
Münster. Der Münsteraner Fleischkonzern Westfleisch hat bestätigt, dass er die deutschen Standorte des niederländischen Konkurrenten Vion übernehmen möchte. Das Unternehmen will am 30. Juli Details zu seinen Plänen vorstellen – und könnte damit Bewegung in einen hart umkämpften Markt bringen, in dem zuletzt ein milliardenschwerer Deal geplatzt war.
Am Freitag teilte Westfleisch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass man die Vion-Schlachthöfe in Deutschland übernehmen wolle. Die betroffenen Standorte befinden sich vor allem in Süddeutschland – darunter Buchloe, Crailsheim, Waldkraiburg sowie weitere Zerlege- und Veredelungsbetriebe.
Laut Unternehmensangaben soll das genaue Konzept am 30. Juli im Rahmen einer Veranstaltung im Haus der Bayerischen Landwirtschaft in Herrsching am Ammersee vorgestellt werden. Beobachter aus der Branche erwarten, dass Westfleisch sich damit als neue Alternative zum gescheiterten Übernahmeversuch durch die Premium Food Group positionieren möchte.
Vion hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, sich weitgehend aus dem deutschen Markt zurückzuziehen. Gründe sind unter anderem der rückläufige Fleischkonsum, sinkende Viehbestände und Überkapazitäten an mehreren Standorten. Auch Wettbewerber wie Danish Crown haben ihre Präsenz in Deutschland zuletzt deutlich reduziert.
Für viele Landwirte in Süddeutschland stellt der Rückzug von Vion ein erhebliches Problem dar. Denn ohne regionale Schlachthöfe steigen die Transportkosten und sinkt der Wettbewerb. Hier könnte Westfleisch mit einem klugen Investitionsplan gezielt ansetzen – und sich neue Märkte erschließen.
Die Premium Food Group (ehemals Tönnies) hatte im Jahr 2024 bereits eine Grundsatzvereinbarung zur Übernahme der Vion-Standorte geschlossen. Doch das Bundeskartellamt untersagte den Deal im Juni 2025. Die Begründung: Premium Food hätte durch den Zusammenschluss eine marktbeherrschende Stellung im süddeutschen Raum eingenommen – insbesondere bei der Rinderschlachtung.
Westfleisch könnte hier bessere Karten haben. Denn anders als Tönnies ist das Münsteraner Unternehmen in Süddeutschland bislang kaum vertreten. Branchenexperten sehen daher gute Chancen, dass das Kartellamt in diesem Fall keine Bedenken anmelden wird – vorausgesetzt, die Marktanteile in den betroffenen Regionen bleiben unter den kritischen Schwellen.
Noch hat Westfleisch den Kauf nicht offiziell beim Bundeskartellamt angemeldet. Eine sogenannte Vorabprüfung wurde bisher ebenfalls nicht beantragt. Sollte das Unternehmen nach der Infoveranstaltung Ende Juli einen offiziellen Antrag stellen, beginnt die erste Prüfphase des Bundeskartellamts. Diese dauert in der Regel vier Wochen.
Ergeben sich in dieser Phase keine schwerwiegenden Probleme, könnte der Deal zügig freigegeben werden. Andernfalls folgt ein sogenanntes Hauptprüfverfahren – und die Entscheidung würde sich bis in den Winter 2025 oder sogar Anfang 2026 ziehen.
Sollte die Übernahme gelingen, könnte das für die Landwirtschaft in Süddeutschland eine spürbare Entlastung bringen. Denn durch den Fortbestand der Vion-Standorte würden nicht nur Transportwege verkürzt. Auch die Preisbildung könnte wieder fairer verlaufen, weil das Oligopol nicht weiter zementiert wird.
Westfleisch selbst hat bereits signalisiert, dass man einige Werke modernisieren und zu Kompetenzzentren für Rindfleisch oder Heimtierprodukte ausbauen will. Damit würde nicht nur die Infrastruktur gesichert, sondern auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Für viele Beteiligte wäre das ein dringend benötigtes Signal der Stabilität in einer Branche, die seit Jahren unter Druck steht.