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Lehrermangel in NRW: Ab 2026 fehlen auch Münsters Schulen wichtige Kräfte

Lehrermangel in NRW ab 2026
Symbolfoto

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2500 Lehrkräfte wechseln 2026 zurück an die Gymnasien

NRW steht vor einer neuen Bildungskrise: Im Sommer 2026 werden mehr als 2500 Lehrkräfte von Grund- und weiterführenden Schulen abgezogen und an die Gymnasien versetzt. Hintergrund ist die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9). Dadurch kommt an den Gymnasien ein kompletter Jahrgang hinzu, für den mehrere tausend zusätzliche Lehrerstellen benötigt werden.

Das Land hatte bereits in den vergangenen Jahren Gymnasiallehrkräfte „auf Vorrat“ eingestellt. Weil an anderen Schulformen die Personalnot größer war, wurden viele dieser Lehrer zunächst dorthin abgeordnet. Sie unterstützten Grund-, Real- und Gesamtschulen mit Förderunterricht, Sprachbildung oder Team-Teaching. Diese sogenannten Vorgriffsstellen sind befristet bis zum 31.07.2026. Ab 2026/27 kehren die Lehrkräfte an die Gymnasien zurück. Nun laufen sie aus.

Die Bildungsgewerkschaft GEW warnt vor „massiven Lücken“ ab Sommer 2026. Besonders an Grundschulen drohten ganze Förderstrukturen wegzubrechen. Auch Elternvertreter befürchten, dass der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der zeitgleich in Kraft tritt, nicht erfüllt werden kann.

Folgen für die Grundschulen in Münster

Auch in Münster wird der Abzug der Gymnasiallehrkräfte spürbare Auswirkungen haben. Nach Angaben der Bezirksregierung Münster sind aktuell über 120 Lehrerinnen und Lehrer im Regierungsbezirk an Grundschulen abgeordnet. Sie sichern derzeit Unterricht und Ganztagsangebote an mehreren Standorten ab.

Münster verfügt über 46 Grundschulen mit rund 11.000 Schülerinnen und Schülern. Schon heute kämpfen viele dieser Schulen mit Engpässen bei der Versorgung. Mit dem Abzug der abgeordneten Kräfte verschärft sich die Lage weiter – Unterrichtsausfall und Kürzungen bei Förderstunden werden wahrscheinlicher.

Gymnasien in Münster profitieren

Während Grundschulen auf dringend benötigte Lehrkräfte verzichten müssen, profitieren die städtischen Gymnasien von der Rückkehr der „Vorgriffsstellen“-Pädagogen. In Münster gibt es insgesamt elf Gymnasien, die mit Beginn des Schuljahres 2026/27 einen zusätzlichen Jahrgang aufnehmen. Damit steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler an diesen Schulen deutlich.

Die zusätzlichen Lehrkräfte sind für die Gymnasien unverzichtbar, um den Übergang zu G9 organisatorisch und inhaltlich stemmen zu können. Mehr Unterrichtsstunden, zusätzliche Kurse in der Sekundarstufe I und ein größerer Bedarf an Fachlehrern – all das erfordert erheblich mehr Personal. Die Rückkehr der Gymnasiallehrkräfte ermöglicht es den Schulen, ihre Stundentafeln zu erfüllen, Wahlfächer anzubieten und auch Förderangebote in den Blick zu nehmen.

Schulleitungen in Münster sehen darin eine große Chance: Endlich könnten Engpässe in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) oder im Fremdsprachenbereich entschärft werden. Gleichzeitig entsteht jedoch ein Spannungsfeld, da diese personellen Ressourcen nicht zusätzlich ins System kommen, sondern zulasten der Grund- und Gesamtschulen freigemacht werden.

Die Herausforderung für Münster besteht also darin, dass die Gymnasien zwar gestärkt werden, die übrigen Schulformen aber noch tiefer in die Krise geraten könnten. Genau an dieser Schnittstelle wird sich zeigen, ob die Landespolitik Lösungen anbieten kann, die nicht nur den Gymnasien, sondern allen Schulen gerecht werden.

Politische Diskussion nimmt Fahrt auf

In der Stadt Münster ist das Thema besonders brisant, weil die OGS-Versorgung bereits im vergangenen Jahr kontrovers diskutiert wurde. Zwischenzeitlich stand sogar ein Aufnahmestopp im Raum, ehe die Stadt zusätzliche Budgets freigab. Mit dem Abzug der Vorgriffsstellen-Lehrkräfte droht eine neue Belastungsprobe.

Elternverbände fordern, dass das Land mehr originär ausgebildete Grundschullehrkräfte einstellt. Auch die GEW mahnt eine nachhaltige Personalstrategie an, die über kurzfristige Verschiebungen hinausgeht. Ohne eine solche Lösung drohen nicht nur Engpässe im Unterricht, sondern auch eine Verschlechterung der Bildungsqualität in Münster und ganz NRW.

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