
Am 21. Mai 2025 fiel im Rat der Stadt Münster eine weitreichende Entscheidung: Die Erweiterung des Gymnasiums Paulinum wurde offiziell beschlossen. Der Hintergrund ist klar – durch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) steigt der Bedarf an zusätzlichen Räumen erheblich. Die Schule platzt bereits heute aus allen Nähten. Mit dem Neubau will die Stadt nicht nur auf die steigenden Schülerzahlen reagieren, sondern auch die pädagogische Qualität und die räumliche Ausstattung deutlich verbessern.
Der geplante Neubau wird an der östlichen Seite der Sporthalle entstehen und umfasst vier Geschosse. Besonders hervorzuheben ist die architektonische Gestaltung: Der Anbau wird sowohl an Trakt 4 des Altbaus als auch an die Turnhalle angeschlossen und fügt sich stilistisch an das denkmalgeschützte Hauptgebäude an. Die Fassade erhält keramische Platten und Lamellen, die das historische Erscheinungsbild aufnehmen und modern interpretieren. Verantwortlich für die Planung ist das Architekturbüro Peter Bastian, das sich durch sensible, urbane Schularchitektur einen Namen gemacht hat. Der Baubeginn ist für Anfang 2026 angesetzt, die Fertigstellung ist für die Mitte des Jahres 2027 geplant – pünktlich zum Start des Schuljahres 2027/2028.
Im neuen Gebäude entstehen insgesamt neun zusätzliche Unterrichts- und Fachräume sowie zwei Differenzierungsräume, die für Kleingruppenarbeit und individuelle Förderung genutzt werden können. Auch im Bestandsgebäude wird ein weiterer Differenzierungsraum eingerichtet. Die Turnhalle wird umfassend modernisiert – neue Umkleidebereiche und moderne Sanitäranlagen verbessern die Nutzungsmöglichkeiten sowohl für den Sportunterricht als auch für schulische Veranstaltungen. Damit schafft die Stadt Münster optimale Bedingungen für einen zeitgemäßen Schulalltag.
Ein herausragender Aspekt der Erweiterung des Gymnasiums Paulinum ist der Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit. Auf den Dächern des Neubaus und der bestehenden Sporthalle werden leistungsstarke Photovoltaikanlagen mit einer Kapazität von 60 kWp installiert. Diese erzeugen jährlich etwa 54.000 kWh Strom und sparen rund 25,6 Tonnen CO₂ ein – ein bedeutender Beitrag zur kommunalen Klimastrategie. Zusätzlich ist eine Dachbegrünung vorgesehen, die nicht nur die Energiebilanz verbessert, sondern auch das Mikroklima positiv beeinflusst. Besonders clever: Das Erdgeschoss des Anbaus wird aufgeständert, sodass eine offene Passage zwischen den beiden Schulhöfen erhalten bleibt. Der südliche Hof bleibt sportlich nutzbar, während der nördliche weiterhin als ruhiger Rückzugsort dient.
Die Erweiterung erfolgt mit großem Respekt gegenüber dem historischen Schulstandort. Die Planungen berücksichtigen zahlreiche denkmalgeschützte Elemente, darunter Reste der alten Stadtbefestigung sowie schützenswerte Bäume auf dem Schulgelände. Eine besondere Herausforderung stellt der unter dem nördlichen Schulhof liegende jüdische Friedhof dar, der vollständig erhalten bleibt. In enger Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde wird sichergestellt, dass dieser geschichtsträchtige Ort auch künftig geschützt und angemessen gewürdigt wird. Die Erweiterung des Gymnasiums Paulinum zeigt damit, wie moderne Bauplanung, Bildungspolitik und historisches Bewusstsein erfolgreich miteinander verbunden werden können.