Provinzial Logo
Consident.de

Nach der Absage 2025: Kehrt das Hammer Straßenfest zurück?

Das Hammer Straßenfest in Münster fiel letztes Jahr ein wenig ins Wasser und wurde dieses Jahr abgesagt.
Foto: David Olef

Teilen:

Münster. Die Absage des Hammer Straßenfests 2025 liegt inzwischen Wochen zurück. Doch das traditionsreiche Viertelfest soll nicht einfach sang- und klanglos verschwinden. Die Aktions- und Werbegemeinschaft Hammer Straße (AWG) arbeitet im Hintergrund bereits an einem neuen Konzept – getragen von einem neuen Vorstand und gestützt auf jahrzehntelange Erfahrung.

Zwischen Rückblick und Neuanfang

Seit 1987 prägt das Hammer Straßenfest das Südviertel – mit Bühnen, Verkaufsständen, kulinarischen Angeboten und zehntausenden Besuchern. Was einst als Initiative lokaler Händler begann, entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem der größten nicht-kommerziellen Straßenfeste in Münster. Organisiert wurde es von der AWG Hammer Straße, unterstützt von ehrenamtlichem Engagement und später auch durch die professionelle Eventagentur Stronczyk.

Doch die Bedingungen änderten sich. 2020 und 2021 fiel das Fest pandemiebedingt aus. 2022 kehrte es zurück – mit neuem Sicherheitskonzept und angepasstem Ablauf. 2023 wurde die Besucherzahl auf rund 100.000 geschätzt. Auch 2024 verlief das Fest reibungslos. Umso größer war der Schock, als im Juni 2025 klar wurde: In diesem Jahr wird es kein Hammer Straßenfest geben – diesmal nicht wegen Corona, sondern wegen explodierender Sicherheitskosten.

Sicherheitsauflagen als Kostenfalle

Laut AWG war eine Durchführung 2025 schlicht nicht mehr finanzierbar. Die geforderten Sicherheitsmaßnahmen – darunter Betonbarrieren, Videoüberwachung, zusätzliche Ordnerdienste und Brandschutzwachen – hätten das Budget gesprengt. Im Vergleich zu 2024  lagen die kalkulierten Kosten dieses Jahr deutlich höher. Selbst nach Abzug aller Eigenleistungen blieb eine Lücke von mehreren 10.000 Euro.

Versuche, diese Summe durch höhere Standgebühren zu decken, wurden schnell verworfen. Eine Verdreifachung oder gar Verzehnfachung hätte viele kleine Aussteller ausgeschlossen – und das hätte nicht nur dem Flair, sondern auch der Idee des Straßenfests widersprochen.

Führungswechsel bringt frische Ideen

Nach der Absage des Festes gab es einen Wechsel an der Spitze der Aktions- und Werbegemeinschaft. Nach Jahrzehnten als Vorsitzender übergab Andreas Wissing sein Amt an Daniel Marquardt, 39 Jahre alt, Versicherungsunternehmer mit Sitz an der Hammer Straße.

Unterstützt wird Marquardt unter anderem von erfahren Organisatoren städtischer Großveranstaltungen wie „Münster mittendrin“. Noch in diesem Jahr möchte man intensiv darüber nachdenken, wie ein tragfähiges Konzept aussehen könnte.

Reduzierter Rahmen als mögliches Modell

Denkbar wäre eine deutlich kleinere Variante. Anstelle einer durchgehenden Festmeile mit Bühnen und Hunderten Ständen ließe sich ein Konzept entwickeln, das sich auf einzelne Veranstaltungsinseln beschränkt. So könnte beispielsweise eine Kinderwiese entstehen – ebenso wie ein kompakter Gastrobereich oder kleinere Bühnen mit Livemusik.

Auch ein eintägiges Format käme theoretisch infrage. Dadurch ließen sich Sicherheitsmaßnahmen gezielt auf bestimmte Flächen konzentrieren. Das würde nicht nur die Organisation vereinfachen, sondern womöglich auch die Kosten senken. Außerdem könnte die Sichtbarkeit kleiner Anbieter in einem übersichtlicheren Umfeld deutlich steigen.

Neue Ideen für das Hammer Straßenfest 2026

Neben der Reduzierung des Umfangs ließen sich weitere Überlegungen anstellen. So wäre es denkbar, das Hammer Straßenfest 2026 in mehrere kleine Formate aufzuteilen. Diese könnten über mehrere Wochenenden hinweg stattfinden – zum Beispiel als Nachbarschaftsabende, Straßenkunst-Tage oder als offene Bühne für lokale Vereine.

Solche dezentralen Konzepte würden nicht nur weniger Sicherheitsaufwand bedeuten, sondern auch Raum für kreative Experimente schaffen. Zudem könnten unterschiedliche Zielgruppen gezielter angesprochen werden. Ob solche Formate realistisch sind, hängt allerdings von vielen Faktoren ab – darunter vor allem Zeit, Personal und Geld.

Finanzierung bleibt ein zentraler Unsicherheitsfaktor

Auch bei der Finanzierung stehen verschiedene Optionen zur Diskussion. Denkbar wäre etwa eine Kombination aus gestaffelten Standgebühren, lokaler Sponsorensuche und städtischer Beteiligung. Ebenso könnte ein Crowdfunding-Modell entwickelt werden, bei dem Anwohnerinnen und Anwohner freiwillig zum Gelingen des Fests beitragen.

Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, gezielt Fördermittel zu beantragen – etwa im Bereich Stadtteilkultur oder zivilgesellschaftliches Engagement. Ob diese Varianten tragfähig wären, müsste im Rahmen eines künftigen Konzeptpapiers geprüft werden.

Wie realistisch ist der Neustart?

Ob das Hammer Straßenfest 2026 tatsächlich in neuer Form stattfinden kann, bleibt abzuwarten. Die Herausforderungen sind erheblich – angefangen bei den Sicherheitsauflagen bis hin zu den finanziellen Hürden. Dennoch gibt es Spielraum für neue Ideen.

Wenn es gelingt, die Kräfte im Viertel zu bündeln und tragfähige Konzepte zu entwickeln, könnte ein Neustart gelingen. Wie dieser konkret aussehen würde, ist zwar noch unklar – doch ausgeschlossen ist er keineswegs. Im Gegenteil: Gerade die Absage 2025 könnte zum Impuls für eine kreative Neuausrichtung werden.

Teilen:

Münster Map
Zum Aktivieren tippen
Route anzeigen

Mehr Beiträge: