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Gastro-Sterben im Sommer 2025 in Münster: Vier Schließungen in nur neun Wochen

Vier bekannte Lokale schließen in Münster binnen weniger Wochen. Was steckt hinter der Gastro-Krise – und welche Lösungen gibt es?
Symbolbild: Meizhi Lang

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Münster/AI. Vier bekannte Lokale, ein gemeinsames Schicksal: In nur neun Wochen müssen mit dem Aposto und dem Besitos am Alten Steinweg, Vapiano am Hafen und einem multikulturellen Restaurant an der Wolbecker Straße gleich mehrere gastronomische Betriebe in Münster aufgeben. Die Gründe klingen ähnlich: hohe Fixkosten, Personalmangel und eine spürbare Konsumzurückhaltung belasten die Branche schwer. Besonders hart trifft es inhabergeführte Konzepte, die kaum finanzielle Puffer haben.

Innenstadt verliert zwei beliebte Adressen

Die Lokale Aposto und Besitos verabschieden sich gemeinsam vom Alten Steinweg. Während Aposto bereits am 20. Juli 2025 endgültig schloss, folgt das Besitos nur Tage später. In der offiziellen Erklärung heißt es, man danke Gästen und Team für viele schöne Jahre – und begründet die Aufgabe mit der anhaltend niedrigen Besucherfrequenz in der Innenstadt. Auch das Vapiano am Hafen ist seit Anfang Juli dicht. Laut Betreiber soll die Fläche von einem neuen Konzept übernommen werden, Details sind bislang jedoch nicht bekannt.

Mietdruck in der östlichen Innenstadt: Salam Kitchen vor dem Aus

Am 2. August servierte die Salam Kitchen zum letzten Mal. Das Restaurant, bekannt für internationale Fusionsküche und ein soziales Konzept, nennt explodierende Mietkosten als Hauptgrund für das Aus. Acht Jahre lang war es ein Ort der Begegnung in der östlichen Innenstadt – nun fehlt dort ein multikulturelles gastronomisches Angebot.

Rückgang bei Umsätzen und Beschäftigung im Gastgewerbe

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Krise ist kein lokales Phänomen, sie ist Teil eines größeren Trends. In Nordrhein-Westfalen lagen die preisbereinigten Umsätze im Gastgewerbe von Januar bis Mai 2025 um 3,1 % unter dem Vorjahresniveau. Auf Bundesebene zeigt sich ein ähnliches Bild: Ein kurzer Anstieg im April wurde im Mai direkt wieder durch einen Rückgang von 4,6 % relativiert. Besonders deutlich fällt der Vergleich mit dem Vorkrisenjahr 2019 aus: Die Branche in Westfalen-Lippe verzeichnet ein Umsatzminus von 13 % und 10 % weniger Beschäftigte.

Warum die Gastro-Branche in Münster besonders leidet

Mehrere Faktoren wirken in Münster besonders negativ zusammen. Neben den gestiegenen Energiepreisen belasten auch hohe Innenstadtrandmieten und das für eine Studierendenstadt typische Lohnniveau die Betriebe. Gleichzeitig bleibt das Konsumklima im Münsterland schwach. Gäste sparen an Spontanbesuchen, Desserts oder Cocktails.

Unklare politische Rahmenbedingungen und Personalmangel

Hinzu kommt die Unsicherheit bei der Mehrwertsteuer: Eine Senkung für Speisen steht zwar im Raum, wird im Bundesrat aber kontrovers diskutiert. Mehrere Bundesländer lehnen sie ab. Auch der anhaltende Fachkräftemangel belastet das Tagesgeschäft. Laut IHK muss jeder fünfte Betrieb in NRW Personal abbauen oder findet keine qualifizierten Kräfte. In der Küche wie im Service fehlen Fachleute – oft dauerhaft.

Welche Chancen es trotzdem gibt: Digitalisierung, Storytelling, Events

Trotz der schwierigen Lage gibt es auch Lichtblicke. Die IHK Nord Westfalen setzt auf Digitalisierung: Ein Workshop am 8. September 2025 soll zeigen, wie Self-Ordering-Systeme oder KI-gesteuerte Dienstpläne die Effizienz steigern und bis zu 12 % der Fixkosten einsparen können. Auch Regionalität und Storytelling gewinnen an Bedeutung. 

Neue Konzepte für leerstehende Flächen

Leerstände bieten auch Chancen: Die ehemalige Vapiano-Fläche soll künftig ein innovatives Hybrid-Food-Konzept beherbergen. Auch Ghost Kitchens oder Food-Halls könnten in Münster Pilotcharakter gewinnen. Kooperationen mit Events wie dem Hafenfest oder dem Wochenmarkt sowie Rabatte für Studierende könnten helfen, neue Zielgruppen zu erreichen – vor allem in nachfrageschwachen Zeiten.

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