Münster. Mit bunten LEGO-Steinen zu besseren Teamstrukturen und klareren Strategien? Was auf den ersten Blick nach einem Spiel klingt, ist eine wissenschaftlich fundierte Workshop-Methode – und wird von Tobias Gyger gezielt für Unternehmen im Münsterland eingesetzt. Der Business-Coach und frühere Geschäftsführer erklärt im Gespräch mit ms-aktuell.de, warum LEGO Serious Play mehr ist als spielerisches Teambuilding und wie sich damit selbst komplexe Probleme lösen lassen.
LEGO Serious Play kombiniert Kreativität, Hirnforschung und Psychologie zu einer innovativen Coaching-Methode. „Erwachsene spielen nicht nur zum Spaß. Sie wollen etwas erreichen“, sagt Tobias Gyger. Und genau darauf zielt die Methode ab: Mit den Händen denken, Modelle bauen, die für persönliche Werte, Rollen oder Herausforderungen stehen – und anschließend darüber sprechen.
Dabei entstehen laut Gyger oft Erkenntnisse, auf die man in klassischen Meetings nie gekommen wäre. Die Teilnehmerinnen bauen zuerst individuell, erklären dann ihre Modelle und beantworten Fragen aus der Gruppe. So kommen alle Stimmen gleichwertig zu Wort – ganz ohne dominante Wortführer oder zurückhaltende Kolleginnen.
Am Anfang jedes Workshops steht das sogenannte Skill Building. In etwa einer Stunde lernen die Teilnehmer*innen, wie sie abstrakte Begriffe wie „Werte“ oder „Rollen im Team“ mit LEGO umsetzen können. „Viele denken erst, sie müssten die Feuerwehr nachbauen – aber es geht um Metaphern“, erklärt Gyger. Durch diesen Einstieg verlieren selbst skeptische Teilnehmende schnell die Hemmungen.
Danach folgen mehrere Bauphasen mit konkreten Fragestellungen. Dabei entstehen individuelle Modelle, gemeinsame Landschaften oder sogar vereinte Teamwerte in einem einzigen Bauwerk. Das Bauen selbst erfolgt immer unter leichtem Zeitdruck – ein bewusster Kniff, um das Unterbewusstsein stärker zu aktivieren. „Plötzlich merkt man beim Bauen: Das ist die Lösung – ohne dass man vorher wusste, was man sucht“, so Gyger.
LEGO Serious Play wurde ursprünglich von der LEGO Group in Zusammenarbeit mit Forscher*innen aus Lausanne entwickelt. Ziel war es, die Innovationskraft im Unternehmen zu stärken. Die Methode basiert auf mehreren wissenschaftlichen Konzepten: dem Konstruktivismus, dem Konstruktionismus, der Theorie des Spiels und der engen Verbindung von Hand und Gehirn.
„Das Modell wird zum Stellvertreter für mich selbst“, sagt Gyger. Dadurch wird es vielen leichter, über Gefühle oder Konflikte zu sprechen – besonders Menschen in technischen Berufen oder mit wenig Kommunikationsroutine profitieren davon. Selbst komplexe Veränderungsprozesse oder Strategieentwicklungen lassen sich auf diese Weise strukturiert und kreativ begleiten.
Die Methode eignet sich für Unternehmen aller Branchen – ob Handwerk, Produktion, Verwaltung oder Dienstleistung. Wichtig ist laut Gyger nur eines: Es muss sich um ein komplexes, kreatives Problem handeln. „Wenn sich etwas einfach ausrechnen lässt, braucht es keinen LEGO-Workshop“, stellt er klar. Ideal sind etwa Fragen zur Zusammenarbeit, zum Teamverständnis, zur Unternehmenskultur oder zur strategischen Neuausrichtung.
Auch Einzelcoachings sind möglich. So habe etwa eine Unternehmerin ihr Wunschkunden-Profil als LEGO-Modell gebaut – und anschließend ihr Marketing gezielt daran ausgerichtet. Mit Erfolg.
Gyger bietet sowohl firmeninterne Workshops als auch offene Schnupperformate an – Letztere sind ideal für alle, die die Methode erst einmal ausprobieren möchten. Interessierte Unternehmen können sich direkt per E-Mail oder telefonisch melden. Die Coachings finden je nach Ziel und Anlass entweder in den Räumen des Unternehmens oder in neutraler Umgebung statt – gerade für Führungskräfte sei räumliche Distanz zum Arbeitsalltag oft förderlich.
„Man muss es erlebt haben, um den Effekt wirklich zu verstehen“, betont Gyger. Für ihn ist LEGO Serious Play mehr als eine Methode – es ist eine Einladung, kreatives Denken neu zu entdecken.
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