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Billig, egal wie? Warum ein Werkstattgespräch in Münster zum Weckruf wurde

Foto: Consident

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In der Werkstatt von Consident an der Hammerstraße in Münster ist man einiges gewohnt. Unfallwagen, kleine Dellen, große Schäden – all das gehört zum Alltag. Doch nicht jede Reparaturanfrage ist gleich. Vor einigen Monaten hatte ein Fall weitreichendere Bedeutung als der reine Blechschaden vermuten ließ.

Ein Kunde kam mit einem stark beschädigten Fahrzeug. Die hintere rechte Tür war zerstört, der Schweller so schwer beschädigt, dass ein Austausch unumgänglich war. Auch die Airbags hatten ausgelöst, Sensoren waren defekt. Ein klarer Fall – für jeden, der fachlich denkt. Doch was der Kunde dann sagte, ließ selbst Gian Considine, Gründer von Consident und selbst Familienvater, kurz sprachlos zurück.

Zwischen Kindersitzen und Kostendruck

Beim Öffnen der Tür fielen Considine zwei Kindersitze auf. Einer war beim Unfall verrutscht – ein Hinweis auf die Wucht des Aufpralls. Seine erste Frage war keine technische: „Geht es Ihrer Familie gut?“ Der Kune nickte. „Nur ein kleiner Schreck.“ Doch seine nächste Aussage stellte für Considine alles in Frage:

„Können Sie es bitte so günstig wie möglich machen? Ich will nichts austauschen – hauptsache, es sieht gut aus. Ich bringe ihn nächste Woche zurück, ist ein Leasingwagen. Solange es niemand merkt, ist mir das egal.“

Was folgte, war kein Streit. Considine lehnte sachlich, aber entschieden ab. „Es tut mir leid, aber dafür stehe ich nicht. Bei uns wird nichts vertuscht – schon gar keine Schäden, die Leben gefährden könnten.“ Der Kunde? Schulterzucken. „Dann mache ich’s halt woanders. Einer findet sich immer.“

Was das über unser Wertesystem aussagt

Dieser kurze Moment in einer Werkstatt in Münster erzählt mehr über den Zustand unserer Gesellschaft als viele politische Reden. Sicherheit wird verhandelbar gemacht, obwohl es hier um mehr geht als nur um Karosserie. Es geht um Vertrauen. Um Verantwortung. Um Menschenleben – nicht zuletzt das des nächsten Fahrers oder eines Kindes auf der Rückbank.

Warum entscheidet sich jemand bewusst gegen eine fachgerechte Reparatur – obwohl er den Ernst der Lage kennt? Für Considine ist die Antwort bitter: Es ist die Doppelmoral, die ihn stört. „Ich liebe mein Kind“, sagen viele. Doch wenn es um Kosten geht, ist dieses Versprechen offenbar schnell vergessen.

Kein Platz für Grauzonen

Bei Consident gibt es klare Standards. Hier wird nur repariert, was auch wirklich sicher ist. Die eigene Marke verpflichtet – und das nicht nur im Marketing, sondern im Alltag. „Ich kann nachts ruhig schlafen, weil ich weiß: Jedes Auto, das unsere Werkstatt verlässt, entspricht dem höchsten Sicherheitsanspruch“, sagt Considine. „Ich habe drei Kinder. Und ich würde niemals zulassen, dass ein instabiles Fahrzeug wieder auf die Straße kommt.“

Zwischen Haltung und wirtschaftlichem Risiko

Natürlich weiß Considine, dass seine Entscheidung wirtschaftlich nicht immer die bequemste ist. Kunden ablehnen, die zahlen wollen, ist unüblich. Aber für ihn ist klar: „Manche Aufträge kosten dich mehr als du verdienst – deinen Ruf, deine Werte, dein Gewissen.“

Dass der Kunde letztlich lachte und ging, unterstreicht für ihn das eigentliche Problem: Es ist nicht der einzelne Schaden, sondern die grundsätzliche Gleichgültigkeit, die beunruhigt. Die Haltung: „Mir reicht’s, wenn’s reicht.“ Oder schlimmer: „Wird schon gutgehen.“

Verantwortung beginnt dort, wo niemand hinschaut

Der Vorfall in der Hammerstraße zeigt, wie schnell technische Fragen zu moralischen werden. Was auf den ersten Blick wie ein wirtschaftliches Kalkül wirkt, wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie viel Verantwortung tragen wir – auch für Dinge, die uns vielleicht bald gar nicht mehr gehören?

Für Gian Considine ist klar: Sicherheit ist kein Bereich, in dem man bewusst Abstriche machen darf. Entscheidungen in der Werkstatt betreffen nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft – und manchmal Menschen, die man gar nicht kennt.

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