Vor zwei Wochen verkündete das Unternehmen Enapter, dass die geplante Produktion von Wasserstoff in Saerbeck nicht stattfinden wird. Stattdessen wird die Produktion nach China verlagert. Diese Entscheidung hat für große Enttäuschung in der Region gesorgt, da viele lokale Institutionen umfangreiche Vorbereitungen getroffen hatten, um Enapter bestmögliche Bedingungen zu bieten.
Die Gemeinde Saerbeck, die FH Münster, der Kreis Steinfurt und andere lokale Partner hatten intensiv daran gearbeitet, die Rahmenbedingungen für Enapter zu optimieren. Die Grundstücksfindung, die Erteilung von Baugenehmigungen und die Akquise von Fördermitteln wurden schnell und unbürokratisch umgesetzt. All diese Bemühungen sollten den Start der Wasserstoffproduktion in der Region erleichtern.
Die Nachricht von der Verlagerung der Produktion nach China hat bei den lokalen Verantwortlichen große Enttäuschung hervorgerufen. Man hatte gehofft, dass die Wasserstoffproduktion in Saerbeck eine Initialzündung für den grünen Wasserstoff und die damit verbundene Zuliefererinfrastruktur darstellen würde. Zudem wurde ein Wasserstoff-Hochlauf in der Region erwartet, der weitere wirtschaftliche Vorteile gebracht hätte.
Der Enapter Campus in Saerbeck war als ein Modell für klimaneutrale Produktion geplant. Das Cleantech-Unternehmen Enapter hatte angekündigt, dass die Produktion von Elektrolyseuren auf dem 82.000 Quadratmeter großen Gelände gänzlich ohne graue Energie auskommen würde. Im Rahmen des Life Cycle Impact Zero-Vorhabens sollte der gesamte Campus mit erneuerbarer Energie betrieben werden, die entweder vor Ort produziert oder aus dem nahegelegenen Bioenergiepark Saerbeck bezogen wird.
Herzstück der nachhaltigen Energieversorgung des Enapter Campus war die Stromerzeugung aus Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Campus-Gebäude, die pro Jahr 2.100 Megawattstunden elektrische Energie liefern sollten. Das entspricht ungefähr dem Strombedarf von 688 Drei-Personen-Haushalten. Diese Energie sollte etwa 60 Prozent des Bedarfs für die Elektrolyseur-Produktion decken. Zusätzlich sollte die ungenutzte Abwärme aus der Biogasanlage des Bioenergieparks zur Warmwasseraufbereitung und Beheizung der Campus-Gebäude genutzt werden.
Von Anfang an waren auch Forschungseinrichtungen wie die FH Münster in das Projekt involviert. Zwei Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Enapter wurden mit insgesamt 16,8 Millionen Euro gefördert. Besonders das „Hy-Core“-Projekt der FH Münster erhielt Unterstützung durch das Bundesforschungsministerium. Diese Projekte sollten die wissenschaftliche Basis für die Wasserstoffproduktion stärken und innovative Technologien entwickeln.
Trotz der Entscheidung, die Massenproduktion nach China zu verlagern, bleibt der Ein-Megawatt-Elektrolyseur in Saerbeck weiterhin in Betrieb und produziert Wasserstoff. Dieser Elektrolyseur ist ein wichtiger Bestandteil der lokalen Wasserstoffinfrastruktur und wird weiterhin zur Forschung und zur Demonstration der Technologie genutzt.
Der CEO von Enapter erklärte, dass die Massenproduktion von Wasserstoff in Saerbeck wirtschaftlich keinen Sinn mache, da die Marktbedingungen in China wesentlich besser seien. Diese Aussage hat erneut die Diskussion über die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Bereich der Wasserstoffproduktion entfacht. Kritiker weisen darauf hin, dass die deutschen Genehmigungsverfahren und Rahmenbedingungen oft zu bürokratisch und wenig wettbewerbsfähig sind.
Enapter hatte ursprünglich große Pläne für den Standort in Saerbeck. Das Unternehmen wollte mehr als 100.000 Elektrolyseur-Einheiten pro Jahr in der Region fertigen. Die Produktionsstätte sollte über 300 qualifizierte Arbeitsplätze schaffen und somit einen wichtigen Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten. Enapter hatte gehofft, durch die klimaneutrale Massenproduktion von Elektrolyseuren grünen Wasserstoff weltweit konkurrenzfähig zu fossilen Energieträgern zu machen und in den benötigten Mengen bereitzustellen.
Die Entscheidung von Enapter, die Produktion nach China zu verlagern, ist ein Rückschlag für die Region Saerbeck und alle Beteiligten, die viel in das Projekt investiert haben. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die bestehenden Projekte und die Infrastruktur weiterhin einen positiven Einfluss auf die regionale Entwicklung des grünen Wasserstoffs haben werden. Das Beispiel des Enapter Campus zeigt, dass klimaneutrale Produktion möglich ist und dient als Modell für zukünftige nachhaltige Industrieprojekte.