Im schockierenden Fall eines jahrelang eingesperrten Mädchens in Attendorn wurde Anklage gegen die Mutter und die Großeltern erhoben. Der Fall wirft ein erschreckendes Licht auf Freiheitsberaubung und Vernachlässigung eines Kindes. Die Mutter wird wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung, Misshandlung von Schutzbefohlenen und Verletzung der Fürsorgepflicht angeklagt. Die Großeltern unterstützten die Tat, indem sie ihr Haus zur Verfügung stellten und die Lüge über einen Umzug nach Italien aufrechterhielten.
Das Mädchen, das heute zehn Jahre alt ist, wurde mit zwei Jahren versteckt und eingesperrt. Die Mutter gab vor, nach Italien gezogen zu sein, um den Kontakt des Kindesvaters zu verhindern. Das Mädchen hatte während der Gefangenschaft keinen Zugang zu Kindergarten, Schule oder ärztlicher Versorgung. Nach der Befreiung im September 2022 wurden körperliche und psychische Entwicklungsstörungen festgestellt.
Erste anonyme Hinweise an das Jugendamt reichten nicht aus, um die Tat zu beweisen. Erst die Bestätigung italienischer Behörden, dass die Mutter nie an der angegebenen Adresse in Italien gewohnt hatte, führte zur Befreiung des Kindes durch Polizei und Jugendamt. Zusätzlich wird eine pensionierte Mitarbeiterin des Jugendamtes verdächtigt, durch Unterlassen der Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt Vorschub geleistet zu haben.
Das Mädchen lebt heute bei einer Pflegefamilie in Attendorn. Laut Behörden hat sich ihr Zustand deutlich verbessert. Obwohl sie sich langsam stabilisiert, bleiben die Spuren der traumatischen Jahre sichtbar. Das Kind konnte aus rechtlichen Gründen bisher nicht als Zeugin gehört werden.
Ein Termin für den Prozess gegen die Mutter und die Großeltern steht noch aus. Beide Parteien verweigern die Kooperation mit den Ermittlungsbehörden. Der Fall zeigt, wie wichtig ein funktionierendes Meldesystem für Kindeswohlgefährdungen ist, um ähnliche Taten in Zukunft zu verhindern.