
Die drastische Erhöhung der Parkgebühren in Münster sorgt für Empörung. Autofahrer müssen künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen – und das, um ein umstrittenes Nahverkehrsprojekt zu finanzieren. Die CDU spricht von einer „verkehrspolitischen Fehlentscheidung“, während die Ratsmehrheit das 29-Euro-Ticket als Fortschritt feiert. Doch wer profitiert wirklich, und wer zahlt am Ende die Zeche?
In Münster wird Parken immer teurer. Anwohnerparkausweise, die früher 19 Euro pro Jahr kosteten, liegen mittlerweile je nach Stadtteil bei bis zu 380 Euro. Auch Kurzzeitparken in städtischen Parkhäusern wird bald deutlich teurer. Die Stadt begründet die Erhöhungen mit der Notwendigkeit, das neue 29-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr zu finanzieren.
Die CDU Münster kritisiert dieses Vorgehen scharf. Fraktionschef Stefan Weber warnt: „Die Gäste der Stadt sollen ein Projekt bezahlen, das niemand braucht.“ Laut CDU sei die Entscheidung ein fataler Fehler, der Einzelhandel und Gastronomie in der Innenstadt schade. Die Grünen und die SPD verteidigen hingegen die Maßnahme und argumentieren, dass Parken in Münster bisher zu günstig war und Autofahrer stärker in die Finanzierung der Verkehrswende eingebunden werden müssten.
Im März 2023 entschied der Stadtrat, ein städtisches 29-Euro-Ticket als Alternative zum bundesweiten 49-Euro-Deutschlandticket anzubieten. Das Ziel: Mehr Menschen sollten den Nahverkehr nutzen, um den Autoverkehr in Münster zu reduzieren. Die Ratsmehrheit aus Grünen, SPD und Volt sah in dem vergünstigten Ticket einen Meilenstein für die Verkehrswende.
Doch die Kosten für das Ticket sind hoch. Laut Stadtwerken entsteht ein jährliches Defizit von rund 2,4 Millionen Euro, das irgendwie gedeckt werden muss. Die Lösung: eine drastische Erhöhung der Parkgebühren. Kritiker bemängeln, dass dadurch nicht nur Autofahrer belastet werden, sondern auch die Attraktivität der Innenstadt leidet.
Die CDU-Fraktion sieht die steigenden Parkgebühren als große Gefahr für den Einzelhandel. „Wenn Parken in Münster bald teurer ist als in Düsseldorf, werden Kunden aus dem Umland lieber woanders einkaufen“, befürchtet Weber. Auch Wirtschaftsverbände schlagen Alarm: Die Initiative Starke Innenstadt (ISI) und das Unternehmernetzwerk WIN warnen davor, dass steigende Gebühren den Wettbewerb mit anderen Städten verschärfen.
Bürger zeigen sich in den sozialen Medien zunehmend verärgert. Ein Twitter-Nutzer schreibt: „Früher bin ich gerne nach Münster zum Shoppen gefahren – jetzt wird das Parken teurer als mein Einkauf.“ Andere fragen sich, warum die Stadt nicht andere Finanzierungswege gesucht hat.
Für die Grünen ist die Erhöhung der Parkgebühren ein notwendiger Schritt, um die Stadt umweltfreundlicher zu gestalten. „Der Platz in der Stadt ist begrenzt – Parkplätze sind teuer und dürfen nicht länger subventioniert werden“, so ein Sprecher der Grünen. Die Partei argumentiert, dass Autofahrer einen höheren Beitrag zur Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs leisten sollten.
Die SPD sieht das 29-Euro-Ticket als wichtigen Schritt zu mehr sozialer Gerechtigkeit. „Nicht jeder kann sich ein Auto leisten. Günstiger Nahverkehr hilft besonders Menschen mit geringem Einkommen“, heißt es aus der Fraktion. Die Partei verweist darauf, dass sich die hohen Parkgebühren vermeiden lassen – wenn man den Nahverkehr nutzt.
Auch die FDP übt Kritik. Das 29-Euro-Ticket helfe nur den Bürgern, die ausschließlich innerhalb Münsters unterwegs seien. „Pendler aus dem Umland haben keinen Vorteil vom Ticket, müssen aber trotzdem höhere Parkgebühren zahlen“, kritisiert ein FDP-Vertreter. Die Partei fordert eine stärkere Förderung von Verkehrsangeboten, die auch für Berufspendler attraktiv sind.
Auf Social Media wird das Thema kontrovers diskutiert. Während einige das 29-Euro-Ticket als Fortschritt loben, ärgern sich andere über die steigenden Parkgebühren.
Ein Bürger kommentiert auf Facebook: „Super, dass der Nahverkehr günstiger wird – aber warum müssen Autofahrer das finanzieren?“ Ein anderer schreibt: „Als Pendler bleibt mir keine Wahl. Bus und Bahn sind keine Alternative, aber jetzt soll ich fürs Parken das doppelte zahlen.“
Die Kritik an den hohen Parkgebühren wächst. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Maßnahme tatsächlich dazu führt, dass mehr Menschen auf den Nahverkehr umsteigen. Sollte das nicht der Fall sein, könnte der Druck auf die Stadt steigen, das 29-Euro-Ticket neu zu überdenken.
Fest steht: Münster befindet sich an einem verkehrspolitischen Scheideweg. Ob die Strategie der Stadt aufgeht oder sich als Fehlschlag erweist, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.