkte. Ergänzend spielen Events und Veranstaltungen eine wichtige Rolle. Sie schaffen Begegnung, Sichtbarkeit und Gemeinschaft. Auch eSports-Formate können zur kulturellen Verankerung beitragen.
Die Schaffung von Co-Working-Spaces und Inkubatoren bietet zusätzliche räumliche Ankerpunkte, erleichtert Zusammenarbeit und senkt Einstiegshürden. Mit der Präsentationsförderung soll dafür gesorgt werden, dass Projekte nicht in der Schublade verschwinden, sondern frühzeitig auf Messen und Veranstaltungen sichtbar werden.
Es ist nicht davon auszugehen, dass sich Münster über Nacht zum neuen Hotspot der Gaming-Branche entwickelt. Das ist auch überhaupt nicht das Ziel. Vielmehr soll sich die Universitätsstadt zum ergänzenden Satellitenstandort mit Fokus auf Nachwuchs, kleine Entwicklerstudios und innovative Formate entwickeln und sich so sinnvoll in das bestehende NRW-weite Netzwerk einfügen.
Bereits bestehende Bildungsstrukturen, Förderinstrumente und Netzwerke können diesbezüglich ein solides Fundament bilden. Münster hat jetzt die Chance, sich leise, aber nachhaltig in der boomenden Gaming-Branche zu positionieren. Eine Vorgehensweise, die enorm gut zum generellen Image der Stadt passt!