
Münsterland. Nach Monaten voller Ausfälle und Einschränkungen können Bahnreisende im Münsterland aufatmen: Ab Dezember 2025 kehrt die Eurobahn zum vollständigen Regelfahrplan zurück. Das Unternehmen, das auf sieben Regionalbahnlinien in Westfalen-Lippe unterwegs ist, will damit die Zuverlässigkeit im Nahverkehr wiederherstellen. Besonders Pendlerinnen und Pendler, die in den vergangenen Monaten oft mit Ersatzverkehren oder langen Wartezeiten konfrontiert waren, dürfen sich über die Rückkehr des gewohnten Takts freuen.
Die Fahrplanstabilisierung markiert einen wichtigen Schritt, nachdem die Eurobahn in den vergangenen zwei Jahren mit massiven Problemen zu kämpfen hatte. Zeitweise fielen bis zu 40 Prozent aller Fahrten aus – ein Zustand, der viele Regionen im Münsterland hart traf, da alternative Verkehrsangebote dort oft fehlen.
Die Ursachen der Krise lagen vor allem in strukturellen Problemen: Der Mangel an Lokführerinnen und Lokführern, steigende Betriebskosten und unzureichend finanzierte Verkehrsverträge mit dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) führten die Eurobahn in eine Schieflage.
Um den drohenden Kollaps zu verhindern, übernahm der NWL das Bahnunternehmen im Mai 2025 zu einem symbolischen Preis. Seitdem befindet sich die Eurobahn in einer Phase der Stabilisierung. Der Verband investierte gezielt in Personalaufbau und Organisationsstrukturen, um den Bahnbetrieb zu sichern und langfristig wieder an private Investoren übergeben zu können.
Die Maßnahmen zeigen Wirkung: 76 neue Triebfahrzeugführer wurden bereits eingestellt, 88 Auszubildende haben im Herbst ihre Ausbildung begonnen, und rund 70 weitere Einstellungen sind für das kommende Jahr geplant. Diese personelle Verstärkung ist entscheidend, um den Fahrplan dauerhaft einzuhalten und Zugausfälle deutlich zu reduzieren.
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Auch die internen Abläufe wurden verbessert – von der Einsatzplanung bis zur Instandhaltung der Züge. Ziel ist es, die Eurobahn langfristig als leistungsfähigen Anbieter im Schienenpersonennahverkehr zu positionieren und die Fahrgäste wieder vom System Bahn zu überzeugen.
Die Eurobahn betreibt im Münsterland sieben zentrale Regionalbahnlinien:
RB 50: Dortmund – Lünen – Münster
RB 61: Hengelo – Rheine – Ibbenbüren – Bielefeld
RB 65: Münster – Rheine
RB 66: Münster – Osnabrück
RB 67: Bielefeld – Warendorf – Münster
RB 69: Münster – Hamm – Bielefeld
RB 89: Münster – Hamm – Paderborn – Warburg
Insbesondere auf den Linien RB 65 und RB 66 wurden bereits im Herbst 2025 zusätzliche Fahrten angekündigt, um wieder einen regelmäßigen Stundentakt zu gewährleisten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Fahrgäste künftig wieder planbar und zuverlässig reisen können.
Der NWL sieht seine Rolle als Übergangslösung: Bis spätestens Ende 2027 soll die Eurobahn wieder privatisiert werden. Bis dahin soll das Unternehmen wirtschaftlich stabil, organisatorisch solide und personell gut aufgestellt sein. Nur so könne ein nachhaltiger Betrieb gewährleistet werden.
Gleichzeitig prüft der Verband, wie zukünftige Verkehrsverträge ausgestaltet werden müssen, um kostendeckend und langfristig planbar zu bleiben. Der Fall der Eurobahn gilt vielen Branchenbeobachtern als Beispiel dafür, wie anfällig der Schienenverkehr bei falschen Vertragskalkulationen werden kann.
Für die Menschen im Münsterland bedeutet die Rückkehr der Eurobahn zum Regelfahrplan weit mehr als nur pünktliche Züge: Sie stärkt die Anbindung ganzer Regionen, erleichtert den Arbeits- und Schulweg und macht klimafreundliche Mobilität wieder attraktiver. Besonders im ländlichen Raum, wo Alternativen zum Auto fehlen, ist ein stabiler Bahnverkehr entscheidend für Lebensqualität und wirtschaftliche Entwicklung.