
Münsterland. Die Vogelgrippe breitet sich in NRW weiter aus und rückt näher ans Münsterland heran.
Besonders betroffen ist der Niederrhein, wo mehrere große Geflügelbetriebe wegen bestätigter Infektionen ihre Bestände keulen mussten. Auf einem Hof in Kamp-Lintfort (Kreis Wesel) wurden rund 18.500 Puten getötet, ein weiterer Betrieb in Rees (Kreis Kleve) meldete den Verlust von etwa 19.000 Tieren.
Die Behörden richteten daraufhin umfangreiche Sperrzonen und Überwachungsgebiete ein. Rund 3.000 Betriebe im Kreis Wesel unterliegen derzeit einer Stallpflicht. Auch die Kreise Kleve und Viersen sind Teil der eingerichteten Restriktionszonen. In einigen Gemeinden reicht der Sperrbereich bis an das Westmünsterland heran, insbesondere in Isselburg und Teilen von Bocholt (Kreis Borken).
Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) wurden bundesweit bereits über 500.000 Tiere getötet, um die Ausbreitung der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) einzudämmen. Zwischen September und Ende Oktober 2025 registrierte das Institut rund 50 Ausbrüche in gewerblichen Geflügelhaltungen.
Die Tierseuche verbreitet sich vor allem über wildlebende Wasservögel, die das Virus in Geflügelbestände eintragen können. Besonders gefährdet sind offene Haltungen oder Betriebe in der Nähe von Gewässern und Rastplätzen von Zugvögeln.
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Während sich die Vogelgrippe in NRW bislang vor allem auf den Niederrhein konzentriert, warnen die Veterinärämter im Münsterland vor erhöhter Gefahr. In den Kreisen Coesfeld und Steinfurt sind bisher keine Fälle bekannt, doch die Behörden rufen Halterinnen und Halter zu erhöhter Biosicherheit auf. Futter- und Wasserstellen sollen gegen Wildvögel gesichert, Stallzugänge kontrolliert und der Fahrzeugverkehr eingeschränkt werden.
Im Kreis Warendorf wurden kürzlich zwei tote Kraniche mit Verdacht auf Vogelgrippe untersucht. Zudem gibt es einen bestätigten Fall in Lippetal (Kreis Soest), nur wenige Kilometer von der Münsterländer Grenze entfernt. Die Stadt Münster rät Bürgerinnen und Bürgern, tote Wildvögel nicht anzufassen, sondern Funde direkt beim Amt für Veterinärwesen zu melden.
Die wirtschaftlichen Folgen der Vogelgrippe in NRW treffen vor allem Geflügelhalter hart. Neben den Tierverlusten und Vermarktungsbeschränkungen rechnen Experten mit steigenden Preisen für Geflügel und Eier, auch wenn derzeit keine akute Versorgungsgefahr besteht. Für Verbraucher gilt weiterhin: Ein erhöhtes Risiko für Menschen besteht laut Behörden nicht, eine Übertragung sei selten, aber nicht ausgeschlossen.
Im kommenden Winter bleibt die Situation angespannt. Das FLI erwartet eine Zunahme der Fälle entlang der Vogelzugrouten – auch in westdeutschen Regionen.