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Pflegeversicherung vor Milliardenlücke: Münster besonders betroffen

Entdecken Sie die alarmierende Zunahme der Insolvenzen in der NRW-Pflegebranche im Jahr 2023
Foto: Sabine van Erp

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Münster. Die Warnung des Bundesrechnungshofs ist deutlich: Ohne tiefgreifende Reformen droht der Pflegeversicherung bis 2029 eine Finanzierungslücke von über zwölf Milliarden Euro. Was auf den ersten Blick nach Bundespolitik klingt, hat für Münster bereits jetzt spürbare Folgen – denn die Stadt ist überdurchschnittlich betroffen.

Pflegeversicherung vor Milliardenlücke: Münster muss reagieren

Rund 12 336 Menschen in Münster erhalten derzeit Leistungen aus der Pflegeversicherung. Besonders auffällig: 21,5 Prozent von ihnen leben stationär in einem Pflegeheim – das liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von 14 Prozent. Das zeigt der aktuelle Pflegebedarfsplan der Stadt.

Gleichzeitig reichen die vorhandenen Heimplätze längst nicht mehr aus. Bis 2027 müssten in Münster 101 neue stationäre Plätze entstehen, um dem Bedarf gerecht zu werden. Doch laut Stadtverwaltung gibt es bisher nur für 29 Plätze konkrete Vorhaben. Damit droht eine echte Versorgungslücke – während die Kosten für pflegebedürftige Menschen weiter steigen.

Trotz Beitragserhöhung: Die Kassen machen weiter Minus

Zwar wurde der Beitragssatz zur Pflegeversicherung Anfang 2025 erneut erhöht – dennoch verzeichnete die Pflegekasse im ersten Quartal ein Defizit von 90 Millionen Euro. Bereits im Vorjahr lag das Minus bei 1,54 Milliarden Euro bundesweit. Der Bundesrechnungshof mahnt deshalb: Ohne nachhaltige Reformen lasse sich die Finanzlage nicht stabilisieren.

Ein geplantes Darlehen des Bundes, das nicht unter die Schuldenbremse fallen soll, sei laut dem Bericht keine Lösung. Es verschiebe das Problem lediglich in die Zukunft. Auch in Münster sehen Experten diese Einschätzung kritisch.

Münsteraner Pflegeheime unter Druck

Die finanzielle Schieflage zeigt sich auch in Münsters Pflegeeinrichtungen. Steigende Lohnkosten, Inflation und wachsende bürokratische Anforderungen setzen die Träger unter Druck. Gleichzeitig bleiben wichtige Investitionen in Neubauten aus – mit spürbaren Folgen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen.

Für Familien wird es teurer – und riskanter

Für viele Familien in Münster bedeutet das: höhere Eigenanteile und weniger Planungssicherheit. Schon jetzt liegt der durchschnittliche Eigenanteil für einen Heimplatz in NRW bei über 3 300 Euro pro Monat – Tendenz steigend. Wer nicht zahlen kann, ist auf Sozialhilfe angewiesen. Die Ausgaben des städtischen Sozialamts für die „Hilfe zur Pflege“ steigen bereits seit Jahren.

Ein Blick auf die Prognosen zeigt: Die Zahl der Pflegebedürftigen wird auch in Münster weiter steigen – von heute gut 12 000 auf über 15 000 bis 2030. Ohne grundlegende Reformen könnte sich die Lage massiv verschärfen.

Pflege in Münster braucht politische Lösungen

Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit der neuen Bund-Länder-Arbeitsgruppe entscheidend. Sie soll noch in diesem Jahr Vorschläge für eine nachhaltige Reform der Pflegeversicherung erarbeiten. Auch Bundestagsabgeordnete aus Münster fordern konkrete Ergebnisse.

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