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Die Bundestagswahl 2025 in Münster ist entschieden: Die Grünen gewinnen das Direktmandat, während die CDU dicht dahinter bleibt. Die SPD verliert deutlich, während die Linke starke Zugewinne verzeichnet. Die AfD bleibt insgesamt schwach, erzielt aber in bestimmten Stadtteilen überraschend hohe Ergebnisse. Ein Vergleich mit der Bundestagswahl 2021 zeigt deutliche Verschiebungen.
Die Wahlbeteiligung lag in Münster mit 87,53% auf einem fantastischen Niveau und bestätigt das starke politische Interesse in der Stadt. Doch die Veränderungen der einzelnen Parteien zeigen deutliche Trends.
Bei den Erststimmen gewann Sylvia Rietenberg (Grüne) mit 31,20 % das Direktmandat in Münster und beerbt ihre Parteikollegin Maria Klein Schmeink. Stefan Nacke (CDU) folgt mit 28,53 % knapp dahinter, während Svenja Schulze (SPD) mit 20,58 % abgeschlagen auf Platz drei landet. Im Vergleich zu 2021 haben die Grünen leicht an Stimmen verloren, damals holten sie noch 32,3 %. Die CDU konnte sich hingegen verbessern, sie lag 2021 bei 26,2 %. Die SPD bleibt mit deutlichen Verlusten hinter ihren Erwartungen zurück – vor vier Jahren kam sie noch auf 24,1 %.
Auch kleinere Parteien zeigen spannende Entwicklungen: Die AfD erreicht 6,49 % und verbessert sich deutlich gegenüber 2021 (2,7 %). Die Linke steigert sich von 3,6 % auf 6,81 %. Die FDP hingegen verliert deutlich und rutscht mit 3,28 % unter die 5-Prozent-Marke. Kleinere Parteien wie Volt (1,84 %) oder Die PARTEI (1,28 %) bleiben in einem ähnlichen Bereich wie 2021.
Die CDU hat im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 in Münster, trotz mehrerer Proteste, auch bei den Zweitstimmen leicht zugelegt. Besonders in den außenliegenden Stadtteilen wie Nienberge (36,21 %) und Hiltrup-Ost (33,34 %) konnte die Partei ihre Hochburgen verteidigen. In den grünen Hochburgen der Innenstadt bleibt sie jedoch schwach. Mit 15,43 % in Pluggendorf/Bahnhof oder 20,79 % in Sentruper Hügel bleibt die Union dort weit hinter den Erwartungen. Für Direktkandidat Stefan Nacke war es kein guter Abend. Der 49-jährige verpasst nach 2021 auch dieses Mal das Direktmandat.
Die Grünen konnten sich zwar erneut das Direktmandat sichern, mussten aber im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 Verluste hinnehmen. Während sie damals mit 30,7 % klar vorne lagen, reicht es diesmal mit 26,61 % nur knapp zur Führung. Besonders in den Innenstadtbezirken wie Kreuz (33,57 %), Pluggendorf/Bahnhof (33,06 %) und Sentruper Hügel (34,03 %) blieben die Grünen stärkste Kraft. Außerhalb der Innenstadt fielen sie jedoch teilweise unter ihren Durchschnitt.
Die SPD verliert in Münster weiter an Boden und kommt nur noch auf 18,07 %. 2021 lag sie noch bei 23,5 %. Besonders in den klassischen Arbeiterbezirken wie Coerde konnte sie nicht mehr dominant auftreten. Dort lag sie nur bei 18,51 % und musste sich hinter der AfD einreihen. Auch in den Innenstadtbezirken war kein Aufwärtstrend erkennbar.
Auch Bundesministerin und Spitzenkandidatin Svenja Schulze konnte diesen Umstand nicht ändern, allerdings schnitt sie mit über 20% bei den Erststimmen deutlich besser ab, als die SPD bei den Zweitstimmen.
Die Linke kann sich im Vergleich zu 2021 (5,0 %) deutlich verbessern und erreicht mit 12,51 % ihr bestes Ergebnis seit Jahren. Besonders in den Innenstadtbezirken holte sie hohe Werte. In Pluggendorf/Bahnhof erreichte sie 22,32 %, in Hafen/Schützenhof sogar über 20 %. Damit stellt die Linke einen der großen Gewinner der Wahl in Münster dar.
Allerdings spiegelt sich dieser Erfolg nicht bei den Erststimmen wider. Kathrin Gebel, die Direktkandidatin der Linken, kam lediglich auf 6,81 %, was im Vergleich zu den starken Zweitstimmenwerten deutlich abfällt. Dies deutet darauf hin, dass viele linke Wähler taktisch handelten und ihre Erststimme den Grünen gaben, um Sylvia Rietenberg zum Direktmandat zu verhelfen. Besonders in den Hochburgen der Linken, wie der Innenstadt und Hafen, scheint ein erheblicher Teil der Wählerschaft strategisch abgestimmt zu haben.
Stadtweit bleibt die AfD mit 6,86 % schwach, legt aber gegenüber 2021 (2,9 %) deutlich zu. Besonders in Coerde konnte sie mit 19,77 % ihr bestes Ergebnis erzielen. Noch extremer war es am Marderweg (Wahllokal 166), wo sie mit 34,48 % die stärkste Partei wurde. In klassischen AfD-Schwachstellen wie Kreuz (3,21 %) oder Sentruper Hügel (3,45 %) blieb sie jedoch weiterhin unterdurchschnittlich. Insgesamt bleibt die Partei weit hinter ihrem bundesweiten Schnitt und konnte in der Stadt nicht annähernd die Werte aus Ostdeutschland oder aus bestimmten ländlichen Regionen NRWs erreichen. Zum Beispiel in Warendorf holte sie knapp 15%, in Münster haben die Rechtspopulisten dagegen weiterhin einen schweren Stand.
Die FDP verliert in Münster massiv an Zustimmung und kommt nur noch auf 4,65 %. Das ist ein Rückgang von fast sechs Prozentpunkten gegenüber 2021 (10,6 %). Besonders in den urbanen Wahlbezirken hat die Partei stark eingebüßt. In Kreuz kam sie nur noch auf 5,30 %, in Pluggendorf/Bahnhof auf 4,26 %. Selbst in traditionell wirtschaftsnahen Bezirken wie Hiltrup-Ost blieb sie mit 4,60 % unter der Fünf-Prozent-Hürde.
Die Bundestagswahl 2025 verdeutlicht einmal mehr die politischen Besonderheiten Münsters. Während die CDU bundesweit klar vorn liegt, bleibt sie in der Stadt hinter den Grünen zurück. Diese verlieren zwar bundesweit massiv, bleiben in Münster aber stärkste Kraft – ein Zeichen für die anhaltende grüne Dominanz in Hochschulstädten. Die AfD erreicht bundesweit ein Rekordergebnis, bleibt in Münster jedoch weit unter dem Bundesschnitt und schafft es nur in wenigen Stadtteilen über zehn Prozent. Die Linke profitiert von der Schwäche der SPD und erzielt in Münster ein deutlich stärkeres Ergebnis als im Bund, insbesondere in der Innenstadt. Das BSW, das bundesweit an der Fünf-Prozent-Hürde kratzt, bleibt in Münster hingegen unbedeutend. Die FDP verliert überall massiv und ist auch hier nur noch eine Randerscheinung. Münster bleibt damit eine Hochburg progressiver Parteien.
Die Bundestagswahl 2025 in Münster zeigt klare Tendenzen: Die Grünen bleiben die führende Kraft, verlieren aber gegenüber 2021. Die CDU stabilisiert sich, bleibt aber hinter den Grünen. Die SPD verliert erneut an Zustimmung, während die Linke ein historisch starkes Ergebnis einfährt. Die AfD bleibt insgesamt schwach, erzielt aber in einzelnen Stadtteilen auffällig hohe Werte